74.9.8. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 6834, 1–2
KdiH-Band 8
Mitte 15. Jahrhundert.
Wien (
Die wohl ursprünglich einbändige, jetzt (bei der Neubindung im 17. Jahrhundert?) geteilte Handschrift stammt vermutlich aus Wien. Genaue Angaben zur Provenienz können nicht gemacht werden, aber sie ist einer Gruppe von ›Der Heiligen Leben‹-Handschriften zuzuordnen, die dorthin zu lokalisieren sind. In beiden Bänden der Handschrift befindet sich ein eingeklebtes, nicht identifiziertes Exlibris (zwei ineinander geschriebene A mit einer Krone), das laut
Cgm 6834, 1 | 1r–235v |
›Der Heiligen Leben‹
M39 (
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Cgm 6834, 2 | 1r–248v |
›Der Heiligen Leben‹
Sommerteil Nr. 62, 65, 46, 118, 15, 39, 101, 108, 3, 64, 35, 115; Apollonia (›Der Heiligen Leben, Redaktion‹); Winterteil Nr. 52, 40, 88, 89, 48, 56, 26, 27
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Pergament, Bd. 1: I (Papier) + 235 + I (Papier) Blätter; Bd. 2: I (Papier) + 248 + I (Papier) Blätter, 205 × 150 mm, Bastarda, fünf Hände (I: 1r–50v Bd. 1; II: 51r–146v Bd. 1; III: 147r–149v Bd. 1; IV: 150r–154v Bd. 1; V: 155r–235v Bd. 1; 1r–248v Bd. 2), einspaltig, 21–26 Zeilen, Überschriften rot, Strichelungen, ornamentale und figürliche Initialen. Die Lagenverteilung (siehe
bairisch-österreichisch.
34 historisierte Initialen in Deckfarbenmalerei. 16 Illustrationen in Bd. 1, 18 Illustrationen in Bd. 2, ein Illustrator.
Die gerahmten Initialen, rechteckig oder annähernd quadratisch, befinden sich jeweils am linken Spaltenrand am Anfang der Legende neben der Überschrift, sieben bis zehn Zeilen hoch, etwa die halbe Spalte in der Breite einnehmend (genaue Maße bei
Die Miniaturen befinden sich in einem roten eckigen Rahmen, der, wenn nötig, unterbrochen wird. Besonders deutlich ist dies bei der Initiale zu Johannes dem Täufer (62r Bd. 2), wo die Rahmung nicht vollständig ist, sondern für einen kleinen Abschnitt die letzten Worte der vorausgehenden Legende zur Kreuzauffindung den Rahmen ersetzen. Eine Ausnahme in der Form bildet die D-Initiale zu Mariä Himmelfahrt (1r Bd. 1), deren Rahmen nicht eckig angelegt ist, sondern die Gestalt des Initialbuchstabens nachbildet. In ähnlicher Weise – allerdings auf einem eckigen Binnengrund – werden auch die P-Initiale zu Philippus (232v Bd. 1) und die F-Initiale zu Mariä Geburt (84v Bd. 2) gestaltet. Jede Initiale findet ihre Fortsetzung im Rankenschmuck, der sich nie um den gesamten Schriftraum erstreckt (ohne Akanthus und Dornblatt). Die Heiligen sind zentral in der Initiale platziert, alleine oder in einer Gruppe (1r, 155r Bd. 1), den Blick auf Jesus, das jeweilige Attribut oder leicht nach links in den Raum gerichtet. Die Initialen zu Maria Magdalena (121v Bd. 1) und Clara (141r Bd. 1) nehmen eine Sonderrolle ein. In beiden Fällen ist die Initiale selbst als Zierinitiale angelegt, die figürliche Darstellung der Heiligen befindet sich außerhalb der Initiale und wird durch Rankenwerk an die Initiale angebunden. Die Miniaturen sind sorgfältig in Deckfarben gemalt, meist in farbenprächtiger Vielfalt, nur die Initiale zu Ulrich (86v Bd. 1) Ton in Ton in Blau. Nur wenige zarte Akzente sind hier in Braun, Rot und Gelb gesetzt (Wangen, Fisch, Haare, Bischofsstab). Der Binnengrund der Initialen ist ebenfalls in Deckfarben gemalt oder auch in punziertem Blattgold, das immer wieder auch bei der Gestaltung der Buchstabenkörper verwendet wird. Abgesehen von der prachtvoll verzierten Initiale zu Mariä Himmelfahrt (1r Bd. 1) zu Beginn der Sammlung ist vor allem die ebenfalls mit Blattgold ausgestattete figurierte Initiale zur Katharinenlegende (152r Bd. 2) zu nennen. Die Bedeutung dieser Heiligen wird zudem dadurch betont, dass auch der Legendenabschnitt zum Lob der Katharina mit einer Zierinitiale aus Blattgold begonnen wird. Die Figuren selbst sind sorgfältig vor meist blauem, aber auch weißem oder rotem Hintergrund innerhalb des Buchstabenkörpers ausgeführt. Wenn Teile des Buchstabens den Freiraum beanspruchen, steht die Figur davor, es gibt meist keine Verschlingungen oder Überlagerungen. Nur bei den Initialen zu den beiden Legenden zu Mariä Geburt (31v Bd. 1; 84v Bd. 2) überlagert der Quersteg des F die Figur der Heiligen. In der Initiale auf 31v ist dieser Steg geschickt in die Bildkomposition eingebaut, denn auf ihm ruht die Hand Mariens, die das Kind hält. Die schmalen Gesichter der Heiligen sind zart koloriert, die Haare sorgsam in Schattierungen ausgearbeitet, die ausdrucksstarke Gestik verleiht den Illustrationen Dynamik. Die Gewänder sind detailreich ausgeführt, mit üppigem Faltenwurf, durch Weiß und unterschiedliche Farbstufen modelliert. Auch die Buchstabenkörper sind mit großer Sorgfalt und Kreativität ausgestaltet. Durch rankenähnliche Ornamentik und Bogenverbindungen ebenso wie durch Einarbeitungen von Figuren, Gesichtern und Tieren findet der Betrachter ein Kaleidoskop von Themen und Formen, die er zur Legende in Beziehung setzen kann. Der Buchstabenkörper tritt damit zwar hinter der figürlichen Darstellung der/des Heiligen zurück, führt aber das Thema weiter (z. B. das wilde Tier bei Maria Aegyptiaca, 106r Bd. 2). Nicht immer passen die Initialbuchstaben zum nachfolgenden Wort, d.h. es werden Buchstaben gewählt, die nicht dem ersten Buchstaben des Textes entsprechen (54r, 109v Bd. 1; 62r, 80r, 106r, 113r Bd. 2). So fehlt beispielsweise 54r der mittlere Quersteg des großen E (im Gegensatz zu 106r). Damit eröffnet sich der Miniator alle Möglichkeiten der Gestaltung, verzichtet aber auf die textliche Richtigkeit. Für 54r bedeutet dies, dass Georg ohne die Unterbrechung in der Bildmitte dargestellt ist. Die unvollendete D-Initiale zu Mariä Himmelfahrt – nur der Buchstabenkörper ist modelliert, das Binnenfeld ist frei – zeigt, dass der Illustrationsvorgang der Handschrift nicht abgeschlossen wurde.
Eine ikonografische Untersuchung mit Nennung der Bildthemen bietet
in Abstufungen Blau, Violett, Gold, Weiß, Grün, Orange, Gelb, Rot, Höhungen mit Weiß, Blattgold.
http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016832/images/ (Bd. 1); http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00034955/images (Bd. 2)
Abb. 91: 106r (Bd. 2). Maria Aegyptiaca.