59.2.3. London, The British Library, Egerton 856
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 7
Um 1466–1471 (Wasserzeichendatierung
Hagenau (Werkstatt Diebold Laubers).
Im 19. Jahrhundert in der Sammlung Georg Kloss, Frankfurt (1787–1854; Exlibris auf dem zweiten Vorsatzblatt verso; vgl.
1ra–210vb | Alte Ee | |
1ra–2rb Erster Prolog | ||
2rb–3vb Zweiter Prolog und Engellehre | ||
4r Bild | ||
4va–208vb Prosakompilation aus Historienbibel Ia und IIa
bis Kap. Von dem wissagen [Tobias]
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208vb–209rb ›Antichrist‹ Daniel sprichet vnd wissaget vns den ende crist kume von tribu … | ||
209rb–210vb ›Jüngstes Gericht‹ Daniel wissaget von dem Jüngsten tag … | ||
211ra–271vb | Neue Ee | |
211ra–214ra Register | ||
215r–274vb Prosaauflösung des ›Marienlebens‹ von Bruder Philipp
unvollständig, bricht ab nach Kap. Cxl Als vnser her zuͦ hymel wollte faren; Kap. 25 fehlt ohne Blattverlust. |
Papier, 274 Blätter (je zwei Blätter sind auf einen Falz geklebt und bilden so einen Bogen; modern foliiert, nach Blatt 6 fehlen ein oder zwei Blätter, Blatt 13 defekt mit Textverlust, nach 210 ein ungezähltes Blatt, leer, 214v unbeschrieben; ob sich vor Blatt 1 ehemals eine Registerlage befand, ist nicht auszumachen), dazu vorn drei und hinten zwei ungezählte ältere Vorsatzblätter, beim Neubinden 1998 weitere Vorsatzblätter ergänzt, 408–412 × 285 mm, zweispaltig, 39–41 Zeilen, Bastarda, ein Schreiber (entgegen
elsässisch.
74 kolorierte Federzeichnungen, 61 zur Alten Ee (mit ›Jüngstem Gericht‹), 13 (von eventuell ursprünglich 14 oder 15) zur Neuen Ee. Zwei Initialen: 1ra R, 2ra D. Vornehmlich Maler R, ferner Maler L (und B?) der Lauber-Werkstatt (zur Händeverteilung vgl.
halbseitig oder größer, nur 4r ganzseitig, ungerahmt, doch oft mit einer dreiseitigen linearen Bildbegrenzung durch Feder- oder Pinselstrich (besonders 5v, 51v u. ö.), jedenfalls meist in den Schriftspiegel eingepasst und so mit dem Text eine Einheit bildend, diesen auch einbeziehend (269v Heilung des Longinus: Langbalken des Kreuzes führt durch den Spaltenzwischenraum des Textes bis hin zum unteren Randsteg; ähnlich 103v); mit Kapitelüberschrift, die zugleich als Bildtitel fungiert, dem Text eines Kapitels vorangestellt. Die Initialen über neun bzw. sechs (2ra) Zeilen.
die Initialen mit schlichtem Buchstabenkörper und zweiseitiger Ranke. Die Bilder im Text mit recht unterschiedlichem Szenenaufbau: meist großformatige Figuren, die auf vorderster Bildebene agieren; auf einem Bodenstück mit scharf gezackter Begrenzung (11r u. ö., auch podestartig 65v, 130r) oder nur flüchtig eingefasst und mit Pinselstrichen laviert (16v u.ö.), detailreicher mit Grasbüscheln bestückt und dreiseitig mit Pinselstrich gerahmt (57v u. ö.), oder völlig ohne Bodenhaftung (205r, häufig im neutestamentlichen Teil). Ohne Hintergrund, selten Andeutung von Innenraum (249v). Daneben auch größere Panoramen (83r Rahab rettet Josuas Späher), auf die der Betrachter von erhöhter Position und wie aus einiger Entfernung schaut. Auch die Figurenkonzeption selbst sehr unterschiedlich, schlanke, sich maniriert bewegende Figuren mit kleinen Köpfen wechselnd mit unproportioniert großköpfigen Figuren (148r, 208r); charakteristisch für Maler R sind die flachen Nasen und die betonte Augenpartie mit weit auseinander stehenden Augen. Merkmale wie Modellierung durch ausführliche Strichelung der Schattenpartien (14r, 244v) oder eckige, wie gemeißelt wirkende Faltenformen und bauschige Bänder (102r, 203v) sind nicht durchgängig zu finden und könnten von späteren Überarbeitern verantwortet sein. Dies gilt auch für Detailzusätze wie die Bockwindmühle im Bild von der Froschplage 55r. Besonderer Wert scheint aber von vornherein auf die Harnischgestaltung gelegt worden zu sein, auch hier treffen phantasievolle Ornamentik (z. B. 91v Schamgar und die Heiden, 119r Goliat) und Detailrealismus aufeinander. Für letzteres steht insbesondere die hervorstechende Ausführung des Bildes von Abraham und Melchisedek (16r): Melchisedek in Gestalt eines jugendlichen Ritters in modernem Harnisch und Federkopfputz empfängt das Opfer Abrahams.
Möglicherweise – so
siehe
vorwiegend Brauntöne: helles, leicht olivstichiges wässriges Umbra, Grauumbra, leicht bräunliches Rot, dazu Mattrosa, Violettrot, Blaugrau.
Abb. 5: 269v. Longinus öffnet mit dem Speer die Seite Jesu.