KdiH

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59.4.11. Mainz, Stadtbibliothek, Hs II 64

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1421–1430 (Wasserzeichendatierung Saurma-Jeltsch).

Lokalisierung:

Hagenau, Werkstatt Diebold Laubers.

Besitzgeschichte:

Aus dem Mainzer Kapuzinerkloster; später in der Universitätsbibliothek Mainz (siehe Stempel Blatt 1r), die 1805 in den Besitz der Stadt Mainz überging.

Inhalt: Historienbibel IIa
1ra–218vb Alte Ee
1ra–12va Register
13v Bild
14ra–15vb Prolog
15vb–218vb Prosaauflösung der ›Weltchronik‹ des Rudolf von Ems mit alttestamentlicher Fortsetzung
bis Kap. Als es einen monot vnd drú jor one regen was
219ra–291vb Neue Ee
219ra–222vb Register (Schluss fehlt)
223ra–291vb Prosaauflösung des ›Marienlebens‹ von Bruder Philipp
Anfang und Schluss fehlen (Beginn in Kap. Von dem Leben Herrn Joachyms, Abbruch in Kap. Von dem dirten chore)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 303 Blätter (moderne Bleistiftzählung 1–135, 135a–j, 136–291, dazu seit der Restaurierung 1986 je zwei neue Vorsatzblätter vorne und hinten); ursprünglich alle Blätter einzeln auf einen Falz geklebt, so dass jeweils zwei Blätter einen Bogen ergeben (bei Restaurierung Falze abgelöst, die Blätter auf neue Falze verklebt); zahlreiche Blattverluste, zumeist je ein Blatt fehlt nach 21, 24, 63, 122, 134, 135 (etliche Blätter herausgerissen, von 10 Blättern sind Reste geblieben, foliiert 135a–j), nach 150, 164, 175, 189, 191 (zwei Blätter?), 222 (zwei Blätter?), 235, 238, 245, 249, 258, 262, 270, 272, 276, Blattdefekte (meist herausgerissene Illustrationen): 19, 25–26, 38, 125, 176, 177, 240, 262, 265, 271. Von älteren Bindefehlern blieb nach der Restaurierung lediglich folgender bestehen: Blatt 28 gehört zwischen 26 und 27. 412 × 259 mm, zweispaltig, Bastarda, vier Schreiber (Rapp), I: nur die Register, II: 14ra–52ra, 27–30 Zeilen, III: 52ra–195ra, 35–38 Zeilen, IV: 195ra–291vb, 25–33 Zeilen; rote Kapitelzählung, rote Überschriften, Strichel, Caput-Zeichen, Kapitellombarden über drei bis fünf Zeilen.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

97 von ursprünglich ca. 120 kolorierten Federzeichnungen, 80 sind zur Alten Ee erhalten (mindestens 17 weitere wegen Blattverlusts verloren), 17 zur Neuen Ee (13 verloren oder zerstört); 213r Bildraum für nicht ausgeführte Zeichnung (Salomos Tod). Eine Bildinitiale 14ra. – Gruppe A der Lauber-Werkstatt (nach Saurma-Jeltsch weitgehend der Hand A2 zuzuordnen).

Format und Anordnung:

meist halbseitig, ungerahmt, die Breite des Schriftspiegels erheblich überschreitend (Bildrand oft beschnitten), zusammen mit Überschrift, die auch als Bildbeischrift fungiert, dem Text eines Kapitels vorangestellt. Für die einzige viertelseitige Zeichnung 46vb (Engel erscheint Hagar) wurde vom Schreiber versehentlich kein passender Bildraum freigehalten. Das Eingangsbild 13v ganzseitig mit unregelmäßiger roter Pinselstricheinfassung: unten lediglich vertikale Begrenzung entlang der Bodenkontur, oben dreiseitige Rahmung, schmaler als die untere Bildpartie, gewissermaßen nur den Hintergrund einfassend. Initiale 14ra mehr als viertelseitig (die Spaltenbreite überschreitend).

Bildaufbau und -ausführung:

Der Mainzer Zyklus ist mit Saurma-Jeltsch vor allem der Hand A2 der Gruppe A zuzuweisen (vgl. Köln W 250 [Nr. 59.4.9.] und München Cgm 1101 [Nr. 59.4.13.]); abgesehen von den für A2 charakteristischen Merkmalen (besonders prägnanter Zeichenstil, verbindlicherer Einsatz von Schraffen, z. B. zur Abschattierung der oberen Terrainkante, die halbgeschlossen wirkenden Augen in den überproportional großen, teigigen, ausdrucksneutralen Gesichtern) weicht die Bildkonzeption kaum von dem für die gesamte Gruppe A typischen Gruppenstil ab (siehe hierzu die Darmstädter Historienbibel [Nr. 59.4.4.]); nur die Einfassung der Bodenstücke, auf denen die Figuren ohne Angabe von Hintergrund oder Kulissen agieren, ist etwas präziser: Die grün lavierten Flächen, manchmal mit brauner Unter- oder Übermalung, sind nicht nur nach unten linear begrenzt, sondern haben häufig eine dreiseitige Einfassung in Rechteckform. In wenigen durchscheinenden Farben laviert, deckendes Rot wird abgesehen vom Eingangsbild nur ausnahmsweise eingesetzt (91v, 119v Flammen, 96r, 138r Blut), ganz singulär Orangerot (98v Ochse).

Bildthemen:

siehe Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 88 f., Bd. 1, S. 246–257 (Konkordanz); Rapp (1998) S. 259–264 (Teilkonkordanz). – Das Programm insgesamt stimmt mit einigen Varianten (s. u.) deutlich überein mit Köln, W 250 (Nr. 59.4.9.) und München, Cgm 1101 (Nr. 59.4.13.), ohne dass allerdings eine der Handschriften den anderen als Vorlage gedient hätte. Diese Ähnlichkeit geht zuweilen bis in Motivdetails hinein (siehe unter Nr. 59.4.9.). Gelegentlich werden jedoch die Schwerpunkte auch anders gesetzt: z. B. wählt Mainz zum Thema der Resurrectio die Auferstehung aus dem Grabe, während in Köln und München die Erscheinung des Auferstandenen vor Maria ins Bild gesetzt ist. Auffallend ist vor diesem Gesamteindruck der Gemeinsamkeit die völlig andere Akzentuierung der Mainzer Handschrift zu Beginn des Zyklus: Von der ›Geographie‹ bis zur Geschichte Lots greift die Mainzer Handschrift offenbar auf ein anderes Modell zurück als die beiden Schwesterhandschriften, die hier sparsamer illustrieren, während Mainz den dichten Bildfolgen der Handschriften aus dem Umkreis der Werkstatt von 1418 folgt, so auch in der – rekonstruierten – Aufnahme des später vernachlässigten Motivs der Kopflosen und Hundsköpfigen (25r, herausgerissen). Wohl individuell ist dabei die zweite Darstellung zur ›Geographie‹ (26v Schlangen und Meerestiere), ein Pendant hierzu findet sich nur in der einzelgängerischen Würzburger Historienbibel (Nr. 59.4.19.). – Das Bild vom Tod König Agags fehlt mit dem entsprechenden Text aufgrund eines Zeilensprungfehlers (187vb).

Eingangsinitiale 14ra, mit Rankenwerk und fünfblättrigen Blüten, kniender Engel und wilder Mann im Binnenfeld (zu vergleichen ist die Kölner Historienbibel [Nr. 59.4.9.]!).

Farben:

durchscheinendes Blau, Grün, Hell- und Dunkelbraun, selten Rostbraun (23r, 166r), Schwarz, sehr blasses Gelb und Gelbocker, Blassrosa (Gebäude), Inkarnat Orangerosa. Rot nur ausnahmsweise.

Literatur:

Gotthelf Fischer: Die Bibel der alten und neuen Ehe. In Fol. Main. Bibl. Cod. chartac. In: ders.: Beschreibung typographischer Seltenheiten und merkwürdi-ger Handschriften nebst Beyträgen zur Erfindungsgeschichte der Buchdruckerkunst. Dritte Lieferung. Nürnberg 1801, S. 161–182; Merzdorf (1870) S. 49 (Hs. S); Kautzsch (1895) S. 61 f.; Vollmer (1912) S. 114, Nr. 43; Fechter (1938) S. 136 f.; Landolt-Wegener (1963/1964) S. 224 u. ö., Taf. 50e (253r); Traband (1982) S. 87; Saurma-Jeltsch (1992/1993) S. 330, Abb. 8 (61v); Bibelhandschriften aus fünf Jahrhunderten. Stadtbibliothek Mainz, Katalog bearb. von Annelen Ottermann. Mainz 1993 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek und der öffentlichen Bücherei Anna Seghers 50), Nr. 11 f., S. 36–39; von Bloh (1993) S. 293 f. u. ö., Abb. 47 (13v); Rapp (1998) Nr. 3.2.7., S. 62–65 u. ö., Abb. 14–16 (Textseiten 1v, 14v, 164v); Gutenberg – aventur und kunst. [Ausst.Kat. Mainz 2000 bearb. von Eva-Maria Hanebutt-Benz und Wolfgang Dobras] Mainz 2000, S. 264, Nr. GM 18 mit Abb. (91v); Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, Nr. 59, S. 88–90 u. ö., Abb. 96 (46v). 97 (289r). 101 (58v). 265 (13v). 296 (257r), Taf. 18/3 (61v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 18: 98v. Die zehn Plagen: Hagelplage.

Abb. 19: 39v. Zug ins verheißene Land Kanaan, Aufbau der Zelt.

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Abb. 18.
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Abb. 19.