KdiH

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59.4.9. Köln, Historisches Archiv der Stadt, Best. 7010 (W) 250

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1427/28 (Wasserzeichendatierung Saurma-Jeltsch).

Lokalisierung:

Hagenau: Werkstatt Diebold Laubers.

Besitzgeschichte:

Aus der Bibliothek Manderscheid-Blankenheim (1r jüngerer Eintrag, 244v Wappenvorzeichnung mit Bleistift).

Inhalt: Historienbibel IIa
1ra–242rb Alte Ee
1ra–7rb Register
8v Bild
9ra–10va Prolog
10va–242rb Prosaauflösung der ›Weltchronik‹ des Rudolf von Ems mit alttestamentlicher Fortsetzung
bis Kap. Als es einen monat vnd drù Jore ane Regen was
247ra–324rb Neue Ee
247ra–249ra Register
254v Bild
255ra–324rb Prosaauflösung des ›Marienlebens‹ von Bruder Philipp
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier (restauriert 1965), 325 Blätter (modern gezählt), dazu neues Vorsatzblatt A, dem zwei eingebundene Zettel mit maschinenschriftlich notierter Bildthemenliste folgen, sowie neues Nachstoßblatt (nach 318 fehlt ein Blatt, unbeschrieben: 7v–8r, 242v–246v, 249v–254r, 324v–325v), jeweils zwei Einzelblätter auf einen Falz geklebt, so dass daraus ein Bogen entsteht, 390–395 × 270 mm, zweispaltig, 40–43 Zeilen, Bastarda, drei Hände, I: 31–39 Zeilen, 9r–163v, II (nach Rapp identisch mit Hand I in Cgm 1101 [Nr. 59.4.13.]): 34–42 Zeilen, 164ra– 242rb, 255r–324r; von Schreiber III (nach Rapp identisch mit Hand II in Cgm 1101 und Hand II in Kopenhagen [Nr. 59.4.8.]; dagegen wohl nicht identisch mit dem Schreiber Diebold de Dachstein des Kölner Plenars W 251, wie Saurma-Jeltsch vermutet) nur die Register 1r–7r, 247r–249ra. Rote Kapitelüberschriften, Strichel, abwechselnd rote und blaue Kapitellombarden über vier bis sieben Zeilen, Caput-Zeichen in den Registern.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

110 von ehemals 111 kolorierten Federzeichnungen, 80 zur Alten Ee, 30 (von ursprünglich 31) zur Neuen Ee, zwei Bildinitialen mit Rankenwerk: 9ra R, 255ra M. Gruppe A (nach Saurma-Jeltsch weitgehend A2 zuzuordnen) sowie Maler B und C der Lauber-Werkstatt.

Format und Anordnung:

halbseitig, ungerahmt, die Schriftspiegelbreite stets z.T. beträchtlich überschreitend, mit Bildüberschrift, die auch als Kapitelüberschrift fungiert, jeweils vor Beginn eines Kapitels. Durch Beschnitt ist der Außenrand der Zeichnung oft entfallen. Die Eingangsbilder 8v und 254v ganzseitig mit angedeuteter linearer Einfassung. Initialen 9ra und 255ra halbseitig über die gesamte Spaltenbreite.

Bildaufbau und -ausführung:

Bis 145r stimmt die Bildkonzeption weitgehend mit derjenigen der ebenfalls vorwiegend von Hand A2 gestalteten Zyklen der Mainzer Historienbibel (Nr. 59.4.11.) und der Münchner Handschrift Cgm 1101 (Nr. 59.4.13.) überein – ohne dass sich eine der Handschriften als Kopie der anderen nachweisen ließe (vgl. auch die Wappen und Wimpel im Bild 117r). Von dem einheitlichen Stil der Gruppe A (siehe zur Darmstädter Handschrift, Nr. 59.4.4.) hebt sich der Buchmaler A2 noch durch besonders ebenmäßige Konturzeichnung in weicher Linienführung, Modellierung durch flotte Schraffierung (Schatten, Gewandfalten: 20r, 127v, 140v u. ö.), halbgeöffnete Augen in schablonenhaften, großflächigen Gesichtern ab. Seine Figuren agieren auf grün lavierten (oft mit Braun abgetönten) Bodenstücken, die nach unten durch eine gerade Linie, darüber hinaus oft auch seitlich begrenzt sind, so dass sich daraus in der unteren Bildpartie Ansätze einer Bildrahmung ergeben; kein Hintergrund, selten Einzelbäume und Felsen als Ortskennzeichnung. Gelegentlich sind die Zeichnungen von anderer Hand nachgearbeitet, z. B. 50v die Zügel des Pferdes, 103r ebenso, hier sind auch die Kreuzschraffuren nachgetragen!

Ein Wechsel findet ab Blatt 149r statt: Bei A/A2 stehen die Figuren im Mittelpunkt, nun wird auch dem Ambiente Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht nur Simson im Palast der Philister (193v), sondern auch Simson und die Fesseln (192r) ist eine Innenraumdarstellung (mit Architekturrahmung), Batseba im Bade (222v) erhält ein Badehaus; insgesamt mehr Augenmerk auf Raumgestaltung sowohl durch Einblicke in Innenräume (z. B. Engeltröstung Mariens 266v) als auch durch charakteristische »schrundige« Schollenterrains, die oft über die Bildmitte hochgezogen und mit kargen Grasbüscheln bestückt sind (stattdessen 186v–232r eine dritte Bodenvariante, in der Form ähnlich der auf gerader Grundlinie aufbauenden der Gruppe A, in der Ausgestaltung jedoch eigenwillig: Bewuchs mit Kraut aus je drei rundlichen Blättern, oberer Rand gekritzelt oder mit Kreuzschraffen). In der Figurenkonzeption fällt eine andere Proportionierung auf, Köpfe sind im Vergleich zu Körpern kleiner, die lockigen Haartrachten sind kompakter. Gezeichnet wird mit wesentlich kräftigerem Strich, wodurch die Illustrationen gröber wirken. Der Wechsel vollzieht sich auch in der Kolorierung: Typisch sind Gebäude, die nicht mehr (wie bei A) nur einfach laviert, sondern mit dem Pinsel mit einem Quadersteinmuster versehen werden.

Saurma-Jeltsch identifiziert in diesem Teil der Handschrift die Hände B und C der Lauber-Werkstatt, wobei B die meisten Bilder von C durch Überarbeitung zu Entwürfen degradiert habe. Der jeweilige Anteil von B und C lässt sich jedenfalls kaum bestimmen.

Die Initiale 255ra bildet mit dem oberhalb von Text und Initiale als Kopfillustration plazierten halbseitigen Bild ein Ensemble; Binnenfigur: Affe und Greif, Kopfillustration: Maria mit Kind und Jüngling. Diese Konzeption ist für die Initiale 9ra nicht vollendet, Binnenfiguren: Engel mit verschränkten Armen, Wildmann, die Kopfillustration fehlt.

Bildthemen:

siehe Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 71 f., Bd. 1, S. 246–257 (Konkordanz); Rapp (1998) S. 259–264 (Teilkonkordanz). – In Umfang und Platzierung der Bilder entspricht das Bildprogramm trotz Zeichnerwechsels weitgehend – mit Varianten vor allem im Anfangsteil – den beiden anderen schwerpunktmäßig von der Hand A2 gestalteten Handschriften Mainz (Nr. 59.4.11.) und München Cgm 1101 (Nr. 59.4.13.). Diese Ähnlichkeit geht zuweilen bis in Motivdetails hinein: Der goldene Leuchter etwa ist in allen drei Handschriften als Dreiturmleuchter dargestellt; die Bilder der Geburt eines neuen Pharao und der Geburt des Mose werden wie in Mainz deutlich parallel gesetzt (übereinstimmend sogar auch die Andeutung von Innenraum jeweils durch einen Vorhang am Kopfende des Bettes); ferner die Kennzeichnung von Potifars Weib durch eine nimbenartige, aus Federkringeln gebildete Kopfumrahmung. Motivvarianten gegenüber den Schwesterhandschriften sind im Bereich der Zeichner B und C häufiger, doch gibt es auch Parallelen, die alle Händescheidungen überbrücken, z. B. die halbseitige Darstellung der thronenden Madonna und eines adorierenden jungen Mannes ( 255r), die die Kölner Handschrift mit der Darmstädter Historienbibel (Nr. 59.4.4.) verbindet. Eine ungewöhnliche Themenauslegung weist die Ecclesia/Synagoge-Darstellung auf: Sie ist kombiniert mit konventioneller Kreuzigungsikonographie, indem den Allegorien Maria und Johannes beigesellt werden (254v); ungewöhnlich auch die Darstellung Davids, wie er Michal empfängt: Michal, im Leiterwagen sitzend, wird von Saul fortgeschickt (219v).

Farben:

wässriges Braun, Rotbraun (glänzend), Grün, blasses Blau, Schwarz, Grau, Hellockergelb, Rot, Violettrosa (bei A: Häuser 97v u. ö., Säule 114r), Violettrot (Gewand Gottes), Inkarnat Orangerosa.

Literatur:

Menne (1937) S. 379–382; Handschriftencensus Rheinland (1993) Bd. 2, S. 1222 f., Nr. 2272. – Kautzsch (1895) S. 63 f. 72 f. 76; Vollmer (1912) S. 109 f., Nr. 40; Fechter (1938) S. 127 Anm. 1; Landolt-Wegener (1963/1964) S. 224 u. ö., Taf. 49d (288r). 51g (286r); Traband (1982) S. 79 f.; Deighton (1986) S. 278; Hartmut Beckers: Handschriften mittelalterlicher deutscher Literatur aus der ehemaligen Schloßbibliothek Blankenheim. In: Die Manderscheider. Eine Eifeler Adelsfamilie. [Ausst.Kat. Blankenheim/ Manderscheid 1990] Köln 1990, S. 70, Nr. 15, S. 208 f., Abb. S. 166 (47r. 8v); von Bloh (1991) S. 460 f.; von Bloh (1993) S. 288–290 u. ö., Abb. 41 (8v); Rapp (1994); Rapp (1998) S. 55–58, Nr. 3.2.5., u. ö., Abb. 8–9 (Textseiten 10r und 258r); Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 1, S. 121–124 u. ö., Bd. 2, S. 71–73, Nr. 49, Abb. 123 (9r). 129 (255r). 167 (44v). 99 (50v). 198 (308v). 199 (193v). 279 (52v). 290 (270v), Taf. 12/1 (157r). 12/3 (145r). 13 (286r). 15/1 (232r). 15/2 (159r). 18/1 (56r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. IVb: 149r. Moses Grablegung.

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Taf. Ivb.