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86.5. Jakob Mennel, ›Fürstliche Chronik‹ und ›Zaiger‹

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Der Nachweis einer altehrwürdigen Herkunft und die Glorifizierung der habsburgischen Familiengeschichte in genealogischen und chronikalischen Werken bilden zusammen mit den autobiografischen Romanen (Untergruppen 86.2.86.4.) den Kern der Maximilianea. Seit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert erforschte eine Reihe Gelehrter im Auftrag Maximilians I. die Ursprünge des Hauses Habsburg (Laschitzer [1888] bes. S. 9–31). Seit 1505 gehörte der in Freiburg im Breisgau lebende Jakob Mennel (um 1460–1526) als königlicher Rat zu diesem Kreis. Bereits zwei Jahre später, 1507, veröffentlichte er mit seiner in Konstanz gedruckten ›Cronica Habspurgensis nuper Rigmatice edita‹ (VD16 M 4611) eine Arbeit zur Geschichte der Habsburger, die ihn als Nachfolger des Hofhistoriografen Ladislaus Sunthaim (um 1440–1512/1513) empfohlen haben dürfte. Obgleich sich mit Mennels Amtsantritt auch die von Maximilian bevorzugte merowingisch-fränkische Abstammungserzählung der Habsburger, die den trojanischen Ursprung des Geschlechts darzulegen sucht, gegenüber der zuvor vertretenen römischen Ursprungsgeschichte endgültig durchsetzte, sollte die Debatte um die Details der Generationenfolge bis 1518 anhalten. Vor allem die von Mennel zeitweise von Johannes Trithemius (1462–1516) übernommene fränkische Ahnenfolge war in ihren einzelnen Gliedern mehr als umstritten und führte zu einer Diskussion mit Johannes Stabius (um 1468–1522), der seit 1509 eigene genealogische Forschungen anstellte, um den Stammbaum der ›Ehrenpforte‹ vorzubereiten. Hierdurch geriet nicht nur die auf Mennels Studien aufbauende Arbeit an der Holzschnitt-Genealogie (Nr. 86.7.1.) um 1512 ins Stocken, auch seine ›Fürstliche Chronik‹ durchlief mehrere Redaktionsstufen, ehe er das fünf Bände umfassende Werk 1518 Maximilian überreichen konnte.

Anders als bei den Werken, die der Kaiser als Ideengeber und Koautor begleitete, lag die Herstellung der ›Fürstlichen Chronik‹ ganz in Händen Mennels. Erste Entwürfe finden sich in einer 1511 datierten, von Mennel in Deutsch verfassten Texthandschrift (Wien, Cod. 8994) und in der Wiener Sammelhandschrift Cod. 2800* (Nr. 86.5.1.), deren lateinische Texte wie die ›Cronica Habspurgensis‹ aus dem Jahr 1507 datieren. Die enthaltenen Entwürfe zum dritten und fünften Buch der ›Fürstlichen Chronik‹ spiegeln ein späteres Bearbeitungsstadium wider und bereiten eine deutsche Textfassung vor, von der lediglich der fünfte Band in Auszügen in Cod. 3077*–3077** (Nr. 86.5.3.) von 1514 erhalten ist. Bemerkenswert an der Wiener Sammelhandschrift ist, dass sie zu den deutschen Texten auch Illustrationsproben enthält, die motivisch wie stilistisch der Werkstatt bzw. dem Maler zuzuordnen sind, der die bis 1518 entstehenden Bände der Chronik illustrierte und den Notnamen Mennel-Meister trägt. Wie bei einem Großteil der Maximilianea erfolgten auch hier Planung und Arbeit an Bild und Text parallel. Alle fünf Bände der ›Fürstlichen Chronik‹ stellte Mennel Anfang 1518 fertig, sie wurden vom Prior der Freiburger Kartause, Gregor Reisch (ca. 1470–1525), korrigiert und beglaubigt. Im Unterschied zur Redaktion von 1514 sind die Heiligen und Seligen des Hauses Habsburg im fünften Band nun nicht mehr in genealogischer Folge beschrieben, sondern werden in der Ordnung des Kirchenjahres präsentiert. Diese liturgische Form der gedechtnus vertreten eine Reihe weiterer Werke, die um 1513/1514 entstanden und wohl mit verantwortlich für den Planwechsel waren, wie etwa Maximilians jüngeres Gebetbuch (VD16 M 1657), Mennels nicht illustrierter Heiligenkalender für den St.-Georgs-Ritterorden (Stuttgart, HB V 43) und auch ein dem Miniaturencodex der ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ (Nr. 86.6.4.) vormals beigebundener lateinischer Heiligenkalender.

Trotz der reichen Illustration mit 276 Wasser- und Deckfarbenminiaturen handelt es sich auch bei der Anfang 1518 vorgelegten Version der ›Fürstlichen Chronik‹ (Nr. 86.5.2.) nicht um eine abschließende Reinschrift, wie die zahlreichen Randnotizen und Ausstreichungen oft ganzer Textseiten belegen. Obgleich der erste und fünfte Band sorgfältiger ausgeführt wurden als der Rest der Chronik – nur diese Bände enthalten neben Stammbäumen und Wappen auch vereinzelt figürliche Bilder und Bildnismedaillons –, bleibt das umfangreiche Werk für die Benutzung unhandlich, was erklären mag, dass Mennel bereits im Februar 1518 mit dem ›Zaiger‹ (Nr. 86.5.5.) eine einbändige, dicht bebilderte Kurzfassung vorlegte. Hier finden sich neben zwei Widmungsbildern, die Mennels Beitrag am Werk hervorheben, auch die narrativen Ereignisbilder, die in der eigentlichen Chronik fehlen und die Geschichte der Habsburger seit der Zerstörung Trojas illustrieren, begleitet von jeweils nur wenige Zeilen umfassenden Texten. Beiden Bildprogrammen, demjenigen der ›Fürstlichen Chronik‹ wie auch des ›Zaiger‹, sind die aufwendigen Wappenkombinationen, die sogenannten Pfauen- und Lerchenspiegel, gemeinsam. Im vierten Band der Chronik (Cod. 3075) kommen noch zwei doppelseitige, wappentragende habsburgische Pfauen hinzu. Solche Erfindungen, die heraldische Zeichen und Devisen des Hauses Habsburg verbinden, sind für die unter Maximilian entwickelte Bildsprache charakteristisch und begegnen bereits in den Wappenseiten des Jagd- (Nr. 86.8.1.) und Fischereibuchs (Nr. 86.8.2.). Sie stehen gleichberechtigt neben den narrativen Illustrationen der Bände.

Das in der ›Fürstlichen Chronik‹ präsentierte Material bildete die Grundlage weiterer, den Maximilianea zuzurechnender Werke. Ganz unmittelbar ist die Verbindung zu den ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ (Untergruppe 86.6.), die auf die erste Fassung des fünften Bandes der Chronik von 1514 zurückgehen (Nr. 86.5.3.). Für die Holzschnitt-Genealogie (Untergruppe 86.7.) dürfte Mennel die Texte geliefert haben, und noch im Mai 1518 legte er mit dem ›Buch von den erlauchtigen und claren weybern des loblichen husz Habsburg‹ (Nr. 86.5.4.) ein weiteres, die Chronik ergänzendes Werk vor. Nach Maximilians Tod erschien dann 1522 Mennels gedrucktes ›Seel- und Heiligenbuch‹ (VD16 M 4621), eine freie Bearbeitung des Chronikstoffes, dessen Text wiederum die wenigen zwischen 1522 und 1551 in Buchform veröffentlichten Holzschnitte der ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ begleitete. Aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammt schließlich die Abschrift einer Maximilians Enkel Karl, dem späteren Kaiser Karl V. gewidmeten Chronikbearbeitung Mennels, heute in der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau (Hs. 31, Wasserzeichendatierung: 1556–1560). Sie ist mit 108 ganzseitigen Deckfarbenminiaturen ausgestattet, von denen 15 die Lerchenspiegel der ›Fürstlichen Chronik‹ aufgreifen.

Editionen:

Transkription aller Bände der ›Fürstlichen Chronik‹ (Nr. 86.5.2.) durch Kathol (1999); Text des ›Zaigers‹ (Nr. 86.5.5.) teilweise transkribiert bei Chmel 1 (1840) S. 7–9.

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