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37.2.2. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 459

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 4/1

Datierung:

1432 (Datierung 262r).

Lokalisierung:

Bayern oder Österreich.

Besitzgeschichte:

Vorbesitzer im 18. Jahrhundert F.v.Z. (Stempel 1v), aus dessen Besitz auch der Wiener Cod. 2911 (Heinrich von Mügeln) stammt, der zwischen 1718 und 1795 in die Wiener Hofbibliothek gelangte. Aus der Sammlung J. G. G. Büsching (1782–1829).

Inhalt:
1r–262r Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch

Hs. B2; Buch I–IV; Anfang (Prolog bis Beginn I,1) fehlt wegen Blattverlusts

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 262 modern foliierte Blätter, dazu je ein unfoliiertes Vorsatzblatt vorn und hinten, 300 × 225 mm, Bastarda, ein Schreiber (Kolophon 262r: Iste lieber [!] est translatus de latino in theotunicum per honorandum virum dominum vlricum decanum Ecclesie laureacensis finitus Anno domini 1432 etc), einspaltig, 23–25 Zeilen (115r ausnahmeweise 31 Zeilen), rote Lombarden über vier Zeilen.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

94 Deckfarbenminiaturen (Blattangaben siehe Bildthemen und Bildstellenübersicht). Initialen zu Beginn eines neuen Buches über sieben Zeilen mit einfachem Dekor (64v grün-weiß) oder mit Akanthusranke (145v mit Phantasietieren, gelb; 226v unvollendet oder korrigiert).

Format und Anordnung:

halb- oder ganzspaltig (!), gerahmt (221r ausnahmsweise ungerahmt), ca. 70–105 × ca. 168–223 mm, zwischen dem Text. Ausnahmsweise ganzseitiges Bild zu I,24 (54v); 101r mußte das Bild – wohl weil versehentlich kein Bildraum freigelassen wurde – an den unteren Randsteg gesetzt werden.

Bildaufbau und -ausführung:

dreiseitiger, unten offener Rahmen, der auf dem Bodenstück aufsitzt (wie in der Londoner Handschrift, vgl. Nr. 37.2.7.): außen Deckfarbenrandung in blassem Rosaviolett, Rot, Knallgelb, ohne Außenabschluß. Ungewöhnliche Farbgebung, teils schreiend bunt (leuchtendes Blau, Rot, Knallgelb, milchiges Hellgrün, blasses Rosaviolett), teils blaß mit dann besonders herausstechenden Akzenten, z. B. des leuchtend zitronengelben Rahmens. Bodenstücke oft mit Blüten(-andeutungen). Hintergrund z. T. »naturalistisch« blau, z. T. mit Rautenmuster (9r grün-gelb, 14v grün-weiß mit Punktdekor), dabei werden Dekorelemente (wie das Dreipunktmuster oder die Doppelhäkchen für Grasbewuchs) schematisch und wenig sorgfältig eingearbeitet.

Bildfüllende Kompositionen, die Protagonisten sind stets in einen meist mit Bäumen und Gräsern ausgestatteten Raum eingebunden, charakteristisch die spiralförmig sich erhebenden Felsen. Der Zeichner wirkt ambitioniert (73r, 75v mit Tendenz zu perspektivischer Verkürzung, ebenso 113r), wenn auch gelegentlich überfordert: Figuren oft disproportioniert, Architekturen verzerrt. Tierzeichnung mit gelegentlicher Neigung zu Detailrealismus (26r das Pferd durch übergroßes Geschlechtsteil eindeutig als Hengst gekennzeichnet), Fellstruktur der Tiere wird durch sorgfältige Strichelung gekennzeichnet. Manchmal Irrtümer in der Bildanlage: 101r Fuchs und Hahn wie in der Überlieferung üblich kontinuierend dargestellt (Fuchs schaut schmeichelnd zum Hahn im Baum hinauf – Fuchs schnappt nach dem Hals des Hahns), doch beide Motive sind an den linken Bildrand plaziert, während die rechte Bildhälfte bis auf einen zweiten Baum leer bleibt.

In der Ausführung große Ähnlichkeit mit der Londoner Handschrift, die man stellenweise (40r), doch längst nicht durchgängig, sogar als Vorlage vermuten könnte.

Bildthemen:

auffallend eigenwillige Bildfindungen wie 58r (I,25 Ohr und Auge): menschlicher Kopf im Profil auf einen Felsen plaziert, mit deutlich herausgearbeitetem Ohr und Auge, oder 125v (II,24 Saturn und Firmament): zwei Gestirne, links vor dem Stern (wie in mittelalterlichen Planetenbildern üblich) vermenschlichter Saturn als Mann mit Sense. Abstrakta als Protagonisten sind vermenschlicht: II,2 Seele als geflügelter Mensch; II,8 Wille als Mann, Vernunft als Frau; II,10 Begierde und Verständigkeit als zwei Frauen; III,4 Fortuna als Frau (mit Januskopf, wie in London, Egerton 1121; anders als dort jedoch nicht fliegend, sondern auf einer Kugel stehend). Tendenz zur Vermenschlichung nicht belebter Fabelprotagonisten auch 144v (I,30 Taube und Pfütze): die Pfütze mit menschlichem Gesicht (ebenso 149r Natur, 210v Tag und Nacht).

Farben:

Blau, Grün, Hellgrün, Rot, Rosaviolett, Gelb, Zitronengelb, Braun- und Grautöne, Deckweiß, Schwarz.

Literatur:

Degering 1 (1925) S. 51. – Wegener (1928) S. 36; Scharf (1935a) S. 12–14; Einhorn (1975) S. 391 f. 399–407 u. ö., Abb. 21 (15v). 28 (58r); Zimelien (1975) S. 157; Bodemann (1988) S. 56 u. ö.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXVIIIb: 40r. Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch: Löwe in Begleitung eines Fuchses spricht mit einer Maus (Fabel I,18. Löwe, Fuchs und Maus).

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Taf. XXVIIIb.