KdiH

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59.2.1. Colmar, Bibliothèque municipale, Ms. 304

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1471–73 (Wasserzeichendatierung Saurma-Jeltsch).

Lokalisierung:

Hagenau: Werkstatt Diebold Laubers.

Besitzgeschichte:

Saurma-Jeltsch übernimmt die Vermutung von Francis Gueth, wonach die Handschrift aus der Bibliothek der Herren von Rappoltstein stammt. Die Handschrift ist in einen 1566 datierten Einband mit Präge- und Rollenstempeln gebunden. Später im Dominikanerinnenkloster Unterlinden in Colmar.

Inhalt: Historienbibel Ib
1ra–352v Alte Ee
1ra–11rb Register
12ra–13vb Erster Prolog
13vb–15rb Zweiter Prolog und Engellehre
15v–352v Prosakompilation aus Historienbibel Ia und IIa

bis Kap. Wie Josias fúr das volck gott opfferte von hochvart darumbe verhenget gott das er vssetzig wart
darin: 184ra–261ra Psalter Beatus vir etc. Selig ist der man der do nit enging in dem rate der vnmilten …
276rb–281rb ›Hoheslied in Minneliedern‹ Et reliqua. Mich kußte ir minneklicher kusse …

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, A–C + 358 Blätter (neue Zählung, unbeschrieben: 11v, 353r–358v), je zwei Einzelblätter auf einen Falz geklebt, so dass daraus ein Bogen entsteht, die ehemalige Quartfaltung ist noch sichtbar, 361 × 252 mm, zweispaltig, 32 Zeilen, breite saubere Bastarda, eine Hand, nach Rapp identisch mit derjenigen von Hamburg, Wolfenbüttel und Solothurn, m. E. eher mit dem sehr ähnlichen Schreiber der Straßburger und der Regensburger Historienbibel; die Identifizierung mit Diebold Lauber (Saurma-Jeltsch [2001]) dürfte jedenfalls irrig sein. In der ersten Zeile oft cadellenhaft ornamentierte Versalien, rote, gelegentlich auch grüne oder rot-grüne Kapitellombarden über drei bis vier Zeilen, rote Überschriften, Strichel, Unterstreichungen (v. a. Namen), im Register auch Caput-Zeichen, Kapitelzählung als Seitentitel.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

62 geplante, nicht ausgeführte Bilder, die Bildräume sind halb- bis dreiviertelseitig mit vorausgehender Kapitelüberschrift, die auch als Bildtitel fungiert, dem Text eines Kapitels vorausgehend oder zwischen dem Text eingefügt. Ausgeführt ist eine Initiale: 12ra R viertelseitig in voller Spaltenbreite; Buchstabenkörper blau, umgeben von Akanthusranken, in deckenden Farben – Gelbgrün, Hellblau, Braun, links auch Rot – koloriert, Ränder unregelmäßig spitz gekerbt und blau konturiert, Federwerk in Braun; nachträglich korrigiert: unten am Längsbalken des R ein bereits koloriertes Blatt sowie die Fortsetzung des Federwerks weiß übermalt, dasselbe am rechten Rand (im R-Zwickel): nach Übermalung des vorhandenen ein neues Blatt und neues Federwerk (nun in Rot) ergänzt.

Nach Saurma-Jeltsch handelt es sich bei der Handschrift um ein »Halbfertigprodukt«, das auf Vorrat hergestellt wurde: Die Handschrift war zur Illustration vorgesehen, die offenbar aber erst, wenn der Abnehmer feststand, hätte zur Ausführung kommen sollen. Die Colmarer Historienbibel umfasst nur den alttestamentlichen Teil, der Gesamtüberschrift 12r Hie hebet sich an die bibel der alten Ee … vnd ouch die nuwe ee gerecht vnd guot wird man entnehmen dürfen, dass auch ein zweiter Teil mit dem Neuen Testament zumindest geplant war – wenn man nicht davon ausgeht, dass er ausgeführt wurde und heute verloren ist.

Bildthemen:

Im Text ist die Colmarer Fassung eng mit der Straßburger verwandt (Vollmer [1912] S. 89), diese Nähe bestätigt sich in der Konzeption des Bildprogramms (vgl. Nr. 59.2.7.). Es scheinen allerdings einige »Zusatzbilder« geplant gewesen zu sein, wobei die Zusätze seltener individuell zu sein scheinen (Abraham und die drei Engel 44r), häufiger vielmehr Reminiszenzen früherer Bildzyklen sein könnten. Zum Beispiel nimmt Colmar zur ersten Ägyptischen Plage zwei weitere Plagen in das Programm auf (Plage der Finsternis 86v, Tod der Erstgeburt 87v; vgl. die Londoner Handschrift, Nr. 59.2.3.) und hat wie alle älteren Ib-Handschriften das Bild vom Tod der fünf heidnischen Könige (114v), welches Straßburg verwirft.

Literatur:

Schmitt (1969) S. 3, Nr. 8. – Vollmer (1912) S. 88 f., Nr. 27, Taf. IX (12r); Kautzsch (1926) S. 43; Stedje (1968) S. 107 (Hs. Co); Traband (1982) S. 79; von Bloh (1993) S. 272 u. ö.; Schmidt (1995) S. 180 f. (zu ausgespartem Bildraum 336r); Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 133 f., Nr. II.2, u. ö., Textabb. 3 (12r); Les dominicaines d’Unterlinden (2000–2001) Bd. 2, S. 84, Nr. 118 (Jeffrey Hamburger) mit Abb. (12r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus