80.10. Losbuch der Beginen und Begarden
Bearbeitet von Franziska Stephan
KdiH-Band 8
Das Losbuch der Beginen und Begarden ist in drei Handschriften überliefert: Frankfurt, Ms. Praed. 91 (Nr. 80.10.1.), München, Cgm 312 (Nr. 80.11.1., Text 11) und Stockholm, Cod. Vu 85:12 (Fragment; Nr. 80.10.2.) sowie in vier (fragmentarischen) Drucken: [Straßburg]: [Drucker des Breviarium Ratisponense], [um 1479–82] (GW M18774, Nr. 80.10.a.); [Ulm]: [Konrad Dinckmut], 1482 (GW M18776) und [Ulm]: [Conrad Dinckmut], [um 1490] (GW M1877810, beide Nr. 80.10.b.); [Stendal]: [Joachim Westphal], [um 1489] (GW M18775, Nr. 80.10.c.). Das Stockholmer Fragment aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist der früheste Beleg des Losbuchs. Alle Textzeugen sind illustriert bzw. sollten mit Illustrationen ausgestattet werden.
Das Losbuch gibt Antwort auf die sechs Themenbereiche Ehre, Glück, Traum, Treue, Freude und Reichtum, jedoch ohne diese zu Beginn des Buches explizit als Fragen zu formulieren. Vielmehr muss der Benutzer, wie im Prolog erklärt wird, zunächst ein Drehrad mit Engelszeiger drehen, um eine Zahl bzw. eine durch Sterne angezeigte Zahl zwischen eins und zwölf zu erlosen. Er wird dann über drei Verweisreihen mit Himmelsrichtungen, Tierkreiszeichen und Beginen (geistlichen Schwestern) bis hin zu den Losrichtern geleitet, die durch Begarden (geistliche Brüder) mit je zwölf Lossprüchen gestellt werden. Unter jedem Losrichter wird zwei Mal auf eines der sechs möglichen Themen geantwortet. Zur Ermittlung von Thema und Spruch dient ein zweites Losrad mit entsprechenden systematischen Angaben, das meist wie die Engelsscheibe am Anfang des Losbuches steht. Es ist demnach nicht möglich mit dem Losbuch auf eine bestimmte Frage eine Antwort zu suchen, da Losfrage, -weg und -ergebnis dem Zufall unterliegen.