KdiH

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81.0.7. München, Universitätsbibliothek, 2º Cod. ms. 731 (Cim. 4)

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 8

Datierung:

Zwischen 1345 und 1354.

Lokalisierung:

Würzburg.

Besitzgeschichte:

Auftraggeber und vermutlich auch ein Schreiber (Hand A, siehe I.) der Handschrift war Michael de Leone († 1355) aus Würzburg (1v Besitzvermerk und 1v–2r Register stammen noch aus der Zeit von Michael de Leone). Nach 1403, als sein Hof verkauft wurde, ist der Verbleib der Handschrift, die in zwei Bände geteilt wurde, ungewiss. Der erste Band der Handschrift ist verloren, zwei Seiten daraus wurden bereits im 17. Jahrhundert zum Binden von Rechnungen des Domstifts St. Kilian verwendet. Johann Egolf von Knöringen († 1575, bis 1569 Domscholaster in Würzburg, ab 1573 Bischof von Augsburg) erwarb den zweiten Band in Würzburg. Die Bibliothek von Johann Egolf ging 1573 in den Besitz der Universitätsbibliothek Ingolstadt über. Zwischen 1800 und 1825 wurden die Bestände der Universitätsbibliothek nach Landshut verlagert und schließlich ab 1826 nach München (zur Geschichte der Handschrift vgl. auch Leng [2004]).

Inhalt:
Hausbuch Michaels de Leone, Band 2 (›Würzburger Liederhandschrift‹), lateinisch und deutsch
108ra–137ra Honorius Augustodunensis, ›Elucidarium‹; 137va–154vb ›Lucidarius‹ (I.1–II.101). Eine ausführliche Auflistung des Inhalts geben Kornrumpf/Völker (1968) S. 72–107.
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 258 Blätter (Foliierung des 14. oder 15. Jahrhunderts 1–75: zählte vier Blätter nach Bl. 11, die heute verloren sind, und springt von Bl. 46 auf 67; Foliierung des 18. oder 19. Jahrhunderts: 259 Blätter, wobei Bl. 202 versehentlich ausfiel), 345 × 265 mm, Textura, zwölf Hände (ohne Marginalien und Korrekturen, wobei die Hände J–M nur kleinere Teile schrieben; Hand A ist vermutlich Michael de Leone selbst, dessen Duktus allerdings häufig wechselt; Hand B schrieb den Grundstock der Handschrift: 13ra–42ra, 43ra–191va, 200ra–213vb, 211r–213vb, 223ra–226ra; ausführlich bei Kornrumpf/Völker [1968] S. 68–71), zweispaltig, 32–52 Zeilen, verschiedene Randzeichnungen: zahlreiche Hinweishände (z. T. sehr dekorativ ausgeführt und auf 90va zu einem Vogel stilisiert), ornamentale Initialen (z. T. mit Fleuronné, Fratzen und Gesichtern, 192r aufwendigere Fleuronné-Initiale über drei Zeilen), rote und blaue Lombarden, Rubrizierungen.

Schreibsprache:

ostfränkisch, gelegentlich bairisch oder mitteldeutsch (Kornrumpf/Völker [1968] S. 68).

II. Bildausstattung:

Eine Federzeichnung (140vb), wohl von einem Schreiber. Eine Randzeichnung (92r), siehe Stoffgruppe 83. Mären (Nr. 83.0.3.).

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

In dem zweispaltigen Text wurden auf 140vb die ersten zwölf Zeilen für eine Weltkarte freigelassen nach dem Abschnitt I.47, der den Aufbau der Erde schildert: also du daz solt merken daz dirre werlt niht me erbuwen ist wann daz dritteil der werlt als hie gemalet ist et cetera (140va). In den fast quadratischen Freiraum wurden mit einem Zirkel zwei konzentrische Kreise gesetzt, die dadurch entstehenden Eckfelder sind mit ornamentalen Blättern und Ranken gestaltet. Deren Hintergrund ist schwarz, die Aussparungen in Blatt- und Ornamentformen wurden durch rote Details ergänzt. In dem äußeren Kreis um die Weltkarte läuft der Text in roter Schrift weiter und versinnbildlicht gleichzeitig das um die Erde fließende Weltmeer: Diz ist daz wendelmer daz vmme alle dise werlt get, als hie gemalet ist in dem cyrkel. Im inneren Kreis ist eine rot beschriftete Zonenkarte angebracht (zum Teil wurde für die Beschriftung das Blatt um 90 Grad nach links oder rechts gedreht), durch die ein durch Wellenlinien angedeutetes Gewässer fließt. Während die äußeren Teile der Welt als niht erbuwen gekennzeichnet sind, wurden die inneren bevölkerten Zonen benannt als Europa, Paradies, Asien, Afrika (von links nach rechts). Die äußerst enge Verbindung von Text und Bild lässt vermuten, dass der Schreiber auch die Karte gestaltet hat (dieselbe Hand brachte auch die Fleuronné-Initiale auf 1v an). Es handelt sich hier um die erste erhaltene Ausführung der Weltkarte für den ›Lucidarius‹. Die Illustration lässt sich mit den Handschriften in Lemberg (Nr. 81.0.5.) und in Straßburg (Nr. 81.0.11.) vergleichen.

Farben:

Schwarz, Rot, selten Blau.

Literatur:

Kornrumpf/Völker (1968) S. 66–107. – Brunner (1983) S. VI–X; Gottschall/Steer (1994) S. 14*, Nr. 37, S. 90*–92*; Bertelsmeier-Kierst (2004) S. 199–210, v. a. 204f.; Leng (2004); Ulmschneider (2005) S. 586f.; Ulmschneider (2011) S. 202–211.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 166: 140vb. Weltkarte.

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Abb. 166.