73.2. Ava, ›Leben Jesu‹
Bearbeitet von Kristina Domanski
KdiH-Band 8
Im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts verfasste die erste namentlich bekannte deutschsprachige Dichterin – sie stellt sich als Ava und Mutter zweier Söhne vor – ein Reimgedicht zum Leben Jesu, nach Otfrids ›Evangelienbuch‹ (Untergruppe 73.1.) die zweite vollständig bekannte Bibeldichtung deutscher Sprache. Von den beiden Handschriften, die das ›Leben Jesu‹ überlieferten, ist das illustrierte, ehemals in Görlitz aufbewahrte Exemplar verschollen (Nr. 73.2.1.). Außer den wissenschaftlichen Beschreibungen und den Reproduktionen
In der bekannten Handschriftenüberlieferung war das ›Leben Jesu‹ der Ava eingebunden in den Kontext zweier weiterer Werke, des ›Johannes‹ und des ›Jüngsten Gerichtes‹. Dieser Geschlossenheit des Werkzusammenhangs entsprach in dem Görlitzer Exemplar, das auf einer überarbeiteten Textfassung beruhte, auch die als erzählerische Einheit konzipierte Bildausstattung, die das gesamte Textkorpus mit der Verkündigungsszene zum ›Johannes‹, über 28 Szenen zum ›Leben Jesu‹ bis zur Maiestas Domini als Eingangsbild zum ›Jüngsten Gericht‹ umfasste. Die dichte Szenenfolge zum ›Leben Jesu‹, die von der Heimsuchung bis zur Ausschüttung des Hl. Geistes reicht, geht möglicherweise auf ältere Bildvorlagen zurück.
Siehe Untergruppe 63.1. Frau Ava, ›Der Antichrist‹ / ›Das jüngste Gericht‹.
Siehe Untergruppe 63.1.