87.1.13. St. Louis (Missouri), Concordia Seminary Library, o. Sign. [Hausbuch]
Bearbeitet von Pia Rudolph
KdiH-Band 9
1429.
Nürnberg.
Zur Herkunft der Handschrift ist nichts bekannt.
1v–41v |
›Iatromathematisches Hausbuch‹
Text bricht im Kapitel zur Blutschau ab: ...Ist das plut milch var rot vnd ain wenig wassers darob bedewtet das das antlúcz schón wirt vnd ist ain gut zaichen der gesunthait
|
Pergament, 41 Blätter (am Ende fehlen mindestens vier Blätter), Bastarda, eine Hand, 40 Zeilen, einspaltig, Lombarden, Rubrizierung.
nürnbergisch?
52 Miniaturen (Bild zur Harnschau fehlt aufgrund von Blattverlusten). Erster Meister des Mendel’schen Brüderbuches (siehe Nr. 90a.1.3.).
Im Kalenderteil (2v–14r) umfasst ein Monat jeweils eine Doppelseite: Links der Kalender mit dem Tierkreiszeichen in einem Medaillon, das am rechten Rand des Kalenders angebracht ist (ca. neun Zeilen hoch). Rechts Monatsverse und -regimen, in der Mitte der Seite in einem großen Medaillon (ca. 18 Zeilen hoch) die jeweilige Monatsarbeit. Die restlichen Abbildungen sind ca. die Hälfte des Schriftspiegels breit und zwischen 16 und 22 Zeilen hoch, mit eckigen Rahmen; anders nur der ungerahmte Aderlassmann (39r), der etwa die untere Seitenhälfte füllt (Beischrift fehlt). Alle Illustrationen sind mit einem roten oder rosafarbenen Doppelrahmen umgeben (nur Krebs 16v, Fische 20r und Saturn 21v in Grün). Was Format und Anordnung betrifft, ist diese Handschrift dem Schürstab-Codex (Nr. 87.1.18.) und Nürnberg, Nr. 426 (Nr. 87.1.10.) am ähnlichsten, die auch in Nürnberg entstanden sind.
Die Figuren befinden sich auf einem schmalen Streifen in Grün oder Braun, der Hintergrund wurde nur selten in leichtem Blau koloriert. Dem Maler konnten einige Illustrationen einer weiteren Handschrift zugeordnet werden, nach der er heute benannt ist, dem Mendel’schen Brüderbuch (Nürnberg, Stadtbibliothek, Amb. 317.2o; Nr. 90a.1.3.; vgl.
siehe Bildthementabelle in der Untergruppeneinleitung 87.1. Die Darstellung des nackten Jupiter mit Schwert und abgeschlagenem Haupt statt Blitzen/Pfeilen in den Händen (22r) ist eher ungewöhnlich (ikonografisch überschneidet er sich so mit dem Sternbild des Perseus, der mit Schwert und Medusenhaupt gezeigt wird) und kommt in dieser Form nur noch in Nürnberg, Nr. 426, 19r (Nr. 87.1.10.) vor (sowie im Druck, vgl. Nr. 87.1.a.), die dieser Handschrift auch in Aufbau und Ausführung am ähnlichsten ist. Unterhalb von Jupiter im Medaillon befindet sich außerdem ein Schütze, der in beiden Handschriften direkt aus dem Bild auf den Betrachter / die Betrachterin schießt. Die Illustrationen gleichen sich so stark, dass man dieselbe Werkstatt oder Vorlage annehmen kann (vgl. beispielsweise auch Mars, Aderlass oder die Sternseher; der Maler wird nicht derselbe gewesen sein, dafür sind die Gesichter und Details in Nürnberg, Nr. 426 zu grob gestaltet). Demnach gibt es einen engeren Zusammenhang der Nürnberger Handschriften in dieser Untergruppe.
Eine weitere Handschriftengruppe in Nr. 87.1., die im schwäbischen Gebiet zu verorten ist, zeigt zwar auch Jupiter mit Schwert und abgeschlagenem Haupt, allerdings mit Rüstung bekleidet. Die Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass nur hier die Planeten in Kleidung und meist sitzend auftreten, so dass sie sich von dieser nürnbergischen Handschriftengruppe in Nr. 87.1. deutlich unterscheidet.
Gelb, verschiedene Rottöne, Grün, Blau, Braun, Grau, Schwarz.
Abb. 55: 22r. Jupiter.