»Einer der berühmtesten Prediger des vorreformatorischen Jahrhunderts war der am Straßburger Münster tätige Säkularpriester Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510). Er war [...] ein geradezu kompromißloser Verfechter einer tief greifenden Kirchenreform sowie ein überaus scharfere Kritiker kirchlicher Mißstände« (Williams-Krapp [2004a] S. 14). Von 1479 bis zu seinem Tod 1510 war er Münsterprediger, unterbrochen wurde diese Tätigkeit nur durch eine Pilgerreise nach Südfrankreich (1484) und einen Besuch bei seinem Freund Friedrich Bischof von Zollern in Augsburg, wo er drei Monate lang predigte (1488). »Nur ein Teil der vielen Geiler zugeschriebenen und in der Regel gedruckten Werke wurde auch von ihm autorisiert« (ebd.). Damit in Zusammenhang steht möglicherweise der Umstand, dass die Überlieferung von Geilers Predigten in deutschen Handschriften, vor allem im Vergleich zur umfangreichen, auch illustrierten Drucküberlieferung (vgl. das kommentierte Werkverzeichnis bei Voltmer [2005] S. 942–1014), schmal ausfällt; im Handschriftencensus sind gerade einmal 13 Handschriften verzeichnet. Mit fünf Handschriften am umfangreichsten überliefert sind unter dem Titel ›Berg des Schauens‹ die Augsburger Predigten (vgl. Freienhagen-Baumgardt/Williams-Krapp [2015] S. XII–XIX), alle ohne Bildausstattung. Als illustrierte Handschrift mit Text-Bild-Bezug ist für den KdiH nur der Berliner Codex Ms. germ. fol. 88 (Nr. 103.10.1.) relevant, der zu den Predigten / dem Traktat (hierzu Voltmer [2005] S. 986) ›Von den neun Früchten des Klosterlebens‹ eine historisierte Figureninitiale mit einer Pfingstszene aufweist, die als Anspielung auf den Predigttext verstanden werden kann.
Cgm 46 (1512, Widmungsexemplar von Dr. Johannes von Eck für Herzogin Kunigunde von Bayern, Witwe Albrechts IV. des Weisen), ursprünglich für die Stoffgruppe 117. ›Schiff der Reu‹ vorgesehen, ist nicht in den KdiH aufgenommen, weil er zwar ein aufwendig mit Fleuronné ausgestattetes Eingangsblatt (2r) enthält, aber keine Illustration mit Text-Bild-Bezug.