KdiH

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59.4.5. Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Mscr.Dresd.A.49

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1418–1420 (Saurma-Jeltsch [2001]: Stil).

Lokalisierung:

Elsass, Werkstatt von 1418.

Besitzgeschichte:

Provenienz unbekannt. Spätestens seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Dresden.

Inhalt: Historienbibel IIa
1r–185r Alte Ee
1v–2v Prolog
3r–185vb Prosaauflösung der ›Weltchronik‹ des Rudolf von Ems
Anfang fehlt; Abschrift endet unvollständig im Kapitel Wie dauit got sin opfer brachte vnd wie er die werckmeister vs suͦchte
186r–256v Neue Ee
186r–187vb Register
völlig unleserlich, Anfang fehlt vermutlich
189v–256v Prosaauflösung des ›Marienlebens‹ von Bruder Philipp
Anfang unleserlich; Abschrift endet unvollständig im Kapitel Also sant maria magdalena antwurtet vnser frowen
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 258 gezählte Blätter, dazu Vorsatz- und Nachstoßblätter, in normalen Bogen gebunden (sehr defekt; Verluste eventuell vor Blatt 1 [Registerblätter?], nach 2 [ein Blatt], nach 3 [sicher mehrere Blätter], nach 7, nach 8, nach 11 [ein Blatt], nach 112, nach 131 [ein Blatt], nach 142, nach 157, nach 185, nach 256; etliche Blätter sind zudem defekt), 374–382 × 264–273 mm, zweispaltig, 32–38 Zeilen, Bastarda, eine Hand (mit starkem Duktuswechsel, Merzdorf vermutete zwei Hände), rote Kapitelzählung, rote Überschriften, Strichel, Caput-Zeichen, rote und blaue Kapitellombarden meist über drei Zeilen, gelegentlich mit Fleuronnée, gelegentlich Distelblüten als Randdekor, 36v–37r ein Blütenfries am unteren Blattrand.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

183 von ursprünglich mehr als 200 kolorierten Federzeichnungen: Erhalten sind 147 zur Alten Ee, 36 zur Neuen Ee; dazu zwei Initialen: 2ra R, 190ra M (weitgehend zerstört). – Elsässische Werkstatt von 1418, Gruppe III (Saurma-Jeltsch).

Durch Wasserschaden wurde die zuvor schon defekte Handschrift sehr geschädigt, schwarze Tinte ist in Teilen der Handschrift fast völlig gelöscht, die Zeichnungen sind häufig als Abklatsch auf die gegenüberliegende Seite abgefärbt.

Format und Anordnung:

sehr unterschiedliche Formate zwischen nahezu ganzseitigem Vollbild und wenige Zeilen hohem Streifenbild, teilweise gerahmt, teilweise ungerahmt, meist mit Überschrift, die als Bildbeischrift fungiert, dem Kapiteltext vorangestellt, aber auch mit Überschrift zwischen dem Text, gelegentlich sogar außerhalb des Schriftspiegels am Randsteg. Meist erheblich breiter als der Schriftspiegel, daher am äußeren Rand oft wegen Blattbeschnitts unvollständig geworden. Das ganzseitige Eingangsbild 1v mit einem breiten Rahmen, gefüllt mit Darstellungen vegetabiler Ornamente (abwechselnd rote und blaue Ranken und Blüten). Die Initialen 2ra und 190ra viertelseitig, die gesamte Spaltenbreite einnehmend.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Initialen bilden mit den oberhalb von Text und Initiale als Kopfillustrationen platzierten halbseitigen Bildern jeweils ein Ensemble. Buchstabenkörper mit kurzen gefiederten Ranken gesäumt, beide in rotem Kastenrahmen, Hintergrund freistehend. 2r Binnenfigur: Phantasietier, Kopfillustration: Christus als Weltenrichter, dazu figürlich auslaufende blaue Ranken (Kopf und die Krallen eines Adlers); 190r Binnenfigur unkenntlich, Kopfillustration: Christus als Weltenrichter.

In den Textillustrationen bauen sich die Bildszenen auf einem unten gerade abschließenden Bodenstück, meist ohne Bewuchs, auf; aus diesem wachsen gelegentlich zur seitlichen Bildbegrenzung oder mittig zur Teilung der Szene in zwei Hälften Hügel empor; Innenraumdarstellungen sind manchmal – unter Einbeziehung architektonischer Elemente (Bogen) – gerahmt (13v mit achteckigem Rahmen [!]), 73r die Mückenplage wie in eine Guckkastenbühne platziert. Figurenzeichnung in ebenmäßig fließender Linienführung, kleine, meist wie aufschauend erhobene Köpfe, modische Gewänder mit üppigen Zaddeln und voluminösen Ärmeln; oft sehr phantasievoll (109v Bileam und der Engel: der Engel mit Pfauenfederflügeln, Bileam in einem reich gezaddelten Phantasiegewand mit Sterngeißel); dabei starke Schwankungen zwischen unbeholfen wirkender Gestaltung und sowohl in der Ausprägung von Physiognomien wie in der Faltenmodellierung sehr versierter Zeichnung (vgl. die schlichte Mosedarstellung beim Kampf mit den Mohren oder bei der Heirat mit der Mohrin [64r/64v] mit der sehr gekonnten Mosefigur im Bild Moses und Aaron). Bäume und Landschaftselemente oft sehr kritzelig.

Deckende Kolorierung und Ausmalung von Bildhintergrund nur in den ersten beiden Bildern, ansonsten hintergrundlos.

Die gelegentlich eingefügten Wappen (nach Saurma-Jeltsch 92v das Wappen derer von Andlau, 131r das Wappen der Braunen von Reichenberg) dürften weniger auf konkrete Käufer oder Besitzer hinweisen als den heraldischen Erfahrungsschatz des Buchmalers widerspiegeln.

Bildthemen:

siehe Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 28–30, Bd. 1, S. 246–257 (Konkordanz); Rapp (1998) S. 259–264 (Teilkonkordanz). – In der Dichte der Illustrierung ähnelt Dresden 49 der Londoner Historienbibel Add. 24917 (Nr.59.4.10.), kennzeichnend die in beiden Handschriften separat ausgeführten Bilder Jakob als Hirte/Esau als Jäger (Dresden 25v/26r); etliche Themen sind nur in diesen beiden Handschriften illustriert, in der späteren Überlieferung der Historienbibel IIa nicht mehr (Tod Abrahams, Gebet Isaaks um Nachkommen, der König von Sichem schläft mit Dina, Geburt Benjamins, etc.). Manche Bildthemen teilen weder London oder die anderen frühen Abschriften noch die späteren Versionen der Historienbibel IIa (z. B. 137r Jothams Baumgleichnis, 156r Elis Sohn bei der Unzucht u. a.). Selten führt Dresden Themen, die in den Parallelhandschriften separat dargestellt werden, zu kontinuierenden Simultanillustrationen zusammen (148r Dalila schneidet Simsons Haar + Blendung Simsons). Auffallend ist, dass als einzige Abschrift der Historienbibel IIa die Dresdener Handschrift eine Abendmahlsdarstellung hat.

Farben:

Wenig kenntlich; durch den Wasserschaden ist die Farbigkeit der Handschrift stark beeinträchtigt. Saurma-Jeltsch meint eine »deutliche Zunahme von Deckfarben« in dieser Handschrift festzustellen, was sie zusammen mit der Tatsache, dass Blattgold (für Metallteile: Kronen, Musikinstrumente, etc.) verwendet wird und dass es sich um die einzige auf Pergament gearbeitete Handschrift der Werkstatt von 1418 handelt, als Anzeichen für eine »Prunkhandschrift« deutet (Bd. 1, S. 22).

Literatur:

Schnorr von Carolsfeld (1882/1979) S. 10 f. – Merzdorf (1870) S. 46 f. (Hs. G); Kautzsch (1896) S. 290; Bruck (1906) S. 282 f.; Vollmer (1912) S. 107 f., Nr. 37; Stange 4 (1951) S. 52; Beckmann/Schroth (1960) S. 14 Anm. 16; Jänecke (1964) S. 105; Koppitz (1980) S. 35; Kornrumpf (1992) S. 517; von Bloh (1993) S. 282–286 u. ö., Abb. 22 (1v). 23 (2r). 24 (4r); Rapp (1998) S. 53–55, Nr.3.2.4., S. 265–267 u. ö., Abb. 5 (Textseite 2v); Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 1, S. 22 u. ö., Bd. 2, S. 28–30, Nr. 18, Abb. 21 (1v). 22 (6v). 25 (171v). 26 (25v). 27 (234r). 28 (57v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. III: 109v. Bileam und der Engel.

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Taf. III.