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86.7. Genealogie

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Die Genealogie Kaiser Maximilians I. ist ähnlich wie die ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ (Untergruppe 86.6.) eng mit Jakob Mennels ›Fürstlicher Chronik‹ (Nr. 86.5.) verbunden, in der Mennel im ersten Band (Cod. 3072*, Nr. 86.5.2.) die Herkunft der Habsburger und damit auch Maximilians Herkunft bis auf Noah zurückführte. Allerdings basiert die in der hier besprochenen, von handschriftlichen Versen begleiteten Holzschnittfolge Hans Burgkmairs (Nr. 86.7.1.) überlieferte Fassung, die von Maximilian bis Hector von Troja reicht, nicht auf der 1518 abgeschlossenen zweiten Redaktion der ›Fürstlichen Chronik‹, sondern auf einer früheren, in der Folge verworfenen Redaktionsstufe des Stammbaums aus dem Jahr 1509. Mennel hatte sie auf Geheiß des Kaisers mit seinem Vorgänger in der Rolle des Hofhistoriografen, Ladislaus Sunthaim (ca. 1440–1512/1513), abgestimmt (ausführlich diskutiert durch Laschitzer [1888] bes. S. 15–17). In dieser Zeit dürfte auch der Auftrag zur Herstellung einer eigenständigen, bebilderten Genealogie an den in Augsburg die publizistischen Aktivitäten Maximilians koordinierenden Humanisten Konrad Peutinger (1465–1547) ergangen sein. Bereits 1510 stellte Burgkmair Peutinger Kosten für 92 Bilder in Rechnung, wahrscheinlich eine frühe Serie der Genealogie-Holzschnitte (Geissler [1965] S. 250f.; Laschitzer [1888, S. 40, 42f.] vermutete auch Probedrucke zum ›Theuerdank‹ unter den Bildern). Probedrucke und Druckfahnen aus der Augsburger Offizin Erhard Ratdolts (ca. 1447–1528) sind an mehreren Orten erhalten. Das heute wohl umfangreichste Konvolut in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg hat Geissler (1965) publiziert und dabei die Redaktionsschritte bis zum Wiener Cod. 8048 (Nr. 86.7.1.) und seiner lateinischen Parallelhandschrift, dem seit 1512 in kaiserlichem Besitz nachgewiesenen Cod. 8018, nachgezeichnet.

Für die vorliegende merowingisch-fränkische Abkunft der Habsburger strich Peutinger aus der ursprünglichen Holzschnittfolge Burgkmairs diejenigen Bilder, die den Stammbaum bis auf Noah zurückverfolgt hätten, ebenso wie die Bilder der Nachfahren Maximilians, die sich bereits in den frühsten Druckserien der Jahre 1509/1510 und 1510/1511 finden (Geissler [1965] S. 250). Während die ersten Probedrucke lediglich die Ahnen Maximilians zeigen, lassen Peutingers auf einigen Blättern überlieferte Notizen und Skizzen darauf schließen, dass die heute zu den Figuren gehörenden Wappen, Embleme und Titel in mehreren Redaktionsschritten hinzugefügt wurden. Wie beim ›Theuerdank‹ (Untergruppe 86.3.) erfolgten Korrekturen unmittelbar am Druckstock, Entwurf- oder Reinzeichnungen sind nicht überliefert. Cod. 8048 (Nr. 86.7.1.) und sein lateinisches Pendant vertreten die letzte Redaktionsstufe, Paul Geisslers Gruppe F der Probedrucke zur Holzschnittgenealogie (Geissler [1965] S. 260). Die beiden Exemplare unterscheiden sich aber nicht nur in der Sprache, sondern auch in der Anordnung der Figuren. Während die deutsche Handschrift den mitgedruckten Seitenangaben folgend mit Maximilian beginnt und den agnatischen Stamm in 72 Generationen absteigend bis Hector von Troja zeigt, kehrt das lateinische Kaiserexemplar die Folge um. Sie beginnt mit Hector und endet bei Maximilian. Zudem wurden die Holzschnitte hier nicht koloriert. Obwohl mit dieser 1512 erreichten Redaktionsstufe eine weitgehend abgeschlossene Vorlage mit Bild und Text in Latein und Deutsch existierte, wurde das Projekt nicht weitergeführt, was auch mit der bis 1518 andauernden Diskussion um die korrekte Ahnenfolge und den daraus resultierenden fortwährenden Korrekturen und Überarbeitungen des Stammbaums zusammenhängen dürfte.

Die Kombination nahezu ganzseitiger Bilder mit kurzen, den Namen und Verwandtschaftsgrad der Dargestellten erläuternden Versen ordnet die Genealogie einer Reihe weiterer Handschriften unter den Maximilianea zu, bei denen die Bilder gegenüber dem Text Vorrang haben, wie etwa Jakob Mennels als Bilderbuch angelegter ›Zaiger‹ (Nr. 86.5.5.) oder die ›Heiligen der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft‹ (Untergruppe 86.6.). Bei den ›Heiligen‹ wie auch der Genealogie bleibt allerdings offen, ob in der autorisierten Endfassung ausführlichere Viten die Illustrationen begleitet hätten. Die in den erhaltenen Codices zwischen den Bildern belassenen unbeschriebenen Seiten würden dies durchaus ermöglichen. Jedoch verlagert sich der Fokus der Maximilianea im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts mit ›Ehrenpforte‹ (1515) und ›Triumphzug‹ (Albrecht Altdorfers Miniaturausgabe als Prunkexemplar für Maximilian um 1512–1515, erste Druckausgabe 1526) zunehmend auf die Druckgrafik und hier den Riesenholzschnitt mit seinen nur kurzen, programmatischen Texten und einem deutlichen Übergewicht der Bilder. So war es möglich, wie bei der ›Ehrenpforte‹, im Bild Genealogie, selig- und heiliggesprochene Vorfahren, Ereignisse aus dem Leben Maximilians – mithin chronikalische Elemente – sowie die allegorische Verklärung der Regentschaft in einem monumentalen Werk zu vereinen. Dies mag ein weiterer Grund dafür sein, dass die parallel in Angriff genommenen Buchprojekte nicht mit gleicher Konsequenz vorangetrieben wurden.

Literatur zu den Illustrationen:

Laschitzer (1888); Frimmel (1889); Geissler (1965); Hans Burgkmair 1473–1973 (1973) Nr. 150–166 [Heinrich Geissler]; Müller (1987) Sp. 226–229; Irblich (1996) S. 138–142; Webers (2015) S. 254–256; Gold und Bücher lieb ich sehr (2017) S. 124f. [Wolfgang Mayer].

Siehe auch: