Eine weitere mitteldeutsche Historienbibel trägt in Vollmers Klassifizierung die Nummer VII. Ihre Fassung ist in zwei Handschriften überliefert. Sie beginnt mit zwei Prologen, der erste basiert auf der ›Weltchronik‹ Rudolfs von Ems (Richter got von Hemmelrich vnde ertrich vnde dine krafft swebit obir alle kreffte …; vgl. Historienbibel Ib und IIa), der zweite bietet einen Abriss über die Geschichte der Bibel von Mose bis Hieronymus (Sanctus ieronimus schreip in der vorrede obir genesim …). Für den alttestamentlichen Bericht von der Schöpfung (In allir dinge an begin schuff got hemel vnd ertrich …) bis Makkabäer II (Pentateuch, Josua, Richter, Könige, Klagelieder Jeremias, Daniel, Esra, Ester, Judit, Nehemia und Makkabäer I–II) wird neben anderen Quellen (›Sächsische Weltchronik‹, Vulgata, ›Historia scholastica‹) auf eine Prosafassung der ›Weltchronik‹ Rudolfs von Ems zurückgegriffen, die der Vorlage der Historienbibel II(a?) ähnlich gewesen sein muss. Der neutestamentliche Teil der Historienbibel VII beruht vorwiegend auf der ›Sächsischen Weltchronik‹ (und auf dem ›Marienleben‹ Bruder Philipps), er ist nur in einer der beiden Abschriften, der nicht bebilderten Handschrift Zwickau, Ratsschulbibliothek, Ms. I, IV, 6 erhalten. Die umfangreiche Bilderhandschrift, die sich heute in der Anhalter Landesbücherei in Dessau befindet, endet dagegen mit einer (in Zwickau nicht vorhandenen) Schlussbemerkung des Übersetzers (349va–350ra). Hinweise auf einen zweiten Band mit der Neuen Ee gibt es nicht. Die Dessauer Handschrift beinhaltet einen im Thüringer Raum einzigartigen, doch bislang wenig beachteten Bilderzyklus: Die 516 kolorierten Federzeichnungen verraten ein ausgesprochen hohes Anspruchsniveau. Als Auftraggeber und Erstbesitzer dürfte ein Mitglied des Hauses Anhalt in Frage kommen.
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