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73.14. Kompilation aus Michaels de Massa ›Angeli pacis amare flebunt‹ und Johannes’ von Zazenhausen ›Passionshistorie‹

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Der hier zu behandelnde Passionstraktat wurde bislang gemeinsam mit einer nicht illustrierten Parallelhandschrift (Augsburg, Universitätsbibliothek, III.1.4o 18, datiert 1468, ostschwäbischer Provenienz) nach den Anfangsworten ›Als unser Behalter‹ betitelt. Benennung und Zuordnung sollten allerdings überdacht werden, wie die im Folgenden zusammengestellten Beobachtungen nahelegen.

Der Bericht der Bostoner Handschrift (Nr. 73.14.1.) setzt am achten Tag vor Palmsonntag mit der ersten Befragung Jesu durch den Rat der Juden ein. Der Text ab 11r konnte als Abschrift des Traktats ›Angeli pacis amare flebunt‹ identifiziert werden, bei dem es sich um eine Kompilation aus den Traktaten Michaels de Massa und Johannes’ von Zazenhausen handelt, für die bislang zwei nicht illustrierte Handschriften bekannt sind (München, 4º Cod. ms. 488, datiert 1429, und München, Cgm 794, von 1471). Diese Kompilation setzt, dem Traktat Michaels de Massa folgend, mit Ausführungen über vier Arten des Weinens ein, weshalb ihm zunächst die Autorschaft der lateinischen Vorlage zugeschrieben wurde (Fromm [1987]). Die erzählerischen Besonderheiten aber, die für den ›Angeli pacis‹-Traktat angeführt wurden, lassen sich, den Forschungen Kempers zufolge, teils wörtlich auf den deutschsprachigen Passionstraktat des Johannes von Zazenhausen zurückzuführen, dies gelte auch für die häufige Anführung von Autoritäten (Kemper [2006] S. 156–159).

Die der Massa-Zazenhausen-Kompilation in der Bostoner Handschrift vorausgehende Textpartie (1r–10v) fügt sich sowohl durch die Textstruktur mit biblischen Quellenverweisen und exegetischen Zitaten wie auch durch die einheitliche Bildausstattung inhaltlich und konzeptionell zur anschließenden Kompilation, so dass die ursprüngliche Zugehörigkeit in der Vorlage der Bostoner Handschrift nicht bezweifelt werden muss. Die vorangestellte Passage schildert zunächst die vier Arten des Todes, die die Juden an Christus versuchten, bevor Berichte über das öffentliche Wirken Jesu folgen wie etwa die Auferweckung des Lazarus, die von den Juden beabsichtigte Steinigung Jesu wegen Gotteslästerung (Io 10,31), die Heilung der Aussätzigen (Lc 17,11), der Besuch Jesu im Haus des Zachäus (Lc 19,2) und die Blindenheilung in Jericho (Mc 10,46; Mt 20,29). Aufgrund des unvermittelten Textbeginns Hie will ich sagen von dem sontag als vnsers heren liden anfaucht [...] ist allerdings zu überlegen, ob es sich beim vorliegenden Text nur um einen Teil eines größeren Werkes handeln könnte. Diese Schlussfolgerung könnte auch für die bisher als ›Angeli pacis amare flebunt‹-Traktat geführten Handschriften gelten, die vielleicht ebenfalls nur einen Teil eines größeren Werks überliefern, indem sie sich auf das Passionsgeschehen ab Palmsonntag konzentrieren. Möglicherweise war die deutsche Kompilation aber umfassender, vielleicht auch Fragment gebliebener Teil eines größeren Projektes, oder sie lag wie der Passionstraktat des Heinrich von Sankt Gallen (siehe Untergruppe 73.11.) in verschiedenen Bearbeitungen vor.

Im Anschluss an den Passionstraktat folgt in der Bostoner Handschrift eine kurze Abhandlung über die figuren der Evangelisten, in Form eines Briefes an einen Johannes. Die Urheberschaft dieser Erklärung der Zeichen vier Evangelisten nach der Ezechiel-Vision und der Offenbarung des Johannes konnte bislang nicht geklärt werden.

Literatur zu den Illustrationen:

Art of writing (1930) S. 206f., Nr. 116; Munsterberg (1953) S. 153–158.