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37.2.16. Schlägl, Stiftsbibliothek, Cpl 93 (452 b)

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 4/1

Datierung:

Mitte/Drittes Viertel 15. Jahrhundert (Wasserzeichen Stern [vgl. Piccard online Nr. 41556: 1452], Dreiberg ohne Beizeichen nicht eindeutig zuzuordnen, Dreiberg im Kreis [vgl. Piccard online Nr. 153191: 1470).

Lokalisierung:

Oberösterreich?

Besitzgeschichte:

79v und 80r Benutzernotizen des 16. Jahrhunderts (… Mein got hilff mir zu lër vnd gib mir gnad Vdalricus Herlafsperger [= Herleinsperger?]). – Die Herleinsperger waren ab 1403 Pfleger des Bischofs von Passau auf der Burg Tannberg bei Altenfelden/Mühlviertel, ein Ulrich Herleinsperger ist als Burgherr 1474 belegt, derselbe(?) Ulrich auch in Urkunden des Stifts Schlägl (1448. 1451. 1465; vgl. Isfried H. Pichler: Urkundenbuch des Stiftes Schlägl. Aigen 2003, S. 364–365. 760). 1529 ist Wolf Herleinsperger als letzter Pfleger auf Tannberg bezeugt. Wann der Codex in das Prämonstratenserkloster Schlägl kam, ist unbekannt.

Inhalt:
1r–143v Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch

Hs. Schl; Prolog, Buch I–IV

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, noch 143 Blätter (neue Foliierung, ursprünglich 156 Blätter, nach der fünften Lage [S. 51] verbunden; richtige Blattfolge: vor 1 zwei fehlende Blätter, 1–18, nach 18 fünf Blätter herausgeschnitten, 19–20, nach 20 ein Blatt herausgeschnitten, 21–51, nach 51 ein Blatt entfernt, 128–143, nach 143 zwei Blätter entfernt, 116–127, 80–91, 52–59, vor 52 und nach 59 je ein Blatt entfernt, 68–79, 104–115, 92–103, 60–67; die Fehlbindungen entsprechen dem Originalzustand der Handschrift, auf die korrekte Blattfolge wird von einem noch zeitgenössischen Schreiber jeweils am unteren Randsteg verwiesen (z. B. 127v súch das G pey dem viij sextern), ca. 290 × 190 mm, einspaltig, mehrere (vier?) Schreiber im Wechsel. Rubrizierung nicht durchgängig: rote Überschriften und Strichel, rote, z. T. auch grüne Initialen über zwei Zeilen. Die Spiegelblätter stammen aus einem Druck des ›Esopus‹ Heinrich Steinhöwels.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Noch 56 kolorierte Federzeichnungen (Blattangaben siehe Bildthemen und Bildstellenübersicht). Ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Bildräume nahezu quadratisch, zu Beginn jeder Fabel (gelegentlich aus Platzgründen etwas verschoben), unter der Überschrift (die oft nicht ausgeführt ist: 26r–58v, 73v, 76r, 78r–79v, 85v–91v, 100r–101v, 113r–125r, 129v–134v, 139r–142v) rechtsbündig, ca. die Hälfte der Spaltenbreite einnehmend in den Schriftspiegel eingefügt. Die Zeichnungen ungerahmt, durchschnittlich 40–70 × 60 mm, manchmal auf den Randsteg ausgreifend (134v u. ö.).

Bildaufbau und -ausführung:

Die Protagonisten agieren auf einem meist nur angedeuteten, selten mit Gräser- oder Baumbewuchs versehenen Bodenstück; oft ist nur dessen obere Begrenzung linear angegeben, die Fläche ist durchscheinend olivgrün laviert. Gelegentlich erscheint eine andere Variante: Die Standfläche ist in Draufsicht als Rechteck umrissen; ab und zu stehen die Figuren auch völlig frei. Kein Hintergrund, keine Angabe des Himmels; auch auf szenische Ausgestaltung wird abgesehen von rudimentären Ortsangaben (Häuser ohne Fenster oder Türen) weitgehend verzichtet,

Zeichnung mit wechselnd feiner und kräftigerer Feder, oft unruhig strichelnd, dann wieder in ruhiger, weicher Linienführung. Die Figurenzeichnung ist trotz nahezu skizzenhafter Ausführung nicht ungeschickt, Tiere in der Regel in sicheren Proportionen, die Zeichnung der menschlichen Akteure entspricht einem älteren Figurenstil (gedrungene Körper, runde Köpfe mit kleinen Gesichtern und abstehenden Haarschöpfen).

Sehr häufig sind einzelne Figurenumrisse zum Durchpausen in kräftigen Blindlinien nachgezeichnet z. B. 18r, 19v, 20v, 38v, 43v, 95v, 108r und öfter.

In wenigen Farben äußerst sparsam laviert, neben blassen Erdtönen sticht das Rosa im Wams Blatt 54r und im Gefieder des Pfaus Blatt 118r fast effektsuchend hervor.

Bildthemen:

Ungewöhnlich und einzigartig ist die selektive Bebilderung; bei weitem nicht jede Fabel ist mit einer Illustration versehen. Ungeachtet der wegen Blattverlusts fehlenden Passagen sind zu folgenden Fabeln – vornehmlich, aber keineswegs ausschließlich mit nicht tierischem Personal – keine Bilder vorgesehen: I,23 Fuchs und Schlange, II,3 Bock und Igel am Brunnen, II,8 Wille und Vernunft, II,10 Begierde und Verstand, II,12 Wolke und Erde, II,13 Fliegende Ameise und Nachtigall, II,24 Saturn und Firmament, III,3 Cocodrillus und Scrophilus, III,4 Mann und Fortuna, III,10 Jüngling am Goldberg, III,13 Kürbis und Palme, III,14 Mann und Egel, III,15 Biene und Spinne, III,16 Ochse und Wolf, III,18 Spinne und Seidenwurm, III,19 Luft und Erde, III,21 Erde und Firmament, III,22 Tag und Nacht, III,23 Donau und Meer, III,24 Sonne und Finsternis, III,26 Viper und ihre Kinder, IV,5 Mücke und Biene, IV,6 Wasser und Öl, IV,8 Viper und Phönix, IV,9 Rose und Lilie, IV,10 Viper und Elefant.

Äußerst selten kommt es zu einer signifikanten Deutung eines Fabelthemas: Die Illustration zu Fabel II,1 (Luft und Erde) besteht in einem Zirkel mit Wolkenband um eine Weltkarte in T-Form herum (am nächsten hier die ehemals Konstanzer Handschrift [Nr. 37.2.6.]).

Farben:

blasse Naturtöne, v.a. Brauntöne: Oliv, Rotbraun, Umbra. Nur selten Akzente in anderen Farben (Rosa, Hellblau).

Literatur:

Gottfried Vielhaber / Gerlach Indra: Catalogus Codicum Plangensium (Cpl.) manuscriptorum. Linz 1918, S. 298, Nr. 185. – Gottfried Vielhaber: Zur Textkritik des Speculum Sapientiae Cyrilli. Germania. Vierteljahrschrift für Altertumskunde 29 (1884), S. 841 f. (Abdruck von IV,1 nach dieser Handschrift).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 105: 108r. Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch: Adler, mit ausgebreiteten Flügeln in der Luft stehend, und in Flammen sitzender, mit den Flügeln flatternder Vogel (Fabel III,25. Adler und im Feuer sitzender Phönix).

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Abb. 105.