KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

87.1.6. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 28

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 9

Datierung:

Mitte 15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Schwäbischer Raum.

Besitzgeschichte:

Zur Entstehung der Handschrift ist nichts bekannt. Schlecht lesbarer Besitzeintrag Ex libris M. F. Francisci Westermayr. O. Ps. S. Aug. 1725 (1r). Ältere Signaturen: N. 135 und N. 2789.

Inhalt: Zum Inhalt siehe auch Petzet (1920) S. 46f.
Vorderer
Innendeckel
Rezept gegen die Pest
1r–39v ›Iatromathematisches Hausbuch‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 39 Blätter (Textverluste: der Text ober- und unterhalb des Bildes von Bl. 19 abgeschnitten, ebenso die untere Hälfte von Bl. 39), 280 × 180 mm, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 42–49 Zeilen, zwei- oder dreizeilige Lombarden in Blau und Rot mit Andeutung von Fleuronné und vereinzelt mit Gold verziert, KL-Ligaturen z. T. in Gold, Rubrizierung.

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

53 kolorierte Federzeichnungen (das beschnittene Bl. 19 hätte eigentlich zum passenden Text zwischen Bl. 20 und 21 wieder eingefügt werden müssen). Ein Maler. Jerchel (1932, S. 63f.) vergleicht die Illustrationen mit denen der Handschrift Donaueschingen Nr. 494, heute: Philadelphia LJS 463 (Nr. 87.1.11.).

Format und Anordnung:

Im Kalenderteil (2r–13v) umfasst ein Monat jeweils ein Blatt, auf der Vorderseite der Kalender: in einem Medaillon (ca. sieben bis zehn Zeilen) das jeweilige Tierkreiszeichen, meist im unteren Teil des Blatts, es kann allerdings auch wandern, wenn dort nicht genug Platz ist; auf der Rückseite: Monatsverse und -regimen in einem Medaillon (ca. zwölf bis 19 Zeilen). Der starke Größenunterschied der Medaillons ergibt sich auch daraus, dass sie teilweise nicht oder verschieden breit gerahmt sind. Die restlichen Abbildungen eher ohne Rahmen, vermutlich aus Platzgründen; die Handschrift ist allgemein sehr eng geschrieben, der Platz musste gut ausgenutzt werden.

Im Kapitel zu den Tierkreiszeichen sind die Illustrationen in Medaillons (elf bis 15 Zeilen hoch), die letzten zwei Zeichen (Wassermann und Fische, beide auf 18v) jeweils in rechteckigen Feldern (14 Zeilen hoch). In Rechtecken: Weiter vorne die Planeten (Jupiter und Mars, 19r–v) noch schriftspiegelbreit und 39 Zeilen hoch, danach werden die Planeten, der Sternseher und Melancholiker deutlich kleiner, nehmen etwa die Hälfte des Schriftspiegels ein und sind zwischen 17 und 28 Zeilen hoch. In Medaillons mit Rahmung, ca. 24 Zeilen hoch, zwei Drittel des Schriftspiegels breit: Phlegmatiker, Sanguiniker, Choleriker, Aderlass, Baden, Harnschau. Ganzseitig: Aderlassmann (33v).

Durch ein zusätzliches Bildfeld in einem Kapitel zum Aderlass auf 29v, in das versehentlich die Melancholiker eingefügt wurden, entstand teilweise eine Verschiebung im Bildprogramm. Um den Fehler zu korrigieren, fügte man in roter Schrift Verweise ein wie: Melancolicus Schwármútig dar von stát geschriben an dem dritten bladt (29v). Da der Text bei der Melancholiker-Darstellung vom Aderlass handelt, hätte hier wohl, wie bei München, Cgm 730 (Nr. 87.1.8.) und 2º Cod. ms. 578 (Nr. 87.1.9.), eine weitere Aderlassdarstellung erfolgen sollen (zusätzlich zu der auf 32v). Alle Verschiebungen sind in der Bildthementabelle in der Untergruppeneinleitung 87.1. erfasst.

Bildaufbau und -ausführung:

Alle Darstellungen in einer tiefen, detaillierten Landschaft, meist mit hohem Horizont, an dem sich Kirchtürme abzeichnen; der Himmel in Blau, der langsam zur Erde hin verblasst. Die Figuren sind modisch gekleidet, schmal und länglich. Farbliche Modellierungen und Schattierungen schaffen Plastizität.

Bildthemen:

siehe Bildthementabelle (Nr. 87.1.). Ikonografisch ist auffällig, dass die Planeten nicht wie in den anderen Handschriften dieser Untergruppe durch nackte, stehende Figuren repräsentiert, sondern bekleidet auf einem Thron sitzend gezeigt werden (stehend nur: Saturn, Jupiter, Mars; Luna kniet auf zwei Rädern). Dies ist sonst nur noch in München, 2º Cod. ms. 578 (Nr. 87.1.9.) und Philadelphia, LJS 463 (Nr. 87.1.11.) der Fall. Daneben ist Jupiter in allen drei Codices bekleidet, mit abgeschlagenem Haupt und Schwert in den Händen dargestellt statt mit seinen üblichen Attributen, den Blitzen/Pfeilen. Zwischen diesen wohl sämtlich im schwäbischen Raum entstandenen Handschriften scheint es daher einen engeren Zusammenhang zu geben. Für diese Handschrift und München, 2º Cod. ms. 578 könnte man sogar eine gemeinsame Vorlage annehmen: In beiden Codices waren zwei Aderlass-Szenen angelegt, außerdem haben sie ähnliche Kompositionen oder Details, wie z. B. der Bildaufbau der Weinlese und der Weintreter mit kahlem Kopf verdeutlichen (10v; München, 2º Cod. ms. 578, 75v).

Farben:

Gelb, Rot, Rosa, Grün, Blau, Grau-Braun, Inkarnat, vereinzelt Gold.

Literatur:

Petzet (1920) S. 45–47. – Jerchel (1932) S. 63–65; Schönfeldt (1962) S. 104–107; Gross (1993) S. 251–254; Schnell (2019) S. 247.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51: 10v. Weinlese.

Abb. 53: 23r. Venus.

87.1.6._Abb._51.jpg
Abb. 51.
87.1.6._Abb._53.jpg
Abb. 53.