KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

86.5.1. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2800*

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1507 (22r), fertiggestellt bis 1514 (Wasserzeichen, siehe Menhardt 1 [1961] S. 313).

Lokalisierung:

Süddeutschland oder Österreich.

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz Jakob Mennels, über seine Nachkommen vermutlich um 1526 auf Wunsch Erzherzog Ferdinands zunächst nach Innsbruck, dann nach Wien gelangt (siehe Schönherr [1884] S. CXVI, Regest 1635), seit dem 18. Jahrhundert in der Wiener Hofbibliothek nachgewiesen (Ir Gentilotti-Signatur: Hist. prof. 228).

Inhalt: Jakob Mennel, Konzepte zu verschiedenen Arbeiten über die habsburgische Genealogie
1. 1r–6v Stammtafeln der römisch-deutschen Könige von Karl dem Großen bis Maximilian I., lateinisch
2. 7r–9r Stammtafeln der Babenberger und Habsburger von Leopold bis Philipp dem Schönen, deutsch
3. 10r Notiz, deutsch
4. 11r–21r Stammtafeln der Habsburger von Macromirus bis Albrecht I., deutsch
5. 22r–34v Cronica domus Austrie ... ab originali eorum principio usque ad annos de incarnatione domini XVc.vij ex divi Maximiliani romanorum Cesaris mandato quam fidelissimo constructa, a Jacobo Mennel
6. 35r–41r Lerchenspiegel
7. 42r–v Pfauenspiegel
8. 43r–48v Entwurf zum vierten Buch der ›Fürstlichen Chronik‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, IV + 52 Blätter (Bl. 9 ausfaltbar [300 × 435 mm], nach Bl. 17 ein Blatt herausgelöst, Bl. 42 rechts beschnitten [305 × 190 mm], aufgeklebter Zettel mit Aufschrift Pfauenspiegel, 49r aufgeklebte Notiz [220 × 160 mm]), 305 × 215 mm, Kanzleikursive, von Jakob Mennel unregelmäßig und flüchtig ohne Auszeichnungen geschrieben, wechselnde Zeilenzahl, mehrfach im Codex der Name des Sohnes Felix Mennel als Vermerk (8v, 9v, 35v).

Schreibsprache:

oberdeutsch mit alemannischer Einfärbung.

II. Bildausstattung:

53 kolorierte Federzeichnungen, davon eine zu Text 2 (9r), jeweils fortlaufend auf den Recto- und Versoseiten 21 zu Text 4 (11r–21r) und 24 zu Text 5 (23r–34v), sechs zu Text 6 (36r, 37r, 38r, 39r, 40r, 41r) und eine zu Text 8 (48v), 16 genealogische Schemata von der Hand des Schreibers auf jeder Seite der Texte 1 und 2 (1r–8v), die Zeichnungen zu den deutschen Texten in der Art des Mennel-Meisters.

Format und Anordnung:

Die ersten beiden Teile der Sammelhandschrift bestehen aus unterschiedlich angeordneten Textmedaillons, die Abstammungslinien entwerfen, am Ende (9r) ganzseitiger Stammbaum auf einem ausfaltbaren Blatt von annähernd doppelter Seitengröße. Vierter und fünfter Teil versammeln Folgen ganzseitiger, beschrifteter Stammbäume auf Recto- und Versoseiten. Halbseitige, jeweils mittig angebrachte genealogische Spiegel auf den Rectoseiten des sechsten Teils, darüber ein- oder zweizeilige Titel, die Versoseiten unbeschrieben. Die letzte, ganzseitige Miniatur mit erläuternden Beschriftungen steht am Ende des achten Textes.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Bis auf den unvollendeten Entwurf der linken Seite eines wappentragenden habsburgischen Pfaus (48v) enthält die Sammelhandschrift keine figürlichen Darstellungen. Der Pfau bereitet die entsprechenden Bilder im vierten Band der ›Fürstlichen Chronik‹ vor (Nr. 86.5.2.) und stimmt bis in die Auswahl der Wappen hinein mit der dortigen Miniatur 12v überein. Die übrigen Illustrationen finden keine direkten Entsprechungen in den späteren genealogischen Arbeiten Mennels. Allerdings greifen die Spiegel im dritten Traktat des ›Zaiger‹ (Nr. 86.5.5.) die Komposition der Lerchenspiegel auf, wenn auch nicht die ihnen beigefügten Beschriftungen, die wiederum auf das Konzept der ›Fürstlichen Chronik‹ verweisen. An den Enden eingerollte, kolorierte Textbanderolen, wie sie die Stammbäume zum vierten Teil begleiten, kennt Mennels Buch von den berühmten Frauen des Hauses Habsburg (Nr. 86.5.4.), dort sind sie allerdings – der Anlage als schmale Randillustrationen geschuldet – vor den Stämmen angebracht. Neben der Komposition erinnert auch die Ausführung der besprochenen Illustrationen an die Arbeiten des Mennel-Meisters. Isoliert stehen die in schwarzer Feder gezeichneten, grau lavierten Bäume zum 1507 datierten fünften, lateinischen Text der Handschrift mit ihren dornenartig spitzen, kahlen Ästen.

Der aus den Illustrationen gewonnene Befund deckt sich mit der Analyse der Texte (Kathol [1998] S. 366–369). Während die lateinischen Texte einen frühen Stand der Studien Mennels wiedergeben und um 1507 entstanden sein dürften, werden die deutschen Texte in den späteren Arbeiten Mennels wieder verwendet, vor allem Text 4 im 1514 datierten Cod. 3077*–3077** (Nr. 86.5.3.), der einen terminus ante quem für die Sammelhandschrift vorgibt und mit dem sie ein Wasserzeichen teilt (Wappen mit Vogelkopf, Typ Piccard online 41775). Kathol (1998, S. 366–369) schlägt eine Datierung um 1511/1512 vor.

Farben:

Gelb, Blau, Grün, Rot und Braun, schwarze Konturen, ein Teil der Stammbäume ausschließlich in unterschiedlichen Grautönen laviert.

Literatur:

Chmel 1 (1840) S. 488; Unterkircher (1957) S. 85; Menhardt 1 (1960) S. 313. – Maximilian I. 1459–1519 (1959) S. 53, Nr. 169; Kathol (1998) S. 366–369; Kathol (1999) S. 10f.; Theisen (2015b) S. 120, Abb. 3 (11v–12r).

Abb. 33: 48v. Entwurf des habsburgischen Pfaus.

86.5.1._Abb._33.jpg
Abb. 33.