59.2. Historienbibel Ib
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 7
Der Text der Historienbibel Ib ist jünger als derjenige der Redaktion Ia und hängt nur teilweise von diesem ab; er verbindet ihn mit dem der Historienbibel IIa. Deutlich wird dies bereits anhand der Herkunft einiger »Textbausteine«: Der erste Prolog basiert auf IIa (Richer gott von hymelrich …), der zweite Prolog mit Engellehre auf Ia (Do gott in siner maiestat [auch: mayenkrafft/ magenkrafft] swebete …), der Textbeginn der Alten Ee folgt Ia (In dem anvang beschuͦff gott hymel vnd erden …). Für die Neue Ee ist IIa die einzige Vorlage der neuen Bearbeitung (Maria muͦter Edele kúsche maget …). Inzwischen geht die Forschung davon aus, dass die Historienbibel Ib die Redaktion IIa gewissermaßen »abgelöst« hat, so dass sie eigentlich in
A (Alte Ee bis Tobias): |
St. Gallen, Kantonsbibliothek, Vad Slg Ms. 347c+d
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B (Alte Ee bis Usija, dazu die Berichte über Ijob, Alexander, Ester, Philadelphus, Seleukus): |
Colmar, Bibliothèque municipale, Ms. 304
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In beiden Gruppen schließt die Historienbibel Kapitel vom ›Antichrist‹ und vom ›Jüngsten Gericht‹ ein, normalerweise als Beschluss der Neuen Ee, nur in zwei Handschriften der (älteren) Gruppe A (St. Gallen und London) sind sie noch in unmittelbarem Anschluss an das Buch Judit eingefügt, wo in der Gruppe B dann der Alexander-Exkurs ergänzt wird. Die Textvarianten innerhalb der (jüngeren) Gruppe B sind beachtlich. Die Colmarer Historienbibel etwa reduziert die ›Geographie‹ (aus Historienbibel IIa) auf eine Kurzfassung. Nur sie und die Straßburger Handschrift haben einen vollständigen Psalter, jedoch in unterschiedlichen Versionen, wobei die Straßburger Fassung in den Beigaben (Cantica, Paternoster, Ave Maria, Credo, Symbolum Quicumque) mehr auf die Historienbibel IIa zurückgreift als die Colmarer. In der Regensburger, der Straßburger und der Solothurner Handschrift ist die Historienbibel engstens mit Marquards von Lindau ›Auszug der Kinder Israel‹ verknüpft, der in Regensburg und Straßburg der Alten Ee folgt (und laut Register als konzeptionell zu ihr gehörend aufgefasst ist), in Solothurn hingegen separat im Anschluss an die ›Neue Ee‹ ergänzt wird.
Diese Varianten wirken sich auf die Konzeption der Bildprogramme nicht drastisch aus. Es überwiegt mehr der Eindruck einer recht großen Homogenität, die auch daher rührt, dass die Herstellung der acht bekannten Ib-Handschriften offenbar in den Händen nur weniger Schreiber lag. Gemeinsam ist allen Handschriften etwa, dass die Zusätze gegenüber Historienbibel IIa – Daniel bis Makkabäer – sehr selektiv illustriert werden: ausführlich das Danielkapitel, das Buch Judit und (wo vorhanden) der Alexander-Exkurs, überhaupt nicht die Berichte über Tobias sowie die in Gruppe B ergänzten Kapitel über Ijob, Ester und die kurzen Passagen über Philadelphus, Seleukus und Usija. Gemeinsam ist ihnen auch eine Umstrukturierung des Bilderrepertoires, das mit der Historienbibel IIa bereits vorlag. Wenngleich einzelne Bildthemen in einzelnen Handschriften sich bis zu den ältesten Vertretern der Historienbibel IIa zurückverfolgen lassen, werden doch die Schwerpunkte, wie
Mehrere Handschriften der Gruppe gehören der Terminologie
So stellt sich die Historienbibel Ib als in Text- und Bildkonzeption fest in der Lauber-Werkstatt verankerter Werktyp dar, der sich erst bedingt durch arbeits- oder vertriebstechnische Neuerungen (Herstellung von »Halbfertigprodukten«) aus diesem Produktionszusammenhang löste.
Bildthemenliste zu Historienbibel Ib kann über die Redaktion angefragt werden.