37.2.11. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 340
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 4/1
Mitte 15. Jahrhundert 1457 (128va).
Raum Wien?
Provenienz unbekannt.
1. | 1r–v |
Mt 21,1 f.; Anfang einer Adventspredigt zu Lc 21,25 f., lateinisch
Fragment |
2. | 2ra–12vb |
Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
Fragmente; |
3. | 13ra–128va |
Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch
Hs. M1; Prolog, Buch I–IV; Anfang fehlt |
4. | 129ra–147vb |
Jakob Engelin von Ulm, ›Aderlaßtraktat‹
vgl. |
148v | Aderlaßmann | |
5. | 149ra–150va |
Aderlaßtraktat Die ader mitten an der styren ist guet ze lassenn für die weetagen des haubts
vgl. |
6. | 153ra–224vb |
Thomasin von Zerklaere, ›Der welsche Gast‹
Hs. M; Schluß fehlt |
Papier, noch 224 Blätter (modern foliiert; die Einzelblätter 1–12 nicht ursprünglich zum Buchblock gehörend, beigebunden; es fehlen vor Blatt 13 ca. 12 Blätter, vor Blatt 102 zwei Blätter, nach 224 mehrere Blätter; unbeschrieben: 14v, 148r, 151r–152v, 160v–161v), 290 × 210 mm. Die vorgebundenen Einzelblätter von zwei Schreibern, I: 1r–v, zweispaltig, 33–35 Zeilen, 1ra C-Initiale in schlicht ornamentierter Federzeichnung über neun Zeilen in der ansonsten freigelassenen ersten Spalte, zwei weitere ornamentierte Initialen über fünf Zeilen 1rb; II: 2r–12v, zweispaltig, 33–35 Zeilen, Initialen über sechs Zeilen mit ausgesparten Ornamenten in den Schäften. Hauptteil 13r–224v zweispaltig, 33–34 Zeilen, von Schreiber III, datiert 128va: Anno domini mo cccco lvijmo in vigilia Symonis et Jude apostolorum finitus est liber iste; rubriziert, Text 3: rote in sich gemusterte Initialen mit blauem, oder blaue mit rotem Fleuronné-Dekor (ausnahmsweise auch Grün mit rotem oder Violett mit blauem Dekor), gelegentlich auch figürliche Accessoires (44rb A mit Mütze; 97ra D mit Gesicht im Binnenraum) über vier bis fünf, an den Buchanfängen über sechs bis sieben Zeilen, rote Überschriften. – Die Handschrift war sehr defekt; bei der letzten Restaurierung 1969 wurden die meisten Blätter mit Transparentpapier überklebt, so daß die Tinten und Tuschen farblich matt wirken.
bairisch-österreichisch.
Text 3: 75 kolorierte Federzeichnungen (Blattangaben siehe Bildthemen und Bildstellenübersicht). Text 4 und 5: vier Federzeichnungen, siehe Stoffgruppe 87. Medizin.
mitten im Text jeder Fabel, Höhe über ca. 15 Zeilen, in der Breite über beide Spalten reichend, am oberen oder unteren Rand des Schriftspiegels plaziert, gelegentlich ohne erkennbare Ursache auch nur einspaltig; ungerahmt, doch sehr akkurat in das Schriftspiegelformat eingepaßt.
feine und zurückhaltende Federzeichnung, modelliert wird nicht mit der Feder, sondern mit dem Pinsel, vieles (Baumkronen u. a.) ist gar nicht mit der Feder vorgezeichnet. Charakteristika wie der mit Pinselstricheln markierte Gräserbewuchs der Bodenstücke, die spiralig sich erhebenden Hügelformationen und in der Figurenzeichnung z. B. die abstehenden Haarschöpfe ähneln sehr den beiden vermutlich in Wien entstandenen Handschriften München, Cgm 254 (Nr. 37.2.10.) und Melk, Cod. 551 (Nr. 37.2.9.), wobei im Detail der oft geradezu deckungsgleichen Bildanlagen die Bezüge zur Melker Handschrift bei weitem überwiegen (bis hin zur identischen perspektivischen Verkürzung von Figuren, wie z. B. beim Maultier 47r). Der Melker Handschrift gegenüber gestaltet der Zeichner des Cgm 340 vor allem die menschlichen Figuren etwas gröber, verzichtet auch auf manche Kleidungsaccessoires wie auch auf Architekturdetails; zudem ist er etwas ungeschickter in der Nutzung des zur Verfügung stehenden Raumes, etwa wenn er die Größenverhältnisse falsch einschätzt (z. B. 25r, 53r). Das führt ihn auch dazu, gelegentlich mit weniger Akteuren oder schlichterer Landschaftsszenerie als die Parallelhandschrift auskommen zu müssen (z. B. 103v ohne die großangelegte Stadtansicht des Melker Cod. 551, 109v). Wo er gegenüber der Melker Handschrift allerdings einen deutlich eingeschränkten, nämlich nur viertelseitigen Bildraum vorfindet, sind die szenischen Abweichungen äußerst geschickt: z. B. 41rb (vgl. Cod. 551, 47r), wo er die Felsen- und Burgkulisse wegläßt, die Simultaneität der dargestellten Handlungsszenen aber beibehält, indem er hierfür einen der beiden Füchse an den äußersten Rand des Bildfeldes plaziert, wo er auf der Eingangsinitiale zu sitzen scheint.
sehr genau Melk, Cod. 551 (Nr. 37.2.9.) entsprechend. Nur ausnahmsweise abweichende Figurencharakterisierungen, so z. B. 57v, wo die Nachtigall in einen Vogelkäfig, nicht auf einen Baum plaziert wird.
durchscheinende Grün-, Grau- und Brauntöne, Violett, Rot, Blau, Gelb.
Taf. XXX: 16r. Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch: Fuchs und Schlange, sich im Gespräch gegenüberstehend; Fuchs beißt Schlange (Fabel I,23. Fuchs und Schlange).
Abb. 106: 67r. Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch: Maulwurf, auf einem Hügel sitzend, und Gesicht Christi in Wolken (Fabel III,2. Maulwurf, sich über mangelnde Sehkraft beklagend, und Natur).