KdiH

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86.5.5. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 7892

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Datierung:

12.2.1518 (111v).

Lokalisierung:

Freiburg im Breisgau.

Besitzgeschichte:

Durch Jakob Mennel vermutlich unmittelbar nach der Fertigstellung an Maximilian I. übergeben. Seit dem 17. Jahrhundert in der Wiener Hofbibliothek (2r von der Hand des Bibliothekars Peter Lambeck Besitzvermerk: Ex Augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensi, Signatur: Hist. prof. 388). Keine älteren Signaturen, daher unklar, ob aus der Ambraser Sammlung oder der Grazer Schlossbibliothek Kaiser Ferdinands II. nach Wien gelangt (siehe Irblich [1996] S. 150).

Inhalt:
Jakob Mennel, ›Kayser Maximilians besonder buch genant der Zaiger‹
1v–2v Vorrede Jakob Mennels, 3r–16r Erster Traktat, 23r–25v Zweiter Traktat, 32v–109v Dritter Traktat, 111v–112r Schlussrede Jakob Mennels
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, II + 121 + I* Blätter (neben Bl. 10 auch 10*, nach 107 ein Blatt herausgeschnitten, nicht gezählt), 373 × 250 mm, Kanzleikursive, zwei Schreiber, Hand I: 1v–25v, 32v, 68v (ab Seitenmitte) bis 71r, 111v: Wil damit den dritten tractat vnnd also dis besonder búch E. k. Mt. ingehaim zebehalten geendet haben ... Datum freyburg Im brysgow am xii tag februarÿ Anno dn̄ī 1518, darunter beglaubigt durch den Prior der Freiburger Kartause, Gregor Reisch: Prior Cartusie friburgensis scpt (subscripsit), Hand II: 33r–68v (bis Seitenmitte), 93r–109v, einspaltig, Zeilenzahl wechselnd, erster Buchstabe eines Absatzes etwas größer.

Schreibsprache:

oberdeutsch mit alemannischer Einfärbung.

II. Bildausstattung:

21 kolorierte Federzeichnungen (2r, 3r, 4r, 5r, 6r, 7r, 8r, 9r, 10r, 10*r, 11r, 12r, 13r, 14r, 15r, 16r, 23r, 24r, 25r, 33v, 112r), 32 lavierte Stammbaumzeichnungen (34r–39v) und fünf kolorierte genealogische Spiegel (54r, 55r, 56r, 57r, 58r). Alle Illustrationen von einem namentlich nicht bekannten Maler, dem Mennel-Meister, der auch die ›Fürstliche Chronik‹ (Nr. 86.5.2.) illustriert hat.

Format und Anordnung:

Der ›Zaiger‹ ist als Bilderbuch konzipiert, das es Maximilian I. erlauben sollte, den Inhalt der fünfbändigen ›Fürstlichen Chronik‹ (Nr. 86.5.2.) in kürzester Zeit zu erfassen. Entsprechend sind die ersten beiden Teile als reine Bildtraktate gestaltet: Den ersten Traktat (3r–16r) bilden 15 gerahmte, nahezu dreiviertelseitige Miniaturen, angebracht jeweils auf den Rectoseiten. Zwei bis vier Textzeilen fassen darunter in knapper Form das Thema zusammen. In nur drei Fällen werden die Texte auf den sonst unbeschriebenen Versoseiten fortgesetzt (10*v, 14v, 16v). Wie in der Vorrede angekündigt (1v), sind die Miniaturen oben mit den Buchstaben A bis P bezeichnet. Der zweite Traktat (23r–25v) besteht aus drei nahezu ganzseitigen gerahmten Bildern (oben bezeichnet Q bis S). Darunter bleibt Platz für eine Textzeile, die bis zu 14 Zeilen langen Erläuterungen setzen sich auf den Versoseiten fort. Nach dem Titel des dritten Traktats folgen eine ganzseitige, kolorierte Federzeichnung (33v), danach 32 ganzseitige, kolorierte Stammbäume und fünf halbseitige, kreisrunde Spiegel mit Heiligennamen auf den Rändern. Der Text beschränkt sich hier auf kurze Überschriften und Beschriftungen. Längere Textpassagen finden sich nur zwischen Stammbäumen und Spiegeln (51r–52v: Frage und Antwort), im letzten, nicht illustrierten Teil des dritten Traktats (62r–71r, 93r–109v) und in Vor- und Schlussrede Mennels, die von einem dreiviertelseitigen, gerahmten Widmungsbild (2r) und einem ganzseitigen, gerahmten Autorbild (112r) begleitet werden.

Bildaufbau und -ausführung:

Die erzählenden, vielfigurigen Bilder zu den ersten beiden Traktaten, Vor- und Schlussrede bestimmt eine dynamische Farbigkeit. Die Zeichnungen sind rasch, oft skizzenhaft ausgeführt, aber sorgfältig koloriert. Deckfarben werden zurückhaltend eingesetzt, es dominieren Wasserfarben von großer Leuchtkraft. Binnenkonturen treten in kräftigem Schwarz hervor. Die wenigen Innenraumdarstellungen (2r, 13r, 16r) zeigen einfache Räume, die von großen Figuren bevölkert werden. In den Landschaften, Stadt- und Burgansichten erreichen die Maler durch Überschneidungen, markante Größenunterschiede zwischen Vorder- und Hintergrund und starke Verblauung zum Hintergrund hin Tiefenräumlichkeit und atmosphärische Wirkungen. Die Illustrationen zum genealogischen dritten Traktat sind zurückhaltender koloriert, hier tritt die Federzeichnung deutlicher hervor. Beim zweiten Stammbaum (34v) wurde ein Ast mit Medaillons nachträglich getilgt.

Das aus der ›Fürstlichen Chronik‹ (Nr. 86.5.2.) bekannte Malerzeichen des Mennel-Meisters, über Kreuz gestellter Schäfer- und Hirtenstab, erscheint in mehreren Illustrationen (3r, 4r, 5r, 7r, 8r, 9r, 14r, 16r, 23r, 112r). Zudem dürfte es sich bei dem kleinen, rechts unten neben der Edelsteinleiter knienden bärtigen Beter in rotem Mantel (25r) um eine Darstellung des Mennel-Meisters handeln. Hinter seinem Wappenschild (drei goldene Schilde auf rotem Grund) tauchen wiederum Dreschflegel und Schäferstab auf. Das Entstehungsjahr der Handschrift, 1518, in mehreren Bildern: 9r, 12r, 13r, 16r.

Bildthemen:

Komplette Bilderliste bei Chmel 1 (1840, S. 7–9). Prominent tritt Jakob Mennel im Bildprogramm hervor, der sowohl am Anfang der Handschrift im Widmungsbild (2r) wie auch an ihrem Ende im Autorbild (112r) erscheint. Im ersten Fall verweist er Maximilian auf die fünf Bände der ›Fürstlichen Chronik‹, am Ende kniet er mit Frau und Kindern in einer Landschaft unter der himmlischen Erscheinung der Marienkrönung, alle Familienmitglieder sind auf Schriftbändern namentlich bezeichnet. Eine weitere Benennung der dargestellten Personen erfolgt in den Bildern zur Geschichte des Hauses Habsburg im ersten Traktat über Randnotizen zur Meerfahrt der Trojaner nach der Zerstörung ihrer Stadt (4r). Ein Leser (laut Chmel 1 [1840] S. 8: Maximilian) hat den König im Schiff links am Blattrand daneben als Eneas identifiziert, rechts sind über den Insassen zweier Boote Zeichen angebracht und am rechten Seitenrand mit der Notiz Troja kindlein aufgelöst. Bei dem stehenden Fürsten im Harnisch (33v) zum dritten Traktat dürfte es sich um einen merowingisch-fränkischen Vorfahren Maximilians handeln. Die ihm beigegebenen Wappen (steigender roter Löwe und drei schwarze Frösche auf Gold) begleiten in Hans Burgkmairs Genealogie (Nr. 86.7.1.) Angehörige dieses Geschlechts.

Farben:

kräftiges Rot, Blau und Grün für die erzählenden Bilder. Bei den lavierten Federzeichnungen überwiegen gebrochene Erdtöne, Grün, Braun, mehrfach abgestuftes Grau für die Rinde der Stammbäume und die heraldischen Spiegel.

Literatur:

Chmel 1 (1840) S. 6–12 (dort Text der Vor- und Schlussrede sowie der ersten beiden Traktate); Menhardt 3 (1961) S. 1163; Unterkircher 4 (1976) S. 68. – Laschitzer 1 (1886) S. 82–84; Maximilian I. 1459–1519 (1959) S. 55, Nr. 177; Maximilian I. (1969) S. 142, Nr. 528; Unterkircher (1983) S. 24–27, Nr. 31–43; Die Zähringer 2 (1986) S. 311, Nr. 273 [Dieter Mertens]; Kunst um 1492 (1992) S. 314f., Nr. 128 [Eva Irblich]; Irblich (1996) S. 148–151, Nr. 31; Der Kaiser in seiner Stadt (1998) S. 477, Nr. 11.4; Kaiser Maximilian I. (2002) S. 228, Nr. 206 [Georg Schmidt-von Rhein]; Webers (2015) S. 233–254.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 37: 33v. Merowingisch-fränkischer Fürst im Harnisch.

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Abb. 37.