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73.9. ›Spiegel des Leidens Christi‹

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Bei dem Werk, das bislang nur in einer überaus umfangreich und sorgfältig mit Illustrationen ausgestatteten Handschrift in Colmar bekannt ist (Nr. 73.9.1.), handelt es sich um eine Kompilation, als deren Hauptquelle die ›Vita Christi‹ Ludolfs von Sachsen diente. In zehn Kapiteln schickt sich der Verfasser an, die Bedeutung des Lebens und Leidens Christi im göttlichen Heilsplan, der sich mit dem Jüngsten Gericht erfülle, darzulegen und dem Gläubigen mit einer abschließenden Anleitung zur Beichte den rechten Weg zu weisen. Erhalten sind in der Colmarer Abschrift allerdings nur sieben Kapitel, von denen die ersten vier folgende Themen behandeln: die Trinität, eine Begründung des göttlichen Heilsplans, eine Betrachtung der Leiden Christi sowie das Leben Christi von der Geburt bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr. An fünfter Stelle folgt das umfangreichste der Kapitel (40va–194 [Bl. 194 fehlt]), das die Passion und das Leiden Christi schildert. Es folgt als sechstes Kapitel eine Darstellung der Auferstehung und Himmelfahrt Christi sowie der Himmelfahrt Mariens, bevor an siebter Stelle vom Jüngsten Gericht, den Himmelsfreuden und der Höllenpein berichtet wird, dessen letzter erhaltener Abschnitt die Freuden des ewigen Lebens vorstellt (277vb). Der geplante Inhalt der drei weiteren Kapitel ist allein dem Verzeichnis im Prolog zu Beginn des Werks zu entnehmen (3vb–4ra). Für das achte Kapitel waren Beispiele vom Leiden Christi aus dem Alten Testament geplant, das neunte sollte von dem Endecrist vnd von dem iunsten tage handeln, das zehnte schließlich von der Beichte.

Insgesamt bleibt die Gliederung des Werks allerdings unklar, denn durch die Kompilation der verschiedenen Quellen kommt es zu Doppelungen in der Erzählung, etwa wenn ein zweites Mal von der Gefangennahme Christi berichtet wird (86vb), wobei der Kompilator der ›Vita Christi‹ Ludolfs von Sachsen folgt, wie die regelmäßig eingefügten Gebete bezeugen. Des Weiteren fehlen in der Handschrift selbst Kapitelüberschriften, nur 262ra findet sich ein Hinweis auf das siebte Kapitel. Schließlich werden einige der für die späteren Kapitel angekündigten Themen bereits in den fertiggestellten Abschnitten abgehandelt, wie etwa die für das achte Kapitel angekündigten Antitypen des Alten Testaments für das Leiden Christi, die bereits im fünften Kapitel verschiedentlich vorgestellt werden. Schon das siebte Kapitel enthält Ausführungen zum Antichrist, die sich als Quelle auf das siebte Buch des ›Compendium theologicae veritatis‹ Hugos Ripelin von Straßburg berufen.

Weitere Quellen werden ausdrücklich genannt, sind jedoch nicht immer eindeutig zu identifizieren: Außer dem leben cristi – wahrscheinlich die ›Vita Christi‹ Ludolfs von Sachsen – und dem passion marie – einer nicht näher zu bestimmenden Darstellung des Marienlebens – wird explizit auf das Evangelium Nicodemi als passion nicodemi verwiesen, aus dem das Fahnenwunder beim Verhör Christi vor Pilatus übernommen wird (76vb–80ra; Masser/Siller [1987] S. 74). Außerdem konnten bislang ein Auszug aus den ›Reisebeschreibungen‹ des Jean de Mandeville in der Übersetzung Ottos von Diemeringen, der in das fünfte Kapitel bei der Beschreibung des Grabes Christi integriert wurde (vgl. Stoffgruppe 107. Reisebücher) sowie die ›Visio Sancti Pauli‹ (276rb–277vb) für die Schilderung des Fegefeuers identifiziert werden.

Editionen:

Teiledition von 276rb–277vb: Jiroušková (2006).

Literatur zu den Illustrationen:

Jerchel (1932) S. 45f., 74; Jänecke (1964).