74.7.2. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 495
Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt
KdiH-Band 8
1430–1440.
Hagenau.
Aus der Werkstatt Diebold Laubers, Gruppe A
1r–236v |
›Elsässische Legenda aurea‹
B1 (
|
Papier, II + 236 + 1 Blätter (die moderne Foliierung beginnt bei 1, obwohl die ersten vier Blätter der ersten Lage fehlen [Textverlust], sie springt ohne Textverlust von 170 auf 172 und von 190 auf 200, Zählung endet bei 235, Bl. 236 ungezählt, jeweils ein Blatt fehlt nach Bl. 130 [Textverlust] und 203 [Textverlust]), 375 × 254 mm, Bastarda, drei Hände (I: 1r–74v, II: 75r–225r, III: 225v–236v), zweispaltig, 32–44 Zeilen, rote Kapitelzählung (Etymologie des Namens erhält eigene Zählung) von iij (1r) bis CXXXV (221v), die anschließende Sondergut-Legende Nr. 5 gezählt als CXXXIX (225v), die Winterteil-Legende Nr. 188 (Barbara) als CXXXX (227r), was auf eine Lücke in der Überlieferung nach Nr. 85 hinweisen könnte, rubrizierte Überschriften, rote und blaue Lombarden, unausgeführte Initialen auf 218ra und 220rb.
unterelsässisch (
40 kolorierte Federzeichnungen. Durch Blattverlust fehlen möglicherweise die Illustrationen zu Advent (Nr. 1), Gregorius (Nr. 47) sowie Gordianus und Epimachus (Nr. 70).
Die Federzeichnungen zweispaltig, gewöhnlich am Blattanfang zwischen der rubrizierten Überschrift zur Etymologie des Namens bzw. einer Gesamtüberschrift und dem Legendentext. Die dadurch häufig entstehenden Freiräume ganzer Spalten werden in Rücksicht auf die Komposition in Kauf genommen (Ausnahmen sind 76v Sebastian und 210v Urban, hier erst Text dann Illustration). Die Illustrationen nehmen das Blatt in der Höhe zu drei Vierteln ein (Ausnahme 116v Martyrium des Blasius halbseitig) und orientieren sich zwar an der Spaltenbreite (hierbei vor allem an den roten und blauen Lombarden), gehen in der Breite aber auch über den Schriftspiegel hinaus.
Vgl. Nr. 74.7.1. (A1). Die Handschrift ist ebenfalls von der Gruppe A der Lauber-Werkstatt illustriert. Die Farben sind jedoch weniger deckend aufgetragen mit flüchtigerer Modellierung. Gegenüber Nr. 74.7.1. sind die Illustrationen im Format größer und reicher ausgestaltet, der Raum dichter gefüllt: mehr Figuren (z. B. Nr. 10 Bethlehemitischer Kindermord: B1 vier Kinder, A1 zwei Kinder, vgl. auch Nr. 2, 12, 68), mehr Landschaftselemente (statt einem Baum zwei oder drei). Die Szenen sind dynamischer, die Personen bewegen sich freier und sicherer (Zielen bei Sebastian 76v, Steinigung Stephans 29r), gelungenere Perspektiven werden erreicht (z. B. die Altäre in Nr. 38 und 47, Throne). Der Schwerpunkt liegt hier wie dort auf der Darstellung der Personen, auch wenn die Position des/der Heiligen im Bild häufig anders gesetzt ist als in A1 (Nr. 24: B1 Sebastian links, drei Schergen mit Pfeil und Bogen; A1 Sebastian mittig, rechts und links je ein Bogenschütze). Die Martyrien werden durch die Darstellung stark blutender Verwundungen drastisch wiedergegeben (im Gegensatz zu A1). Architekturelemente sind nur selten ausgeführt (Turm 66v, Stall 23v, Stadt 190v, Gräber 166r). Mitunter erfolgen, anders als in A1, Simultandarstellungen (9r Nikolaus als Kind mit Bademagd, dahinter stehend als Bischof, siehe unter Bildthemen). Proportionen nach inhaltlicher Gewichtung, so ist bei Andreas das Kreuz übergroß, ebenso die Gestalt des neben dem Kreuz stehenden Richters (Nr. 2, 1r), Maria Aegyptiaca ist kniend so groß wie Zosimus stehend (Nr. 55, 162r).
Illustrationen zu den Legenden Nr. 2–6, 8–10, 12–19, 22, 24, 27–29, 31, 37–39, 43, 46, 48, 51–53, 55, 57, 61, 64, 65, 68, 69, 75, 85. Der Sondergut-Anhang sowie die ebenfalls von der vierten Hand im Schlussteil geschriebenen Legenden der Barbara und Ottilia aus dem Normalcorpus sind nicht illustriert. Lediglich die I-Initiale zur Attala-Legende (225v) ist als Fisch gestaltet. Bildthemenliste bei
Rot, Braun, Blau, Grün, abgedämpftes Gelb, Rosé, Schwarz, Grau.
Abb. 73: 37v. Bethlehemitischer Kindermord.