80.10.2. Stockholm, Kungliga Biblioteket, Vu 85:12
Bearbeitet von Franziska Stephan
KdiH-Band 8
1. Hälfte 15. Jahrhundert (
Westmitteldeutschland.
Herkunft unbekannt. 1884 aus dem Reichsarchiv in die Königliche Bibliothek gekommen (Bleistiftnotiz auf dem Umschlag).
1r–2v |
Losbuch der Beginen und Begarden, fragmentarisch
1r–v acht (von ursprünglich zwölf) Schwestern mit Verweisen; 2r–v zwei (ursprünglich zwölf) Brüder als Losrichter, jeweils mit einem Spruchband, auf dem die vorherigen Verweisstationen zusammen gefasst sind, z. B. Rudolff / Recht und eben hastu gewendet Din heil dz wirt dir nit verzucket, Die jungfrauw und swester kynigut, Suden gut zu dyser stunt, nachfolgend zwölf Lossprüche zu je vier Reimversen
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Papier, 2 Blätter (Fragment, modern foliiert), 355 × 250 mm, Bastarda, ein Schreiber, zweispaltig, 17–32 Zeilen, Strophen mit abgesetzten Versen.
westmitteldeutsch/rheinfränkisch.
Elf unkolorierte Federzeichnungen, vermutlich von zwei Zeichnern.
1r–v Schwestern: Jede Seite ist durch einfache Linien in vier Felder geteilt, darin jeweils eine weibliche Figur mit Spruchband, diese sind unterhalb ihrer Darstellung namentlich bezeichnet als: 1ra Lyse, Bingel; 1rb Konigunt, Cristin; 1va Anna, Ysendrut; 1vb Hille, Hillegart. Die Figuren blicken und zeigen nach links, ihre Spruchbänder verlaufen in einem Halbbogen über den Köpfen und seitlich rechts neben den Figuren herab. Der Weisungscharakter der darauf geschriebenen Verse wird durch den Zeigegestus der Figuren unterstrichen. Ausnahmen finden sich bei Lyse (1ra) mit vor dem Schoß ineinander verschränkten Händen und Anna (1va) mit einem kugelförmigen Gegenstand in der nach rechts weisenden Hand. Bei dieser ist auch das Spruchband links von der Figur platziert. Hierdurch ergibt sich rechts Platz für die Zeichnung einer kleineren weiblichen Figur ohne Namensbeischrift und Spruchband, die jedoch in gestischem Bezug zu Anna steht. Bei der qualitativ deutlich schwächeren Zeichnung handelt es sich vermutlich um den späteren Nachtrag eines zweiten Zeichners, jedoch ohne konkret erschließbare Bedeutung. 2r–v Brüder (Losrichter): Jeweils links oben auf der Seite befindet sich die Darstellung einer männlichen Standfigur mit Spruchband in der Hand. Diese setzen stilistisch die Reihe der Schwestern fort und sind unterhalb der Darstellung bezeichnet als: 2ra Rudolff; 2va Ebendin.
Sehr einfache Federzeichnungen ohne Schattierungen oder sonstige Modellierung der schlanken Figuren. Diese zeichnen sich durch lang gezogene Körper, flächige Gesichter ohne besondere Merkmale sowie wenig Variation in Haltung und Aufmachung mit bodenlangen Tuniken und Mänteln aus. Die Frauen zeigen verschiedene Steckfrisuren, Haarnetze, Kopf und die Schulterpartie umfangende Hauben sowie spitze Schuhe. Die Männer sind bärtig oder bartlos, mit Schuhwerk oder barfuß. Darstellungen ohne Rahmung, Hintergrundangaben oder Bodenstücke als Standflächen.
Abb. 157: 2v. Ebendin (Losrichter).