Bei den ›Mitteldeutschen Predigten‹ handelt es sich ursprünglich um einen Muster-Predigtzyklus des 12. Jahrhunderts, in den vorwiegend Heiligenpredigten aufgenommen wurden, in dem aber auch Homilien zu den Kirchenfesten enthalten waren wie das Predigtbuch des Priesters Konrad. Der Zyklus ist in fünf Fragmenten des 13. und 14. Jahrhunderts als Predigtsammlung – nicht illustriert – überliefert (zu den Fragmenten siehe Schiewer [2008] S. 161f.) sowie in einer umgestalteten Form als Legendar in vier Handschriften des 15. Jahrhunderts (Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. III. 1.4º.19, Berlin, Ms. germ. quart. 2025 [Nr. 103.1.1.], Heidelberg, Cod. Pal. germ. 55 und Bad Berleburg, Ms. RT 2/3 [Nr. 120.2.1.]), von denen nur die Berliner Handschrift illustriert ist. Die Anpassung an ein Legendar dürfte wohl ein Redaktor des späten 14. oder frühen 15. Jahrhunderts vorgenommen haben. Dabei entfernte er sämtliche Kirchenfestpredigten sowie die lateinischen Bibelzitate bis auf das Predigtthema. Williams-Krapp (1986, S. 16) stellt fest, dass die »Redaktion in ihrer c o r p u s m ä ß i g ursprünglichsten Form in der illustrierten Berliner Hs. enthalten [ist], die 31 Texte zu den Hauptheiligen und den Marienfesten (Stephanus bis Thomas, Ap.) in kalendarischer Anordnung enthält«. Die ›Mitteldeutschen Predigten‹ bilden in der Umarbeitung zum Legendar als Untergruppe innerhalb der Stoffgruppe einen Sonderfall.