KdiH

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37.1.6. Frankfurt a. M., Universitätsbibliothek, Ms. germ. qu. 6

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 4/1

Datierung:

1446–1449.

Lokalisierung:

Augsburg?

Besitzgeschichte:

Im 15./16. Jahrhundert in Benutzung eines Haintz Munch (Eintrag 17r; von ihm auch weitere Federproben sowie Spruch auf dem ersten Nachstoßblatt. 1844 mit weiteren Handschriften aus den Benediktinerklöstern Bronnbach und Neustadt a. M. in die Fürstlich Löwenstein-Rosenbergische Hofbibliothek in Klein-Heubach gekommen, seit 1930 in der Stadtbibliothek Frankfurt (erworben auf der Versteigerung J. Baer, Frankfurt).

Inhalt:
1. 1r–198r Hugo von Trimberg, ›Der Renner‹ mit ›Von der Jugend und dem Alter‹

Hs. F2 (Weigand [2000])

2. 199r–228v Ulrich Boner, ›Der Edelstein‹

Hs. F (Bestandsklasse III, Auszug)

3. 229r–v ›Greisenklage‹
4. 239v–242r ›Spruch auf den schwäbischen Städtekrieg‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, III + 242 + III Blätter (moderne Foliierung, ungeschrieben: 198v, 230r–239r), 271 × 198 mm, einspaltig, abweichend von Weimann (1980, S. 17) und KdiH 1 (1991, S. 279) zwei Hauptschreiber; I: schleifenlose Bastarda, 1r–134v (außer 85v Zeile 9 bis 87v sowie 125v bis 126r Zeile 15), 135v, 239v–242r, Malanweisungen in der gesamten Handschrift; II: Schleifenbastarda, 135r, 136r–229v; Ulrich Werner, vgl. 198r: per me Uͦlricum Wernherum (u. U. identisch mit dem Schreiber Vlricus Berner de Rapreschwila [Rapperswil] der Handschrift Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 81.25 Aug. 2o; vgl. Weigand [2000] S. 73 Anm. 90); neben diesen sind jedoch für die Passagen 85v–87v und 125v–126r zwei weitere Schreiber verantwortlich; 33–39 Zeilen, Verse abgesetzt, nicht rubriziert, Raum für Lombarden über drei bis vier Zeilen freigelassen.

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

120 kolorierte Federzeichnungen, hauptsächlich von zwei Händen. Zu Text 2: 32 Zeichnungen (Blattangaben siehe Einleitung zur Untergruppe 37.1.) von Hand II, die aber auch in früheren Bereichen der Handschrift (Text 1, ab 113v) tätig ist (2r und 32v möglicherweise von weiteren Händen). Kolorierung in der gesamten Handschrift von einer einzigen Hand.

Zu Text 1 siehe Stoffgruppe 108.

Zu Text 3 siehe KdiH 1 (1991) S. 279 f., Nr. 9.1.5.

Die folgenden Ausführungen betreffen Text 2:

Format und Anordnung:

dem Fabeltext in der Regel vorausgehend (Fabelüberschriften sind nicht vorgesehen), gelegentlich aus Raumgründen oder weil irrtümlich vor Textbeginn kein Raum frei gehalten wurde, zwischen dem Text (215v, 221r). 203r wegen des versehentlich fehlenden und nicht nachgeholten Bildfreiraums am Randsteg neben dem Text, 215r fehlt wieder der Freiraum, er wird 215v nachgeholt.

Bildaufbau und -ausführung:

Am oberen Rand der Bildräume sind bis 213r Malanweisungen eingetragen. Die Bildeinfassung durch mit Lineal gezogene Doppellinien, mit roter Farbe gefüllt, wurde in der gesamten Handschrift als letzter zeichnerischer Arbeitsschritt durchgeführt; sie stimmt gelegentlich nicht mit der vorherigen Bildkonzeption überein (207v falsche Bildbreite): wo die Bildüberschrift keinen Platz für die obere Einfassung läßt, bleibt sie oft nur dreiseitig oder schließt die Malanweisung in das Bild ein (205r, 210v), gelegentlich muß sie überstehende Bildelemente aussparen (222r, 225r) oder das Bildrechteck zu einer unregelmäßigen Form erweitern (209v). Die rote Einfassung erfolgte nach der ebenfalls in der ganzen Handschrift einheitlichen Kolorierung. Wie für die Textabschrift Schreiber I unter Umständen die Gesamtverantwortung hatte, lag diese für die Bildausstattung ebenfalls in einer einzigen Hand (mit der roten Farbe der Einfassung sind gelegentlich auch andere Bilddetails nachgearbeitet worden; ob der Kolorist identisch mit Zeichner I oder II ist, bleibt unklar). Im Versteigerungskatalog J. Baer (1930) wurde zu Recht die Nähe (v. a. des zweiten Zeichners) zu Illustrationen Hektor Mülichs festgestellt, im Vergleich wirken die ›Edelstein‹-Illustration jedoch dilettantischer als jene etwa der Augsburger Chronik (siehe Nr. 26A.2.3.: Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2o Cod. H. 1). Zeichnung mit dünner Feder, oft unfeste Linienführung. Sparsamer und schematischer Farbauftrag, sehr viel freistehender Papiergrund. Die Bilder sind ganz auf die Darstellung der Hauptprotagonisten reduziert; diese agieren auf einem meist das untere Drittel der Bildhöhe füllenden, in der Regel leicht gewölbten und sehr kargen Bodenstreifen, lediglich mit der Feder unregelmäßig schraffiert und mit grünem Pinsel schattiert. Durchgängig (einzige Ausnahme die »Randzeichnung« 203r) schließt ein blau schattierter Himmelsstreifen das Bild oben ab. 216v ausnahmsweise ein Innenraum, bei dem auf Perspektive und Raumtiefe Wert gelegt wird. Auf Requisiten u. ä. wird verzichtet, Anthropomorphisierung ist nicht vorgesehen (auch nicht 212r Wolf als Richter), Löwe sticht stets durch besondere Größe und heraldisch geprägte Ausführung hervor. Menschliche Figuren ungenau proportioniert, oft zu kleine Gesichter, Augen vielfach in Form eines liegenden Kommas (Pupille punktförmig, am Rand des Oberlids hängend, kein Unterlid), schematisch angegebenes Wangenrot.

Bildthemen:

Die Handschrift bietet eine willkürlich wirkende Textauswahl, die entsprechenden Bildthemen sind durch Malanweisungen vorgegeben, die die Protagonisten und deren Positionierung zueinander benennen. Verwandtschaft zu anderen Bildzyklen ist nicht erkennbar, der Zeichner dürfte keine Bildvorlage zugezogen haben (Peil [1990] S. 158); er orientiert sich zwar nicht ausschließlich an den schriftlichen Anweisungen (fehlerhafte Malanweisungen werden nicht übernommen: 204r hie sol stǎn ain bǎm vnd ain nestl. darvff ain fuͦchs in dem nestl vnd der alt fuchs dar vnder), doch scheint das Ausbleiben der Anweisungen nach 212v ihn in Verwirrung gestürzt zu haben: 217v zu Fabel Nr. 50 (Löwe und Pferd) falsches Bildmotiv; nochmals Löwe und Hirte (Fabel Nr. 47); das hier zu erwartende Bild zu Nr. 50 leitet dagegen 218v Fabel Nr. 52 (Mann, Sohn und Esel) ein.

Farben:

wenige, wässerig-durchscheinende Farben, erdig-gedeckte Töne; bräunliches Grün, Altrosa, Grau, Gelb, Braun, Blau (v. a. Himmel), selten Hellgrün, nachträglich Rot.

Literatur:

Weimann (1980) S. 17–19. – Manuscripte, Incunabeln, Drucke des XVI. Jahrhunderts aus Süddeutschem Fürstlichen Besitz […]. Versteigerung Joseph Baer & Co. Frankfurt 1930, S. 6 f., Nr. 9, Taf. II (173r. 190r); Bodemann/Dicke (1988) S. 430 u. ö.; Peil (1990) Abb. 65 (204r); Weigand (2000) S. 73–75 u. ö.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 94: 204r. Ulrich Boner, ›Der Edelstein‹: Fuchs unter einem Baum mit Adlernest (Fabel 16. Fuchs und Adler).

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Abb. 94.