86.7. Genealogie
Bearbeitet von Anja Eisenbeiß
KdiH-Band 9
Die Genealogie Kaiser Maximilians I. ist ähnlich wie die ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ (Untergruppe 86.6.) eng mit Jakob Mennels ›Fürstlicher Chronik‹ (Nr. 86.5.) verbunden, in der Mennel im ersten Band (Cod. 3072*, Nr. 86.5.2.) die Herkunft der Habsburger und damit auch Maximilians Herkunft bis auf Noah zurückführte. Allerdings basiert die in der hier besprochenen, von handschriftlichen Versen begleiteten Holzschnittfolge Hans Burgkmairs (Nr. 86.7.1.) überlieferte Fassung, die von Maximilian bis Hector von Troja reicht, nicht auf der 1518 abgeschlossenen zweiten Redaktion der ›Fürstlichen Chronik‹, sondern auf einer früheren, in der Folge verworfenen Redaktionsstufe des Stammbaums aus dem Jahr 1509. Mennel hatte sie auf Geheiß des Kaisers mit seinem Vorgänger in der Rolle des Hofhistoriografen, Ladislaus Sunthaim (ca. 1440–1512/1513), abgestimmt (ausführlich diskutiert durch
Für die vorliegende merowingisch-fränkische Abkunft der Habsburger strich Peutinger aus der ursprünglichen Holzschnittfolge Burgkmairs diejenigen Bilder, die den Stammbaum bis auf Noah zurückverfolgt hätten, ebenso wie die Bilder der Nachfahren Maximilians, die sich bereits in den frühsten Druckserien der Jahre 1509/1510 und 1510/1511 finden (
Die Kombination nahezu ganzseitiger Bilder mit kurzen, den Namen und Verwandtschaftsgrad der Dargestellten erläuternden Versen ordnet die Genealogie einer Reihe weiterer Handschriften unter den Maximilianea zu, bei denen die Bilder gegenüber dem Text Vorrang haben, wie etwa Jakob Mennels als Bilderbuch angelegter ›Zaiger‹ (Nr. 86.5.5.) oder die ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ (Untergruppe 86.6.). Bei den ›Heiligen‹ wie auch der Genealogie bleibt allerdings offen, ob in der autorisierten Endfassung ausführlichere Viten die Illustrationen begleitet hätten. Die in den erhaltenen Codices zwischen den Bildern belassenen unbeschriebenen Seiten würden dies durchaus ermöglichen. Jedoch verlagert sich der Fokus der Maximilianea im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts mit ›Ehrenpforte‹ (1515) und ›Triumphzug‹ (Albrecht Altdorfers Miniaturausgabe als Prunkexemplar für Maximilian um 1512–1515, erste Druckausgabe 1526) zunehmend auf die Druckgrafik und hier den Riesenholzschnitt mit seinen nur kurzen, programmatischen Texten und einem deutlichen Übergewicht der Bilder. So war es möglich, wie bei der ›Ehrenpforte‹, im Bild Genealogie, selig- und heiliggesprochene Vorfahren, Ereignisse aus dem Leben Maximilians – mithin chronikalische Elemente – sowie die allegorische Verklärung der Regentschaft in einem monumentalen Werk zu vereinen. Dies mag ein weiterer Grund dafür sein, dass die parallel in Angriff genommenen Buchprojekte nicht mit gleicher Konsequenz vorangetrieben wurden.
- Nr. 45. Genealogie