KdiH

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80.11.1. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 312

Bearbeitet von Franziska Stephan

KdiH-Band 8

Datierung:

2. Hälfte 15. Jahrhundert (1450–1473).

Lokalisierung:

Augsburger Raum.

Besitzgeschichte:

Die Handschrift stammt aus dem Besitz des Schreibers Konrad Bollstatter (siehe Einleitung 80.11.). Wohl nach dessen Tod kam die Handschrift zu einem unklaren Zeitpunkt in den Besitz des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg (Vermerk oben auf 2r Monasterii S. Udalrici. Augustae) und wurde hier zuletzt 1794 im Katalog der Klosterbibliothek von Braun erwähnt (Braun [1794] S. 117f. [Nr. LXXV]; MBK III [1972] S. 54 [15]). Im Zuge der Säkularisation und Auflösung des Klosters Ende 1802 kam die Handschrift in den Besitz der Münchner Hof- und Staatsbibliothek.

Frühere Beschreibung unter Nr. 11.4.30.: Der dort separat besprochene Planetenkindertraktat (51v–58v) ist eigentlich Teil des Würfelbuchs von der Natur des Menschen (Text 6, 46r–65r).

Inhalt: Siehe Nr. 80.7., Nr. 80.9., Nr. 80.10. Informationen zum Aufbau der einzelnen Teile, z. T. mit Transkriptionen bei Sotzmann (1851), Bolte (1903), Schneider (1973a), Schneider (1976), Schliewen (um 1984), Heiles (2018).
1. 1v Glücksrad mit dem Tod, ›Das geluͤckrade‹
Ganzseitige Darstellung mit gereimten Versen auf Spruchbändern
2. 2r–30r Losbuch mit 22 Fragen (Version A), siehe Nr. 80.7.
2r–3r 22 Fragen; 3r–5v 22 Propheten mit gereimten Verweisen auf Spruchbändern; 6r Sieben Planeten, ihnen zugeordnet 22 Himmelsrichtungen mit Verweisen; 6v–8r 22 Tiere und Tierkreiszeichen mit Verweisen; 8v–30r 22 Losrichter in Gestalt von Königen mit je 22 Lossprüchen; 30r Schreibervermerk mit Datierung 1450 und Lokalisierung in die Kanzlei des Grafen Ulrich von Öttingen auf Schloß Baldern bei Nördlingen
3. 30v–44v Losbuch mit Sprüchen von 100 Vögeln
Lossprüche aus ca. fünf bis 18 Versen, auf 30v durch das Spruchband des Greifen eingeleitet mit: Ein starcker greyff bin genant was ich erfgreyffe das erheb ich zehand, es folgt ebenfalls unter dem Greifen der erste Losspruch; 42r Datierung 1454; auf 44v in das Textende geschobene, seitenfüllende Scheibe mit dreifacher Inschrift, in den beiden äußeren Ringen Teile des hebräischen Alphabets, darin lateinischer Spruch: Omnia mala odit Deus. Omnia bona dat Deus. Nil. te. uf. ress. syn. daf. g.
4. 45r Drei Scheiben, unvollendet
Zwei kleinere Scheiben am Seitenkopf, mit weiß getilgten Namenszügen im Kreisrund; eine größere Scheibe darunter, darin Text mit Bezug zum Weltenlauf und mehrmaliger Nennung des Glücksrades, Inc.: Die welt und des glügckes radt Vil eben und gleich ordnung haͤtt...
5. 45v Glücksrad, ›Das gluͤckrad mit den Engeln‹, fragmentarisch
6. 46r–65r Würfelbuch von der Natur des Menschen
46r Prolog und Datierung 1455; 46v–51r 20 Meister mit Lossprüchen; 51v–58r Planetenkinderverse (siehe Nr. 11.4.30.), diese wurden durch die Ausstattung mit Würfelstellungen systematisch in das Würfelbuch eingegliedert; 58v–65r 29 Meister mit weiteren Lossprüchen
7. 65v Glücksrad mit Frauen und Männern, ›Das gluͤckrad mit fraw Venus und den gsellen‹
Ganzseitige Darstellung mit gereimten Versen auf Spruchbändern, diese beziehen sich nicht auf die im Titel genannte fraw Venus
8. 66r–71r Würfelbuch für Liebende
56 berühmte Männer und Frauen mit Lossprüchen; 66b eingehefteter Zettel; 66br Nachtrag eines Spruchs zum Würfelbuch und Datierung 1455, 66bv nicht ausgeführte Würfelstellung und Losspruch
9. 71v–80v Geistliches Würfelbuch, siehe Nr. 80.9.
56 biblische Figuren und Heilige mit Lossprüchen zu ca. 8–12 Versen; 80v Datierung 1473
10. 81r Glücksrad mit Gottes Hand, Sonne und Mond, ›Das gluͤckradt‹
Ganzseitige Darstellung mit gereimten Versen auf Spruchbändern
11. 81v–97v Losbuch der Beginen und Begarden, ›Sortilogium‹, siehe Nr. 80.10.
81v–82r Prolog, darin Angabe eines Losrads mit Engelszeiger als Losmittel (nicht erhalten); 82r–v zwölf Himmelsrichtungen mit Verweisen; 83r–84r zwölf Tierkreiszeichen mit Verweisen; 84r–85v zwölf Frauen ohne Beischriften; 86r–97v Losrichter in Gestalt von Bruder Jordan und zwölf auf exotischen Tieren reitenden Königinnen, nur die Königinnen mit je zwölf nummerierten Lossprüchen; 87r, 88r, 94r und 97r Datierung auf das Jahr 1461
12. 97v–110r Losbuch aus dem ABC
97v Scheibe, darin Prolog mit Hinweis auf das Alphabet als Losmittel; 98r ganzseitige Darstellung eines Glücksrads mit blinder Fortuna, gereimten Versen auf Spruchbändern, lateinischen Inschriften (diese z. T. deutsch übersetzt) und über die Seite verteilten Großbuchstaben AI; 98v–110r 24 Meister, darunter auch zwei Frauen, mit Lossprüchen
13. 110v Fünf Sprüche gegen Losbücher von vier Propheten und dem Teufel
14. 111r–118r Würfelbuch mit Tieren
56 Tiere mit Lossprüchen
15. 118v Sechs Zahlenstellungen aus je drei Zahlen
16. 119r Vorzeichnung einer Scheibe
17. 119v Seitenfüllende Scheibe mit fünffacher Inschrift, Monatsbezeichnungen in hebräischer, lateinischer und deutscher Sprache
Inc. außen: Das sindt die monat wie sie die juden ebrayschen nennen und ouch sunst in tewtsche und ouch in latein...
18. 120r–143r Losbuch mit 16 Fragen, ›Sortilogium‹
120r Prolog; 120v 16 Fragen; 121r–126v zwölf Scheiben mit Verweisen; 127r–134v 16 Könige mit je zehn Sprüchen, z. T. handelt es sich um Lossprüche, z. T. um Verweise auf die nächste Etappe, 127r Datierung 1459; 135r–142v 16 Scheiben, darin je vier Lossprüche; 143r Vier Engel: Scheibe mit lateinischen und deutschen Sprüchen über Fortuna: O bona fortuna cur non es omnibus una..., Die welt und des gelűckes radt vil eben und gleich ordnug hatt..., als Umschrift Sprüche gegen Losbücher (vgl. Sprüche auf 110v)
19. 143v Vier Tugenden mit Sprüchen
Justitia, Sapientia, Prudentia, Fortitudo mit gereimten Spruchbändern, bezogen auf Text 20
20. 144r–v Glücksrad mit Tieren
Ganzseitige Darstellung mit gereimten Versen auf Spruchbändern
21. 145r–154r Würfelbuch von den Sieben Planeten
56 Sprüche von Planeten, Tierkreiszeichen, Heiligen und Tieren mit Prolog des Propheten Jesaia; 145r Medaillon rechts neben dem Prolog mit Datierung 1455
22. 154v Traumbuch
Nachtrag: Losziehung nach den 23 Buchstaben des Alphabets (siehe Speckenbach [1995] Sp. 1024), nicht von der Hand Bollstatters, mit Datierung 1482
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 1 + 177 Blätter, 295 × 205 mm, Bastarda, für Über- und Umschriften auch Textualis, fast durchgehend von der Hand des Konrad Bollstatter (Mulitor) von Öttingen (30r Exsplicit sortilogium per me Conradum Mulitorem de Oͤtingen tempore isto erat jn Cantzelleria Uͦdalrici comitis de Oͤtingen in vigilia Symonis et Jude apostolorum anno domini millesimo CCCCmo Lmo in castro Paldern. Nildne de Hausen Edarnock; 66r–71r von anderer Hand [beigebunden und von Bollstatter ergänzt], 154v Nachtrag einer weiteren Hand von 1482), einspaltig, 30–40 Zeilen, zwei- bis neunzeilige kolorierte Initialen, z. T. fleuronniert, ein- bis achtzeilige Lombarden, Majuskelschrift, Caputzeichen, Rubrizierung, Strichelung, zu tilgende Stellen im Text häufig weiß übermalt.

Schreibsprache:

ostschwäbisch.

II. Bildausstattung:

Reich illustrierte Handschrift mit meist kolorierten Federzeichnungen, diese sind z. T. eingeklebt (38r, 52r–56v, 66r–67v, 68v, 69v, 70r–71r, 93r–94r, 100r–v, 127r–128v, 131r–133v, 145r), sowie einem eingeklebten, kolorierten Kupferstich (63r). Lehmann-Haupt (1929, S. 121–127) weist die Hauptgruppe der Illustrationen einer relativ einheitlich arbeitenden Augsburger Werkstatt zu, wobei kleinere Unterschiede durch weniger geschulte Hände festzustellen seien. Nach Beier (2004, S. 55–72) kann diese wohl mit der Werkstatt des Augsburger Illuminators, Frühdruckers und Buchhändlers Johann Bämler in Verbindung gebracht werden.

Format und Anordnung:

Text und Bild sind in der gesamten Handschrift auf das Engste aufeinander bezogen. Dabei variieren Format und Anordnung der zahlreichen Illustrationen von Text zu Text sowie auch innerhalb der Texte von Etappe zu Etappe und tragen damit der stufenweisen Systematik von Losbüchern und Würfelbüchern optisch Rechnung. Die Blätter können einzeln als Bild-Text-Schemata gestaltet sein oder als Doppelseiten zusammenhängen. Innerhalb eines Textes werden durch die Verweise von Etappe zu Etappe auch seitenübergreifende visuelle Zusammenhänge gebildet. Die Würfelbücher sind meist nur mit Würfelstellungen zu je drei Würfeln in verschiedenen Gestaltungsformen illustriert. Diese stehen neben dem Text und zählen systematisch von 6.6.6 auf 1.1.1 herunter. Auch die aufwendige Textgestaltung ist eng auf die Etappen-Systematik der Losbücher mit oft nur kurzen Verweisen und Strophen abgestimmt.

Bildaufbau und -ausführung:

́Der Großteil der Illustrationen, so auch die zwischen die Texte geschobenen Glücksräder, ist durch eine einheitliche Stilistik gekennzeichnet, die aus der reinen Figurenkomposition ohne oder mit nur sehr zurückhaltender landschaftlicher Gestaltung (einfache grünbraune Bodenstücke und blauer Himmel) besteht. Die Standfiguren zeichnen sich durch eine stark betonte Kontur des jeweils vorgesetzten Spielbeins aus. Bei den Sitzfiguren finden sich stark betonte Beinkonturen sowie bauschige Gewänder mit hell heraustretenden Faltenstegen und Aussparungen. Insgesamt sind die Figuren durch unmittelbar zwischen den Schultern sitzende Köpfe, breit über dem Rumpf ausladende Arme und sprechende Hand- und Zeigegesten gekennzeichnet, die den Weisungscharakter des Texts untermauern. Der Farbauftrag ist durchgehend locker, mit großen ausgesparten Lichtflächen, ohne Übergang zu den Farbpartien. Durch diesen spezifischen Farbauftrag werden die schwarz-weiß vorgezeichneten, nur wenig bis kaum schraffierten Figuren belebt und erhalten einen harten Glanz.

Vereinzelt lassen sich stilistische Abweichungen feststellen: 3r Daniel und David: vor architektonisch gestaltetem Hintergrund sitzend; 48r Ovid: rundliche Standfigur mit vertikalen Schattierungsstrichen; 130v König von Polen: abweichender Kopftypus; abweichend auch die eingeklebten Illustrationen. Einzelne Teile (48r, 66r–71r) bilden dabei eine in sich geschlossene Gruppe, deren Zeichentechnik, Faltenwurf und Kostümdetails einer deutlich früheren Stilstufe angehören. Die auf 66r–71r enthaltenen Brustbilder sind mehrheitlich eingeklebt.

Bei dem eingeklebten Kupferstich auf 63r handelt es sich um einen Buben ohne Farbzeichen, der aus einer Spielkarte um die Kontur ausgeschnitten wurde (109 × 48 mm, unklarer Abdruck, mit Blau, Rot und Gelb leicht laviert). Bei Lehrs (1 [1908], S. 206 [Nr. 87]) ist dieser unter der »Schule des Meisters der Spielkarten« verzeichnet, Geisberg (1923, S. 6f.) wies ihn hingegen dem Meister mit den Bandrollen nach einer Vorlage des Spielkarten-Meisters zu. Diese Zuschreibung ist nach Schmidt (2003, S. 328) nicht überzeugend. Laut ihm handelt es sich um eine Kopie des wilden Obers aus dem Originalspiel des Meisters der Spielkarten (Lehrs 1 [1908] S. 106 [Nr. 55 und Taf. 6, Nr. 12]). Die Farbgebung des Stiches ist auf die umliegenden Federzeichnungen abgestimmt und ist wohl nach dem Einkleben durch Bollstatter selbst koloriert worden (Schmidt [2003] S. 239). Auch die einfacheren, systematischen Illustrationen, v. a. die Würfelstellungen, stammen wohl von Bollstatter selbst.

Bildthemen:

Glücksräder: Jeweils ganzseitige Darstellung eines Glücksrades mit sechs bis 15 Figuren mit Spruchbändern und Seitentitel in roter Tinte. Die Räder entsprechen grundsätzlich den typischen Behandlungen des Themas mit bekrönter Figur im Scheitelpunkt, rechts abfallenden und links aufsteigenden Figuren. Die Glücksräder sind zwischen die Los- oder Würfelbücher geschaltet und fungieren als optische Trennblätter bzw. als eine Art Titelblätter zu den jeweils nachfolgenden Texten, zeigen jedoch keinen direkten inhaltlichen oder systematischen Bezug zu diesen. Eine Ausnahme bildet Text 12: Über die Seite mit dem Glücksrad sind die Großbuchstaben von A bis I verteilt, diese haben keine Bedeutung für die Motivik des Rades, erscheinen jedoch passend zu dem nachfolgenden Losbuch aus dem ABC (Meiners [1971] S. 413). Unklar ist, wann und warum Bollstatter die fünf Räder in die Handschrift einfügte, ihre Sonderstellung, so auch die der anderen eingeschobenen Blätter ohne direkte systematische Funktion (110v, 143r–v), impliziert ein ihnen gemeinsames, übergeordnetes Programm, das dem Spieler/Leser des Buches vor Augen gehalten werden sollte (Schliewen [um 1984] S. 31).

Für eine ausführliche Beschreibung der Räder sowie die Untersuchung und Deutung ihres ikonografischen Programms siehe Meiners (1971) S. 399−414 und Schliewen (um 1984) S. 32−48, 58−114.

– Text 1 (1v): Glücksrad in robuster Ständerkonstruktion mit zehn Speichen, auf braun laviertem Bodenstück, mit kurzer Kurbel an der Radachse, daran drehend eine nackte, ausgemergelte Figur mit Totenschädel, die im Rad stehend dargestellt ist. Es handelt sich um den personifizierten Tod als Gleichmacher (vgl. 98r, Meiners [1971] S. 410). Am Rad hängend bzw. auf diesem sitzend dargestellt sind acht männliche Figuren: im Scheitelpunkt ein Kaiser, es folgt im Uhrzeigersinn ein bekrönter Fürst, die restlichen Figuren sind ohne Rangabzeichen und mit einfachen Gewandungen dargestellt. Unter dem Rad liegt ein Toter. Auf dem Bodenstück vor dem Rad befinden sich zwei weitere Figurenpaare: links, sitzend und einander zugewendet, ein höfisch gekleidetes Paar in burgundischer Hoftracht des 15. Jahrhunderts, die Dame hat ihre linke Hand auf den Oberschenkel des Edelmannes gelegt; rechts, eng beieinander stehend und auf das Rad blickend, befinden sich ein Mönch und ein Bauer. Die Figurenpaare repräsentieren die verschiedenen Stände (Schliewen [um 1984] S. 36f.). Die Darstellung stimmt mit einem Holzschnitt in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien überein (Schreiber, Handbuch 4 [1927] S. 59 [Nr. 1884]).

– Text 5 (45v): Glücksrad bis auf den Titel nicht ausgeführt, nur leere Scheibe mit burgunderrot laviertem Rahmen, wahrscheinlich war eine Gestaltung nach dem für die Handschrift üblichen Schema geplant.

– Text 7 (65v): Glücksrad mit robuster Ständerkonstruktion und zehn Speichen, auf braun laviertem Bodenstück (vgl. 1v), mit langem Kurbelstab in der Mitte, daran drehend ein Jüngling. Am Rad hängend bzw. auf diesem sitzend dargestellt sind neun Figuren, darunter auch zwei Frauen: im Scheitelpunkt ein Kaiser, es folgen im Uhrzeigersinn ein bekrönter Fürst, die restlichen Figuren sind einfach gewandet. Die beiden Frauen hängen jeweils links und rechts am Rad. Hinter einer Frau steht ein Engel, der sie am Rad emporhebt, hinter der anderen der Teufel, der sie versucht herunterzudrücken. Unter dem Rad liegt eine weitere Figur.

– Text 10 (81r): Glücksrad mit fünf Speichen, montiert an einen kahlen Baumstamm, auf grünbraun laviertem Bodenstück, mit langem Kurbelstab in der Mitte, daran drehend die aus den Wolken kommende Hand Gottes. Am Rad befinden sich sechs männliche Figuren: im Scheitelpunkt ein Kaiser, die restlichen Figuren sind einfach gewandet. Unter dem Rad, im hohlen Fuß des Baumstammes, befindet sich ein Totenschädel, daneben jeweils eine am Stamm nagende Maus sowie weiter außen Sonne und Mond.

Zur Ikonografie des unteren Teils des Baumes, jedoch ohne direkte Nennung von Cgm 312, siehe Stammler (1962) S. 93–103.

– Text 12 (98r): Glücksrad mit zehn Speichen, montiert an einem einfachen, in den braun lavierten Boden gesteckten Pfosten, in der Mitte hinter dem Rad Fortuna mit verbundenen Augen und beiden Händen an den Speichen. Am Rad befinden sich sieben männliche Figuren unterschiedlichen Alters, gemäß der Inschrift in der Radnabe Rota vite alias fortune handelt es sich um die Darstellung der Lebensalter, gekoppelt mit der Ikonografie der Fortuna (Meiners [1971] S. 413). Beginnend links unten und dann im Uhrzeigersinn um das Rad angeordnet: Kleinkind, Junge, Jüngling, junger Mann, Mann, alter Mann, ausgemergelte Figur mit Totenschädel und Schaufel in der linken Hand (Tod vgl. 1v). Am Boden vor dem Rad steht in einem offenen Steinsarkophag ein Engel, der zwischen der linken (Geburt) und der rechten Seite (Tod) vermittelt.

– Text 20 (144r): Glücksrad mit neun Speichen, montiert an einen einfachen Pfosten. Am Rad befinden sich neun Tiere: im Scheitelpunkt ein Wolf mit Krone, im Uhrzeigersinn folgen Fledermaus, Löwe, Hase, Schwein, Hund, Esel, Katze und ein Affe. Unter dem Rad befindet sich auf dem Boden liegend ein bärtiger alter Mann. Der mit den Hinterbeinen auf dem Boden stehende Esel dreht das Rad mit seinen Vorderläufen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Doppelblattes sind die vier Tugenden dargestellt, deren Spruchbänder die Bedeutung des Esels im Zusammenhang mit dem Glücksrad spezifizieren (143v, siehe Text 19).

Losbücher, Würfelbücher und Spruchreihen: Die einzelnen Texte bestehen in der Regel aus mehreren Etappen und Spruchreihen, die verschiedenen Symbolen und Personen in den Mund gelegt sind. Die nachfolgende Beschreibung konzentriert sich auf die illustrierten Autoritäten (eine ausführliche Auflistung der Reihungen findet sich bei Sotzmann [1851] S. 315f., 321−340 und Bolte [1903] S. 309–311, 313–314, 319–323, 326–329, 335–336).

– Zu Text 2: 3r–5v 22 Propheten: den Auftakt bildet ein dreiviertelseitiges Bildfeld mit einfacher Rahmung, in dem sich die ersten beiden Propheten befinden. Diese sind als Sitzfiguren auf einer Bank in einer Gewölbearchitektur dargestellt und sind innerhalb des Bildfeldes auf kleinen Etiketten direkt über den Figuren bezeichnet. Ab 3v ist das Schema verändert: ganzseitige Darstellungen mit breitem Seitenrand, diese sind in je vier hochrechteckige Bildfelder mit einfacher Rahmung geteilt (je zwei übereinandergestellt), darin ist je ein Prophet als Steh- oder Sitzfigur auf quadratischem Thronsockel, mit Spruchband und vor offener Landschaft dargestellt. Die Figuren sind mit roter Tinte rechts oder links der Bildfelder bezeichnet. Reihe: 3r Dauit, Daniel; 3va Zacharias, Abacuck; 3vb Ysayas, Jonas; 4ra Malachias, Gedeon; 4rb Jeremias, Nabuchodonosor; 4va Ysmahel, Putifar; 4vb Theodosius, Olibrius; 5ra Moyses, Ysack; 5rb Abraham, Joseph; 5va Samuel, Naton; 5vb Ysrahel, Jacob. 6v–8r 22 Tiere: Vögel, heimische und exotische Tiere, Fabelwesen und ein Teil der Tierkreiszeichen als kolorierte Federzeichnungen auf einfachen Bodenstücken links neben der jeweils zugehörigen Strophe. Reihe: 6v Waage, Widder, Krebs, Löwe, Rabe; 7r Jungfrau, Fische, Wassermann, Zwillinge, Schütze; 7v Skorpion, Ochse, Einhorn, Kranich, Adler, Nachtigall; 8r Kamel, Sittich, Hirsch, Hund, Hase, Esel. 8v–30r Losrichter: 22 Könige aus verschiedenen Ländern, jedem eine Doppelseite gewidmet, Illustration links oben auf der verso-Seite, unter dem Titel und in den Text gerückt, hochrechteckiges Bildfeld mit einfacher Rahmung, ca. die Hälfte des Textblocks, darin typisierte Darstellung der Könige als Stand- oder Sitzfigur vor offener Landschaft, mit bodenlangem Gewand oder knielangem Wams mit Beinlingen, Vollbart, langem Haupthaar, Krone, Zepter und blankem Schild. Von diesem Schema weichen ab auf 18v und 20v die orientalischen Könige der Türkei und von Indien mit Krone, Turban und Krummsäbel, auf 28v der römische Kaiser mit Kaiserkrone, auf 29v der Papst mit Papstkrone und -stab. Alle Königsfiguren blicken nach rechts und weisen verschiedene Zeigegesten auf. Reihe: 8v Franckreych, 9v Engellandt, 10v Schotten, 11v Vngern, 12v Marroch, 13v Cecilien, 14v Romisch kunig, 15v Morenlandt, 16v Armenia, 17v Schwydnitz, 18v Tórckney, 19v Spangen, 20v India, 21v Cappadocye, 22v Tatteleyerlanndt, 23v Lylierlanndt, 24v Nobierlanndt, 25v Cyppern, 26v Arogonierlanndt, 27v Babilonia, 28v Römisch Kayser, 29v Baubste zu Rome.

– Zu Text 3: einfache Federzeichnungen von Vögeln links neben dem Text (Ausnahme: 39r Eule in den Text geschoben), 75 von 100 Darstellungen sind ausgeführt, diese aber nur z. T. koloriert. Die Größenverhältnisse und Stilistik der Darstellungen variiert, in der Regel befinden sich zwei bis fünf Figuren auf einer Seite. Den Auftakt auf 30v bildet eine große, in grau und ockergelb lavierte Zeichnung eines Greifen (eine vollständige Aufzählung der Reihe findet sich bei Bolte [1903] S. 322, Anm. 3). Auf 42r befindet sich in der unteren Seitenhälfte, links neben dem Text, ein leeres Medaillon mit umlaufendem Spruchband. Darin war möglicherweise eine weitere Darstellung geplant.

– Zu Text 6: 49 (von 56) Meister, dargestellt als Standfiguren auf einfachen Rasenstücken links neben der jeweiligen Strophe, rechts neben den Strophen Würfelkombinationen aus drei Würfeln in kolorierten Medaillons, darüber der jeweilige Name des Meisters (die vollständige Reihe bei Sotzmann [1851] S. 330f.). Pro Seite befinden sich zwei Meister übereinander (58v drei Meister), ab 63v fehlen die Darstellungen. Insgesamt handelt es sich um typisierte Darstellungen ohne individuelle Züge und nur vereinzelt mit eindeutigen Rangabzeichen, darunter: 46v Gregorius der bapst: Tiara, langer Kreuzstab (6.6.6); 46v kunig Maximiniony: Krone, Zepter (6.6.5); 47r Lucanus der Lerer (der Evangelist Lukas): Nimbus, Stier (6.6.3); 50v Augustinus der Lerer: Bischofshut, -stab (6.3.2); 61r Ieronymus der Lerer: Kardinalshut, -mantel (4.4.1). Die restlichen Figuren zeichnen sich v. a. durch unterschiedliche Kopfbedeckungen aus, z. B. sind einige der jüdischen Meister durch einen spitzen Judenhut in Rot oder Gelb gekennzeichnet (49v, 50r, 58v, 62r). Zwischen den Meistern sind auf 51v–58r Planetenkinderverse eingeschoben (Beschreibung siehe Nr. 11.4.30.). Diese wurden durch die Ausstattung mit Würfelstellungen systematisch in das Würfelbuch mit Meistern integriert.

– Zu Text 8: 56 Brustbilder von berühmten Männern und Frauen links neben dem Text, diese sind am Seitenende variiert zu Sitzfiguren. Geplant waren jeweils fünf Figuren pro Seite, diese wurden nur vereinzelt ausgeführt bzw. durch eingeklebte Bilder illustriert. Rechts neben dem Text sind Würfelstellungen aus drei Würfeln in kolorierten Medaillons dargestellt. Die Figuren zeigen vereinzelt sprechende Handgesten, insgesamt handelt es sich um typisierte Darstellungen mit Kronen für Könige und gelben Judenhüten für Juden. Illustriert sind: 66ra Salomon kunig 6.6.6kunig Saul 6.6.5kunig Dauitt 6.6.4Ezechyas der weyssag 6.6.3kunig Nabuchodonosor 6.6.2; 66va Zacharyas der weyssag 6.6.1, Malachyas der prophet 6.5.5Elyas der weyssag 6.5.4, Abyas der prophet 6.5.3, kunig phfarrae [? Pharao] 6.5.2; 67ra Ysayas der weyssag 6.4.4; 68va Mysahel der prophet 5.4.3, Oser der weyssag 5.4.1Sampson der starck [auf einem Löwen reitend] 5.3.3; 69va Emamas der prophet 4.4.1; 70ra Josuue der Jude 4.3.1, Yoachym der Jude 4.2.2Ouidium der weyysag 4.2.1, Sybilla die weyszsagerin 4.1.1; 70va Ydomey der kúnig 3.3.1; 71ra kunig artus der reych 3.1.1.

– Zu Text 9: Würfelstellungen aus drei Würfeln in kolorierten Medaillons links neben dem Text (71v–72r: rechts neben dem Text, 72v–80v: auf verso-Seiten links, auf recto-Seiten rechts neben dem Text). Je drei Strophen pro Seite (80v: zwei Strophen).

– Zu Text 11: 83r–84r zwölf Tierkreiszeichen: Bildmedaillons mit Umschrift, darin typische Kalenderdarstellungen vor offener Landschaft. Verteilung: 83r und 84v je fünf Medaillons, seitenfüllend, Anordnung im Quincunx-Schema (83ra: Widder, Stier; Mitte: Löwe; 83rb: Zwillinge, Krebs; 83va: Waage, Skorpion; Mitte: Jungfrau; 83vb: Schütze, Steinbock), 84r zwei Medaillons nebeneinander am Seitenkopf (84ra: Wassermann; 84rb: Fische). 84r–85v zwölf Frauen: Standfiguren auf einfachen Bodenstücken, ohne Rahmung und Beischriften (über den Figuren Schreibernotiz mit dem jeweiligen Namen [unleserlich, z. T. durchgestrichen], die in den Umschriften der vorherigen Medaillons genannten Namen lauten: Swester Hyllen [Widder], Swester Ysentraut [Zwillinge], Swester Cristeyn [Löwe], Swester Hyltgart [Stier], Swester Anna [Krebs], Swester Benignen [Waage], Swester Metzen [Schütze], Swester Ubermuot [Jungfrau], Swester Leysen [Skorpion], Swester Magdalen [Steinbock], Swester Lotten [Wassermann], Swester Seyen [Fische]). Verteilung: 84r und 85v je zwei Schwestern nebeneinander, 84v–85r je vier Schwestern, in Zweiergruppen übereinander angeordnet. Die Figuren sind einander zugewandt und zum Großteil mit weißen Hauben, bodenlangen Gewändern und Manteltüchern, einfachem Schuhwerk, Stöcken und Rosenkränzen ausgestattet (von diesem Schema abweichend: 95ra, 95rb, 95va). 85v–97v Losrichter: zwölf halbseitige, ungerahmte Darstellungen, jeweils auf der verso-Seite unter den Sprüchen des vorhergehenden Losrichters (bzw. 85v unter den letzten beiden Schwestern): weibliche Reitfiguren auf exotischen und heimischen Tieren auf einfachem Bodenstück. Die Frauen sind mit Kronen, Haarschleiern und in der Taille gegürteten, bodenlangen Gewändern ausgestattet. Auf den recto-Seiten, in der rechten oberen Ecke Schreibernotiz mit dem Namen der geplanten Figur und ihrem Reittier: 85v Venus die kunigyu uff ein helffant, 86v Ylye […] uff eim Steinbock, 87v Siyunn […] pferd, 88v Ysott […] holtzmann (wilder Mann), 89v die morin […] Eynhorn (dunkelhäutige Königin auf einem Einhorn), 90v Agley […] hyrschen, 91v Syblis […] levwen, 92v Amaley […] greiffen, 93v Lybenet […] Bere, 94v Cyspe […] wider, 95v Candacis […] Aristotiles, 96v Kyburg die haydnisch kunig uff eim Kemeltyr; nach Sotzmann (1851, S. 329) handelt es sich um Namen von Königinnen aus beliebten Dichtungen des Mittelalters. 86r Variation des Schemas: am Seitenkopf halbseitige Darstellung ohne Rahmen, nach rechts ausschreitender Mann mit bedecktem Haupt, Vollbart, bodenlangem Gewand, Stock und Zeigegestus nach rechts, darüber benannt als Pruoder Jordan.

– Zu Text 12: Nach der ganzseitigen Illustration eines Glücksrades (98r) folgen auf 98v–110r 24 Meister. Hier befindet sich eine Figur pro Seite, dargestellt in großen Medaillons mit einfacher oder doppelter Rahmung, mittig im Text. Es handelt sich um typisierte Standfiguren vor offener Landschaft, darunter befinden sich auch zwei Frauen (104v, 109v). Alle Figuren sind in bodenlangen z. T. in der Taille gegürteten Gewändern, mit kurzen oder langen Mänteln darüber dargestellt. Varianz findet sich v. a. bei den Kopfbedeckungen, vereinzelt finden sich auch weitere Attribute. Der Seitentitel in roter Tinte ist nur bei sieben Figuren ausgeführt: 98v Aristotiles der haydnischmaister, 99r Alchibicius der sternsäher (mit Stern), 99v Kathon der haynischmaister, 100r Socrates der hayden (neben dem Titel Schild [im roten Schild ein silberner Balken]), 101v Pyttigoras der mayster, 102r Seneca der haydnischmayster (mit Schriftrolle), 102v Ypocras der haydnischmayster (vollständige Liste der Namen bei Sotzmann [1851] S. 338).

– Zu Text 13: fünf Bildmedaillons mit Umschriften, Anordnung im Quincunx-Schema, das mittlere Medaillon von den anderen partiell überschnitten. Darin befinden sich die typisierten Darstellungen (Kniestücke) von vier Propheten und dem Teufel: 110va Yeremyas, Ismahelita; Mitte: Samuele; 110vb Ysayas, Sathanas der teuffel.

– Zu Text 14: 56 Sprüche von Tieren, nur vereinzelt mit entsprechenden Darstellungen links neben dem Text illustriert, zwei bis vier Figuren/Strophen pro Seite, ausgeführte Illustrationen auf 111ra–112va, nur auf 111ra auch koloriert: 111ra Sittich 6.6.6, Löwe 6.6.5, Hahn 6.6.4, Drache 6.6.3; 111va Strauß 6.6.2, Sirene 6.6.1, Amsel 6.5.5, Hirsch 6.5.4; 112ra Turteltaube 6.5.3, Einhorn 6.5.2, Nachtigall 6.5.1, Zaunkönig 6.4.4; 112va Elster 6.4.1 (vollständige Liste der Tiere bei Bolte [1903] S. 321, Anm. 1). Rechts neben dem Text sind die Würfelstellungen bzw. Zahlenkombinationen in variierender Form dargestellt: 111r arabische Zahlen in kolorierten Medaillons, 111v–112r drei Würfel in kolorierten Medaillons, 112v–118r drei Würfel in kolorierten Schilden.

– Zu Text 18: 121r–126v zwölf Scheiben: nahezu seitenfüllend, mittig auf der Seite platziert, zu unterschiedlichen Themengebieten: 121r Berge, 121v Vögel, 122r Tiere, 122v Wurzeln, 123r Kräuter, 123v Fische, 124r Edelsteine, 124v Apostel, 125r Bäume, 125v Propheten, 126r Gewässer, 126v Städte; unterteilt in zwölf Segmente, darin systematische Angaben (Zahlenkombinationen, abgekürzt formulierte Frage, Begriff aus dem jeweiligen Themenbereich der Scheibe und Verweis auf einen König der nächsten Etappe), Scheiben im Zentrum mit koloriertem Buchstaben aus dem lateinischen oder hebräischen Alphabet vor fleuronniertem Hintergrund, darüber und darunter Titel und zahlensystematische Angaben für den Losbuchmechanismus, abgesetzt durch unterschiedliche Schriftgestaltung (Majuskelalphabet, Bastarda, arabische und römische Ziffern, rote und schwarze Tinte) und Rahmung (121r–122r querrechteckige Rahmung mit drei bis vier Registern, 122v–126v ohne Rahmung); z. T. mit übermalten Würfelstellungen aus vier bis fünf Würfeln in kolorierten Schilden unterhalb und seitlich der Scheiben, die zu einem unbekannten Zeitpunkt verworfen wurden (121v, 122r–v). 127r–134v 16 Könige in Medaillons, Darstellungsschema und -anordnung wie in Text 12, jedoch alle Figuren mit blanken Schilden und Kronen, z. T. auch Krone über einem Turban und Zepter; in der Regel sind die Figuren einander zugewandt und kommunizieren mit sprechenden Gesten über die Doppelseite hinweg; Länderfolge: 127r Franckreych, 127v Cecylyen, 128r Rewfsen, 128v Babylonia, 129r Terrame, 129v Schotten, 130r Prewssen, 130v Pullen, 131r Lyttawe, 131v Krackawe, 132r Tenmarck, 132v Ungern, 133r Criechen, 133v Marroth, 134r Enngellandt, 134v Behaimerlannde; mit je zehn Sprüchen, nummeriert mit arabischen und lateinischen Zahlen rechts und links neben dem Text. 135r–143r 16 Vierergruppen aus Standfiguren, Sitzfiguren, Objekten oder Symbolen, jeweils eine Figur in jeder Seitenecke, in der Seitenmitte eine Scheibe mit kleinem, leerem Kreisring im Zentrum, gegliedert in vier Segmente (recto-Seiten: vertikale und waagrechte Speichen, verso-Seiten: diagonal sich kreuzende Speichen), in den Segmenten Benennung der jeweiligen Figuren in den Seitenecken und ihnen zugeordnete Lossprüche; Seitentitel: 135r Die Vier Altuätter, 135v Die Vier haydnisch mayster, 136r Die Vier Evangelisten, 136v Die Vier Lerer, 137r Die Vier Aynsydel, 137v Die Vier Bischoue, 138r Die Vier Layfursten, 138v Die Vier Grauen (Grafen), 139r Die Vier Elementen, 139v Die Vier Ritter vom Graule, 140r Die Vier Ritter von der Tauelrunde, 140v Die Vier Wynndt, 141r Die Vier Wälde, 141v Die Vier Hayden, 142r Die Vier Recken, 142v Die Vier Puͦler (Minnesänger, darunter Wolffram von Eschenpach, Moringer, Preimberger, Fuͦß; Listung aller Bezeichnungen der Vierergruppen bei Sotzmann [1851] S. 326–328).

– Zu Text 19: ganzseitige Darstellung mit breitem Seitenrand, Seite geteilt in vier hochrechteckige Bildfelder mit einfacher Rahmung, in einem Fensterkreuz-Schema angeordnet, darin Personifikationen der vier Tugenden Justitia, Prudentia (143va) und SapientiaFortitudo (143vb); diese dargestellt als männliche Sitzfiguren mit Versen auf Spruchbändern, die sich auf das nachfolgende Glücksrad mit Tieren bzw. auf den das Rad drehenden Esel beziehen (siehe Text 20); die doppelte Präsentation der Weisheit in Form von Prudentia und Sapientia steht dem klassischen Kanon der Kardinaltugenden entgegen, hebt jedoch treffend die Dummheit des Esels hervor (Meiners [1971] S. 409f.).

– zu Text 21: Würfelbuch mit 56 Sprüchen von Tieren (Aufzählung bei Bolte [1903] S. 322, Anm. 1, darunter auch Syren, Fraw Adelhait, das Merwunder, die Schön dirn), die Würfelstellungen in kolorierten Medaillons rechts neben dem Text, je drei Strophen pro Seite (145r mit Einleitung und zwei Strophen); nur vereinzelt mit Titeln in Rot und Schwarz.

Farben:

relativ breite Palette, für die Textgestaltung vorrangig deckend aufgetragen, für die Illustrationen vorrangig lavierend aufgetragen: Braun, Oliv, Ockergelb, Burgunderrot, Zinnoberrot, Marineblau, Azur, Türkisblau, Tannengrün, Moosgrün, Schwarz, Grau.

Faksimile:

Schneider (1973a.1976); Schneider (1978) [Faksimileteil 120r−143r, S. 73−119, davon acht Seiten in Farbe].

Literatur:

Braun (1794) S. 117f. (Nr. LXXV); Schneider (1970) S. 295–301; Schneider (1994) S. 19f. − Sotzmann (1851) S. 315f., 321−340; Bolte (1903); Bolte (1925) S. 198; Lehmann-Haupt (1929) S. 202–206 (Nr. 21); Meiners (1971) S. 399−414; Schneider (1973a.1976); Schneider (1978a); Schliewen (um 1984); Schmidt (2003) S. 239−248; Heiles (2018) Nr. 9f., 35, 37–40, 48f., 51.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 160: 1v. Glücksrad mit dem Tod.

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Abb. 160.