87.1.18. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. C 54
Bearbeitet von Pia Rudolph
KdiH-Band 9
Um 1470.
Nürnberg.
Von Erasmus und Dorothea Schürstab aus Nürnberg in Auftrag gegeben (1v). Im 18. Jahrhundert erwarb Johann Jacob Zoller die Handschrift, die er 1774 der Burgerbibliothek Zürich stiftete (Vorsatzblatt Iv Civ[ium] Turicensium Bibliothecae D[ono] D[edit] Vir nobiliss[imus] J. J. Zoller CC Vir[um] praetura Badensi defunctus. MDCCLXXIV). IIr Signatur C54 719. IIv eingeklebter Zettel mit Inhaltsangabe aus dem 18. Jahrhundert und Signatur C 54.
1v | Widmungsbild | |
1. | 2r | Familienchronik der Schürstab von 1300 bis 1472 |
2. | 3r–55v | ›Iatromathematisches Hausbuch‹ |
3. | 55v–58v | Rezept für zwei gute Pulver (parallel überliefert in: Nr. 87.1.1., Nr. 87.1.10., Nr. 87.1.11.), weitere Rezepte, Tabellen mit Erläuterungen |
Pergament (Vor- und Nachsatzblätter Papier), II + 60 + II Blätter, 295 × 205 mm, Cursiva, eine Hand (zwei Nachtragsschreiber aus dem 15. oder frühen 16. Jahrhundert auf 2r), in der Regel einspaltig, bis zu 37 Zeilen, rote Lombarden, Rubrizierung, Cadelle auf 2r.
nürnbergisch.
Ein ganzseitiges Widmungsbild und 53 Illustrationen zu Text 2, Deckfarbe. Ein Maler (
Im Kalenderteil (5v–17r) umfasst ein Monat jeweils eine Doppelseite: Links der Kalender mit dem Tierkreiszeichen in nahezu quadratischen Rahmen (im Medaillon nur: Wassermann, 5v), das sich immer mittig in der rechten Spalte befindet (ca. sieben Zeilen hoch). Rechts Monatsverse und -regimen, in der Mitte der Seite in einem großen Medaillon (manchmal ein Quadrat; etwa die Hälfte des Schriftspiegels) die Monatsarbeiten. Im Text zu den zwölf Tierkreiszeichen werden diese noch einmal in Medaillons dargestellt (ca. 14 Zeilen hoch) allerdings nicht kopiert. Die weiteren Illustrationen in unterschiedlich hohen Rechtecken (13–17 Zeilen hoch), nur der Aderlassmann (48v) nahezu ganzseitig. Was Format und Anordnung betrifft, sind sich in dieser Untergruppe die Handschriften am ähnlichsten, die in Nürnberg entstanden sind (vgl. Nürnberg, Nr. 426, Nr. 87.1.10. und St. Louis, o. Sign., Nr. 87.1.13.).
Bild und Text sind anspruchsvoll und abwechslungsreich ausgeführt, mit mehrfarbigen Rahmen (meist in unterschiedlichen Rottönen, z. T. mit fleuronnéhaften Verzierungen), strukturierende Rubrizierungen insbesondere bei den Tabellen. Die Szenen haben einen kräftigen blauen, gemusterten Hintergrund (Rot hinterlegt nur die Bilder auf 13r, 15r, 17r, 19r, 20r, 21r, 22r, 23r) und können sich auf einem fein gestalteten Rasenstück (Fliesen nur auf 34v) abspielen. Vor allem Tierkreiszeichen (18r–24r) und Monatsarbeiten erhielten eine tiefere, detaillierte Landschaft. Plastizität in den Figuren ergibt sich durch Schattierungen, den Einsatz von Schlaglichtern und einen intensiven Faltenwurf.
siehe Bildthementabelle in der Untergruppeneinleitung 87.1. Hinzu kommt das Widmungsbild (1v): Erasmus Schürstab und seine Frau Dorothea unter zwei Engeln und Christusdarstellung (auf Goldgrund), umrahmt von zwölf Wappen. Das Gebet an Christus und die Gesundheitsvorsorge im Text gehen hier Hand in Hand (vgl. Nr. 87.1.1.).
Der enge Bild-Text-Bezug innerhalb dieser Handschriftengruppe wird u. a. an der Illustration des Aderlassmanns (48v) deutlich. Dessen Überschrift verweist explizit auf die Abbildung: Nun merck daß dise her nach geschribne figur weiset vnd leret wi man igliche adernn lassen sol [...]. Die darin angekündigten Zahlen wurden an die gemalte figur allerdings nicht angebracht. An die roten Striche, die von kleinen Wunden auf dem Aderlassmann ausgehen, hätte demnach noch eine Nummerierung angebracht werden sollen, auf die im folgenden Textabschnitt auch Bezug genommen wird.
Weiß, Gelb, Inkarnat, Rosa, Rot, Grün, Blau, Violett, Braun, Grau, Schwarz, Gold.
Handschriftencensus; https://www.e-codices.unifr.ch/de/description/zbz/C0054/