KdiH

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81.0.6. München, Universitätsbibliothek, 2º Cod. ms. 688 (Cim. 102)

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 8

Datierung:

3. Viertel des 15. Jahrhunderts.

Lokalisierung:

Schwäbischer Raum.

Besitzgeschichte:

Eintrag Michell hel (hal?) in einem Spruchband auf 260v, Ulmschneider (2011, S. 201) nimmt an, dass es sich hier um den Erstbesitzer handelt. Später befand sich die Handschrift in der Universitätsbibliothek Ingolstadt (Signatur LL116 aus dem 16./17. Jahrhundert auf 1r). Weitere Signaturen (?) auf dem Buchrücken (Z 447) und auf der Innenseite des Vorderdeckels (Ms III 22) sowie ein Stempel der Universitätsbibliothek Landshut (1r) und mehrere Stempel der Universitätsbibliothek München (vgl. Kornrumpf/Völker [1968] S. 64).

Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 51.6.2.

Inhalt:
1. 1ra–141rb ›Buch der Könige alter ê und niuwer ê‹
2. 142ra–230va ›Historienbibel IV‹
3. 230vb–260rb ›Sankt Brandans Meerfahrt‹
4. 260v–274vb, 287ra–321rb ›Lucidarius‹
I.1–III.106
5. 322ra–392vb, 275ra–286vb, 393ra–396va ›Gesta Romanorum‹, deutsch; darin ›Sieben weise Meister‹
6. Beigebundener Druck Ulm: Konrad Dinckmut, 12.1.1486
Thomas Lirer, ›Schwäbische Chronik‹ und ›Gmünder Chronik‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 401 Blätter (Handschrift) + 64 Blätter (Inkunabel), 266 × 188 mm, Bastarda, wohl ein Schreiber, ioh a t (396v), zweispaltig, 23–35 Zeilen, Rubrizierungen, (z. T. ornamentale) Initialen (ausführlich bei Kornrumpf/Völker [1968] S. 63f.).

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

273 kolorierte Federzeichnungen, eine Werkstatt im Augsburger Raum (vermutlich die gleiche wie bei Nr. 13.0.17., Nr. 13.0.21., Nr. 14.0.17. und eventuell Nr. 13.0.25.). Ein Titelbild zu Text 4 mit Lehrszene (260v). Zu Text 1 siehe künftig Stoffgruppe 135. Weltchroniken, zu Text 2 vgl. Nr. 59.9.3., zu Text 3 vgl. Nr. 51.6.2., zu Text 5 siehe Stoffgruppe 119. ›Sieben weise Meister‹, zum eingebundenen Druck vgl. Nr. 26A.17.b.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Die ganzseitige Darstellung, die den ›Lucidarius‹-Text einleitet, ist durch einen dünnen schwarzen Strich gerahmt. Gezeigt wird ein Gelehrter an einem hölzernen Lesepult, davor steht ein Jüngling, dessen erhobene Hand eine Redeszene andeutet. Platziert wurden die Figuren im Freien auf einem schmalen Grünstreifen mit angedeuteten gelben Pflanzen. Der Hintergrund ist sonst nicht weiter ausgeführt. Über dem Schüler schwebt ein rot bekleideter Engel, der aus einem Wolkenband herausragt. Mit der einen Hand deutet der Engel auf den Schüler, mit der anderen hält er ein Spruchband, in das nachträglich der Name Michell hel (hal?) eingetragen wurde. Dass der Engel auf den Lehrer blickt, aber auf den Schüler zeigt, scheint einer Aufforderung gleichzukommen, den Wissbegierigen zu unterweisen. Das Lesepult, auf dem der Gelehrte Platz genommen hat, ist eher als Schrank gestaltet, der sowohl eine Sitzgelegenheit bietet als auch Stauraum für zwei weitere Bücher und ein Uringlas, »d. h. der Meister, bekleidet mit einer Schaube mit Pelzkragen und Barett, ist als Mediziner dargestellt« (Ulmschneider [2011] S. 201). Der Lehrer und das Lesepult ragen leicht über den Bildrand hinaus, wobei der geschickte Illustrator den Rahmen teilweise in die Umrisse des Pults übergehen lässt. Mit einer betont groß gezeichneten Hand deutet der Gelehrte auf ein aufgeschlagenes Buch, bei dem es sich um den ›Lucidarius‹-Text handeln dürfte. Im Gegensatz zu den etwas später oder zeitgleich entstandenen Druck-Illustrationen (Nr. 81.0.a.), bei denen der Schüler die Worte des Meisters aufschreibt, könnte es sich bei dieser Darstellung bereits um eine weitere Rezeptionsstufe des Textes zwischen Mediziner und Schüler handeln.

Nur der Gelehrte am Lesepult wird ähnlich, in verkleinerter Form, zu Beginn der ›Gesta Romanorum‹ (322ra) wiederholt (siehe Stoffgruppe 119. ›Sieben weise Meister‹).

Übergreifend erklärt Ulmschneider die Illustration des ›Lucidarius‹ damit, dass die zahlreichen Abbildungen zu den weiteren Texten hier eine Darstellung eingefordert hätten (Ulmschneider [2011] S. 201; was eventuell auch bei der Heidelberger ›Lucidarius‹-Handschrift der Fall ist [Nr. 81.0.4.]). Das Werk wurde aus moralisierenden und unterhaltenden Texten zusammengesetzt, in die sich der ›Lucidarius‹ und die Meerfahrt Brandans »als Imago mundi-Literatur« (Ulmschneider [2011] S. 202) sinnvoll einfügten. Um sich das Gelesene besser einprägen zu können und sicher auch für eine leichtere Auffindbarkeit innerhalb der Kompilation, wurden die Texte mit Bildern ausgestattet.

Farben:

Gelb, Rot, Braun, Grün (Text 4).

Literatur:

Kornrumpf/Völker (1968) S. 63–65. – Gottschall/Steer (1994) S. 14*, Nr. 36, S. 80*–83*; Ulmschneider (2011) S. 199–202, Taf. 2 (260v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 174: 260v. Gelehrter am Pult, daneben ein Schüler.

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Abb. 174.