80.11. Losbuchsammlung Konrad Bollstatters
Bearbeitet von Franziska Stephan
KdiH-Band 8
Bei der Losbuchsammlung des Schreibers Konrad Bollstatter († um 1482 in Augsburg) handelt es sich um die insgesamt zehn Texte zur Schicksalsbefragung umfassende Münchner Sammelhandschrift Cgm 312 (Nr. 80.11.1.), die über mindestens zwei Jahrzehnte hinweg von Bollstatter angelegt und immer wieder überarbeitet wurde. Die einzelnen Texte sind nicht in chronologischer Reihenfolge gebunden (ausführliche Auflistung der Zusammensetzung des Codex bei
Die Sammelhandschrift überliefert Losbücher sowohl mit als auch ohne Fragen, mehrere Figuren- und Spruchreihen sowie ein jüngeres Traumbuch, welches nicht von der Hand Bollstatters stammt. Zwischen die Texte sind mehrere Scheiben mit Inschriften und Glücksräder gestellt, von denen jedoch nur fünf von sechs ausgeführt worden sind. Auch einige der Texte sind trotz ihrer mehrmaligen Überarbeitung durch Bollstatter fragmentarisch geblieben. Neben bekannten und teilweise überarbeiteten Losbuchtexten finden sich auch unikal überlieferte Texte, bei denen nicht auszuschließen ist, dass sie von Bollstatter selbst verfasst oder bearbeitet worden sind. Zu den bekannten Losbuchtexten der Sammelhandschrift zählen das Losbuch mit 22 Fragen (Text 2: 2r–30r, Nr. 80.7.), eine vor allem in den Schlussversen bearbeitete Fassung des Geistlichen Würfelbuchs (Text 9: 71v–80v, Nr. 80.9.) sowie eine Bearbeitung des Losbuchs der Beginen und Begarden (Text 11: 81v–97v, Nr. 80.10.), bei der die Begarden als Losrichter durch reitende Königinnen ersetzt sind. Unikal bei Bollstatter erhalten sind ein Würfelbuch von der Natur des Menschen (Text 6: 46r–65r), ein Losbuch aus dem ABC (Text 12: 97v–110r), ein Würfelbuch mit Tieren (Text 14: 111r–118r), ein Losbuch mit 16 Fragen unter dem Titel ›Sortilogium‹ (Text 18: 120r–143r), ein Würfelbuch von den Sieben Planeten (Text 21: 145r–154r) sowie diverse Losspruchreihen.
Auch ein Würfelbuch für Liebende (Text 8: 66r–71r) ist hier in der handschriftlichen Tradition einmalig vollständig überliefert. Die ebenfalls von Bollstatter stammende Münchner Handschrift Cgm 252 überliefert von diesem auf 137v nur sechs der Lossprüche. Weiterhin ist dieses Würfelbuch für Liebende in drei Drucken bekannt, von denen der älteste von Johannes Blaubirer nur mit Würfelstellungen illustriert ist (Augsburg, [um 1482], GW M51819). Die beiden anderen bekannten Drucke stammen von Max Ayrer. Während dessen in Bamberg gedruckte Ausgabe mit einer Illustration ausgestattet ist (1483, GW M1877110, Nr. 80.11.a.), ist das einzig bekannte Exemplar der Nürnberger Ausgabe im Zweiten Weltkrieg verschollen (Nürnberg: Ma