KdiH

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59.4.7. Frauenfeld, Kantonsbibliothek Thurgau, Cod. Y 19

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1450 (Wasserzeichendatierung Saurma-Jeltsch).

Lokalisierung:

Hagenau, Werkstatt des Diebold Lauber.

Besitzgeschichte:

Aus dem Augustiner-Chorherrenstift in Kreuzlingen (Wappen des 17./18. Jahrhunderts mit Eintrag colleg.can.reg.creuzling. auf dem Einbanddeckel).

Inhalt: Historienbibel IIa
2ra–10va Gesamtregister
11v–294vb Alte Ee
11v Bild
12ra–13va Prolog
13va–294vb Prosaauflösung der ›Weltchronik‹ des Rudolf von Ems mit alttestamentlicher Fortsetzung
bis Kap. das es ain monat vnd drú gantz Jahre on regen was
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 294 Blätter (gezählt 2–295, restauriert 1972; die letzte Lage [ab Blatt 288] ist aus den verbleibenden Blättern der ehemaligen Schlusslage zusammengesetzt worden, jeweils ein Blatt fehlt vor 290, 291, 292, 293 und 294 [mit Text-,vor 294 ggf. auch mit Bildverlust], Blatt 12 defekt, 295 ist Nachstoßblatt), in normalen Bogen gebunden, das Doppelblatt 61/62–70/71 (anderes Wasserzeichen: Ochsenkopf statt Blume, andere Schrift, Illustration fehlt) ist separat eingefügt worden und ersetzt womöglich ein bereits vor dem Zusammenfügen der Lagen entferntes Doppelblatt, 368 × 270 mm, zweispaltig, anfangs ca. 35–39 Zeilen, später engzeiliger: 28–29 Zeilen, von Bloh (1993) und Saurma-Jeltsch (2001) nehmen eine Haupthand an – eventuell identisch mit Heidelberg, Cod. Pal. germ 21, und London, British Library, Egerton 856 – und erwägen für 61v–62r und 70r einen zweiten Schreiber, doch könnte das eingefügte Doppelblatt auch vom selben Schreiber nachgetragen worden sein (die lateinisch-deutschen Hinweise auf die Illustrationen stammen zumindest hauptsächlich von Schreiber-, nicht von Benutzerhand). Kapitellombarden über zwei bis drei Zeilen, z. T. mit einfachem Blattdekor, als Kolumnentitel die Kapitelzahl in römischen Ziffern.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

79 kolorierte Federzeichnungen, zwei Bildräume (61r, 129r), eine Initiale. Maler I, R und L der Lauber-Werkstatt (Saurma-Jeltsch).

Format und Anordnung:

R-Initiale 12ra über ca. 35(!) Zeilen (ganze Spalte), die Textillustrationen halb- bis ganzseitig, über beide Spalten, stets größer als die Schriftspiegelbegrenzung, mit vorausgehender Kapitelüberschrift, die auch als Bildbeischrift fungiert, jeweils dem Text eines Kapitels vorangestellt. Meist gerahmt in doppelter Einfassungslinie, in der Regel mit Farbfüllung, gelegentlich auch ungerahmt (37v) oder in einfacher Linieneinfassung (32v).

Bildaufbau und -ausführung:

Die Initiale 12ra mit Camaieu, im oberen Teil figürlich: Lanzen- und Schildträger; außen grünes Blattwerk.

An der Ausführung der Textillustrationen sieht Saurma-Jeltsch (2001) drei Buchmaler beteiligt. Buchmaler I hätte demnach (ebd. Bd. 1, S. 131) nur das Schöpfungsbild (11v) ganz zu verantworten, selbst dieses ist jedoch wohl unvollendet geblieben: Ausgeführt sind lediglich Vorzeichnung und erste Schicht des lavierenden Farbauftrags. Spuren der Beteiligung von I identifiziert Saurma-Jeltsch ansonsten lediglich im Entwurfstadium (z. B. 21r). Des weiteren erkennt Saurma-Jeltsch die Buchmaler L (als einzigen Mitarbeiter der Lauber-Werkstatt, der seine Bildszenen in zusammenhängenden Landschaften ansiedelt: z. B. 262v oder 267r) sowie R (als eher altertümlichen Zeichner: z. B. 40r, 50r). Die Anteile der drei Buchmaler sind jedoch nicht eindeutig abzugrenzen. Gelegentlich sind Konturen oder andere Details später nachgezogen (7r, 75r, 87r), wobei Saurma-Jeltsch v. a. Maler R für Überarbeitungen verantwortlich macht. Für einen langen Fertigungsprozess sprechen auch die vielen Hinweise (in lateinischer und deutscher Sprache), man solle sich nicht irritieren lassen von einem Freiraum oder zur anderen Seite umblättern (Saurma-Jeltsch ebd. S. 142); auch die im Vergleich mit der Berliner Schwesterhandschrift sich von dieser gewissermaßen fortschreitend entfernende Ausführung macht die Annahme einer über längere Zeit sich hinziehenden Herstellung plausibel.

Bildthemen:

siehe Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 41 f., Bd. 1, S. 246–257 (Konkordanz). – Der vorgesehene Bildbestand ist bis auf die zwei fehlenden Bilder identisch mit Berlin 382 (Nr. 59.4.2.), die wohl die ältere Handschrift ist. Während auch die Ausführung anfangs weitgehend mit derjenigen der Berliner Handschrift übereinstimmt, geht die Frauenfelder Handschrift ab 154v eigene Wege. Die Frauenfelder Bildüberschriften entsprechen nun auch nicht mehr – wie die Berliner – der »Normalfassung« für Klasse IIa, sie sind mindestens verkürzt, erweitert, oft auch ganz anders; es scheint fast so, als seien sie ohne zuverlässige Vorlage eingefügt worden. Entsprechend werden Bildthemen anders, auch missverständlich akzentuiert: Zur Buße Davids etwa hat die Berliner Handschrift der Überschrift entsprechend (196v Hie kam ein engel vnd kunt Dauit das er gegen got missetan het darumb zouch er sin kunglich gewant vs vnd sprait sin houbt mit eschen) im Bild links David mit abgelegtem Kleid und Asche auf dem Kopf, rechts gegenüber den Engel, in der Frauenfelder Handschrift korrespondiert die Bildüberschrift (271v Hie kunte ain Engel dz er gegen got misßtan het da zoch er sin kunigklich gewant ab vnd sasß vff die erde vnd lait asche vff sin houpt) zwar dem Berliner Bildinhalt, ist sogar ungefähr als Beschreibung desselben zu lesen, im Bild selbst wird dies jedoch missverstanden: Es zeigt den Engel links und König David rechts einander gegenüberstehend, hinter David aber eine weitere Figur, die sich ihr Gewand auszieht. Auch in anderen Fällen bietet die Frauenfelder Handschrift eine Sonderikonographie (z. B. Schleifung der Könige von Sukkot 199v: König und Begleiter werfen einen anderen König über die Stadtmauer; Salomo lehrt das Volk an einen Gott zu glauben 277r: zusätzlich eine Gottesfigur über den Salomo zuhörenden Juden).

Farben:

Grün (leicht deckend), Olivgrün, Blassgelb, Blaugrau, Violettrot, Grau, selten Hellrot (176r Halstuch).

Literatur:

Vollmer (1912) S. 108 f., Nr. 39; Kautzsch (1926) S. 43; Fechter (1938) S. 136; Egon Isler: Aus den Schätzen der thurgauischen Kantonsbibliothek. Eine Historienbibel aus dem 15. Jahrhundert. Handschrift aus Hagenau im Elsass. In: Thurgauer Jahrbuch 23 (1947/1948), S. 16–20; Koppitz (1980) S. 40 Anm. 29; Traband (1982) S. 82; Saurma-Jeltsch (1990) S. 49 Anm. 97. 50 Anm. 104; von Bloh (1993) S. 287 f. u. ö., Abb. 27 (11v). 28 (12r); Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 1, S. 136–139 u. ö., Bd. 2, S. 41 f. Nr. 25, Abb. 171 (21r). 173 (37v). 174 (267r). 238 (221v), Taf. 28/2 (11v). 29/2 (50r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 13: 117r. Anbetung des goldenen Kalbes.

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Abb. 13.