86.2. ›Freydal‹
Bearbeitet von Anja Eisenbeiß
KdiH-Band 9
Der ›Freydal‹ eröffnet die Reihe der autobiografischen Romane Maximilians I., ohne jedoch in einer Bild und Text verbindenden Form vorzuliegen. Ein um 1510–1515 entstandener, unillustrierter Textentwurf (Wien, Cod. 2831*) erlaubt Rückschlüsse auf die Handlung: Hinter dem jugendlichen Helden Freydal verbirgt sich Maximilian, den drei Jungfrauen auffordern, eine Minnefahrt anzutreten, die ihn an 64 Turnierhöfe führt. Dort bewährt er sich jeweils vier Tage lang im Ritterspiel und höfischen Fest. Nach seiner Rückkehr wird eine der Jungfrauen um seine Hand werben. Der Textentwurf endet mit einem Ausblick auf den ›Theuerdank‹ (Untergruppe 86.3.), der die Fortsetzung der Geschichte durch schrift vnd figuren (83v) enthalten werde, so dass von einer gemeinsamen Planung der autobiografischen Romane auszugehen ist.
Als frühe, oft mit den Illustrationen des ›Freydal‹ verbundene Textquelle gilt ein Eintrag im Gedenkbuch von 1502 (Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hs. Blau 376, 147r), wonach Meister Martin alle mumerey Maximilians in ein Buch malen sollte. Es dürfte sich hierbei jedoch nicht um Entwürfe für die Festszenen im ›Freydal‹ gehandelt haben, wie
Neben dem wohl schon zu Maximilians Lebzeiten zusammengestellten Wiener Band haben sich Einzelblätter zum ›Freydal‹ erhalten: 27 Federzeichnungen mit Turnierszenen zu Pferd und höfischen Festen zusammen mit Entwürfen zum ›Weißkunig‹ in der Vaticana (Cod. Vat. lat. 8570, 23r, 24r, 34r, 59r, 60v, 103v–114r), 203 kolorierte Federzeichnungen in der National Gallery of Art in Washington, nach Bildthemen geordnet in drei Sammelalben und einer Mappe verwahrt (Department of Prints and Drawings, Rosenwald Collection, Inv.-Nr. 1943.3.4408–1943.3.4527 [Turniere zu Pferd], 1943.3.4528–1943.3.4582 [Fußkämpfe], 1943.3.4382–1943.3.4398, 1943.3.4407, 1964.8.1760–1964.8.1769 [Feste]), und ein Einzelblatt derselben Provenienz im British Museum (Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1926,0713.9). Ein weiteres Blatt wurde 1923 in London versteigert. Bei den Bildern der Vaticana handelt es sich um einfache Umrisszeichnungen mit Farbangaben für die Maler, teilweise auch mit kurzen Notizen, die Details der Kleidung betreffen. Das Bilderkonvolut in Washington und London zeigt dagegen sorgfältig kolorierte Federzeichnungen, die sich auf die Figuren, kaum auf den Hintergrund oder Bildraum konzentrieren. Auf aufgeklebten Zetteln finden sich Korrekturhinweise sowie teilweise Redaktionsnotizen, die in Wortlaut und Gestalt den Vermerken in Skizzencodex A (Nr. 86.6.1.) der ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ entsprechen, z. B. beim Stechen, Inv.-Nr. 1943.3.4511: ist also macht, darunter ein Kreuz. Wie bei den ›Heiligen‹ dürfte damit der Fortgang der Drucklegung dokumentiert worden sein. Dass der ›Freydal‹ als gedrucktes Buch mit Holzschnitten erscheinen sollte, belegt ein Briefwechsel zwischen Maximilian und Konrad Peutinger. Maximilian hatte Peutinger im Februar 1516 zunächst sechs Bilder zu ›Weißkunig‹, ›Freydal‹ und ›Theuerdank‹ geschickt und Peutinger dann im Juni desselben Jahres, den ›Freydal‹ betreffend, angemahnt, der Drucker Hans Schönsperger habe noch immer keine Antwort auf seine Frage nach der Größe der herzustellenden Holzschnitte erhalten (im Wortlaut bei ›Freydal‹ [1880–1882] S. XIf.). Ausgeführt wurden um 1517/1518 lediglich fünf Albrecht Dürer zugeschriebene Holzschnitte, zu denen sich im Berliner Kupferstichkabinett ein Druckstock erhalten hat (SMS 3 [2004] S. 154–164). Nachzeichnungen auf Papier mit einem um 1600 einzuordnenden Wasserzeichen enthält die Augsburger Handschrift 2o Cod 563.
Die dokumentierten Stufen der Bildredaktion des ›Freydal‹ – Umrisszeichnungen, kolorierte Federzeichnungen mit Vermerken zur Koordination der Drucklegung und schließlich die Wiener, teilweise vollendet ausgeführten Miniaturen mit Gold- und Silberauflagen – sowie die Parallelen zur Bildredaktion der ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ (Untergruppe 86.6.) legen ein ähnliches Vorgehen nahe: Neben den mit der Drucklegung verbundenen Entwürfen dürfte auch hier ein aufwendiger gestaltetes Handexemplar für Maximilian vorgesehen gewesen sein, wie es fragmentarisch in Wien (Nr. 86.2.1.) vorliegt.
›Freydal‹ (1880–1882) S. XIV–XXXVI (Transkription Wien, Cod. 2831).
Siehe Literatur zu Nr. 86.2.1.;