59.2.7. Strasbourg, Bibliothèque nationale et universitaire, ms. 2674 (olim L germ. 593. 2º)
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 7
Um 1480 (Wasserzeichen).
Elsass (Hagenau), Umkreis Diebold Laubers (Text).
Vorbesitzer: M. J. Daniel Brunner (Prediger an der französischen lutherischen Gemeinde in Straßburg, † 1844), danach bis 1891 (Exlibris Vorderdeckel) Eduard Reuss (Professor für Theologie in Straßburg, 1804–1891).
1r–310ra | Alte Ee |
1ra–10va Register
einschließlich des ›Auszugs der Kinder Israel‹
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11v Bild | ||
12r–13rb Erster Prolog | ||
13va–vb Zweiter Prolog und Engellehre | ||
13vb–310ra Prosakompilation aus Historienbibel Ia und IIa
bis Kap. Wie Josias fúr das volck gott opfferte von hochvart, darin: 160rb–226va Psalter (mit drei Vorreden, I: Propheta magnus surrexit in nobis. Das lutet also Es ist zuo mercken das ettliche psalmen sint …; II: Do dauid ein suon yesse was in sinem kunigrich do erwelte er …; III: Ich bin gewest aller Júngst vnder minen brúdern …) Beatus vir […] Selig ist der man der do nit ist gegangen in den rate der boͤsen …; 226va–232ra Cantica, Pater noster, Ave maria, Credo, Symbolum quicumque, deutsch; 244rb–248ra ›Hoheslied in Minneliedern‹ Mich kußte ir mynneklicher kuß ...
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310ra–339vb | Marquard von Lindau, ›Auszug der Kinder Israel‹, deutsch |
310ra–b Register 310va–339vb Text |
341ra–428ra |
Neue Ee |
341ra–344vb Register (mit ›Antichrist‹ und ›Jüngstem Gericht‹) 345v Bild 346r–425va Prosaauflösung des ›Marienlebens‹ von Bruder Philipp 425vb–426rb ›Antichrist‹ Daniel wyssagt vnd spricht der endcrist kommet von Triba … 426v–428ra ›Jüngstes Gericht‹ Daniel wyssagt von dem Júngsten tag … |
Papier, 428 modern foliierte Blätter, dazu je drei neue Vorsatzblätter vorn und hinten (die ursprüngliche Foliierung der Rectoseiten in römischen Ziffern CCCxxviij + lxxij spart die Register aus; unbeschrieben: 11r, 340r–v, 345r, 428v), bis Blatt 240 nahezu regelmäßig abwechselnd Lagen aus normalen Foliobogen und Lagen aus Bogen, die aus je zwei auf einen Falz geklebten Quartblättern zusammengesetzt sind; nach einer gemischten Lage 241–252 nur noch normale Foliolagen, 385–387 × 278–280 mm, zweispaltig (12r und 346r einspaltig), 32–35 Zeilen, Bastarda, eine Hand (nach
elsässisch.
Geplant waren 86 Federzeichnungen; in der Alten Ee sind neun ausgeführt (11v, 14r, 16r, 18r, 19r, 20v, 25r, 28r, 39r), eine begonnen (41r) sowie Räume für 48 weitere freigelassen; in der Neuen Ee ist eine ausgeführt (345v) und sind Räume für 27 weitere freigelassen. Die ausgeführten Zeichnungen von einer Hand. – Zwei Initialen: 12r und 346r.
Der Freiraum 310r zum ›Auszug der Kinder Israels‹ im Anschluss an die Überschrift dürfte wohl nicht für eine Eingangsillustration vorgesehen gewesen sein.
Bei der Handschrift handelt es sich ähnlich wie bei der Colmarer und der Straßburger Historienbibel um ein »Halbfertigprodukt« aus dem Umfeld oder der Nachfolge der Lauber-Werkstatt. Dafür spricht neben der für Lauber-Historienbibeln charakteristischen Einrichtung der Handschrift auch deren zumindest teilweise Zusammensetzung aus Lagen, deren Blätter im Großfolioformat aus je zwei auf einen Falz montierten Quartblättern zustandegekommen sind.
Eingangsbilder ganzseitig, sonst schriftspiegelbreite, in der Höhe ca. zwei Drittel des Spiegels umfassende Bilder, von einfacher Federlinie umfasst. Meist zusammen mit der Überschrift, die als Bildtitel fungiert, dem Text des Kapitels vorangestellt, gelegentlich auch im fortlaufenden Text. Die Initialen 12r und 346r viertelseitig, über 17 bzw. über 12 Zeilen, mit in Blattgold ausgelegtem Buchstabenkörper, sonst ohne Dekor.
Zeichnung in dunkelbrauner Tusche mit sehr detaillierter, an Kupferstichtechnik erinnernder Strichelung und parallel sowie kreuzweise angelegten Schraffuren, die einen hohen Grad plastischer Wirkung erzeugen. Eine Kolorierung war offenbar vorgesehen (vgl. Farbangaben 28r). Sehr schlanke langgliedrige Figuren mit kleinen Köpfen agieren auf gewölbten Bodenstücken, die durch geneigte Gräserbüschel und Einzelsteine belebt sind. Charakteristisch: die »Glubschaugen« in den runden Gesichtern der Figuren (sicher so erst nachträglich betont!). Der ausgeführte Zyklus endet mit dem unvollendeten Bild der Engel bei Lot (41r: nur die Figur des Lot ist gezeichnet). Ergänzt wird danach lediglich das Eingangsbild des neutestamentlichen Teils.
siehe
Abb. 8: 28r. Turmbau zu Babel.