KdiH

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37.2.3. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 641

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 4/1

Datierung:

1467.

Lokalisierung:

Bayern oder Österreich.

Besitzgeschichte:

Aus dem Jesuitenkolleg Mindelheim (Eintrag 2r); Reste des alten Einbandrückens tragen die Signatur M V 24 (alte Einbandmakulatur: Pergament, hebräisch beschriftet, nach Restaurierung in Umschlag der Handschrift beigefügt); aus dem Besitz des Freiherrn K. H. G. von Meusebach (1789–1847) 1850 in die Berliner Hofbibliothek gelangt: Dono Friderici Wilhelmi IV Regis Augustissimi D.V. Nov. MDCCCL Ex bibliotheca B.M. Karoli Hartwici Gregorii de Meusebach.

Inhalt:
2r–160v Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch

Hs. B1; Prolog, Buch I–IV

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 162 Blätter (foliiert 1–160, dazu zwei unfoliierte Blätter am Schluß), 307 × 214 mm, Bastarda, einspaltig, 30–32 Zeilen, ein Schreiber (Kolophon 260v: Item das puͦch ist geendt vnd geschriben am achtenten[!] tag Sand Michaels tag Da man tzalt von cristi gepurd M cccc vnd hernach Jn dem lcvij Jar .W. P.), rote Überschriften, Strichel, Lombarden über drei bis vier, Eingangsinitiale über acht Zeilen, nur ausnahmsweise (123r, 134v) mit einfachem Aussparmuster verziert.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

97 kolorierte Federzeichnungen (Blattangaben siehe Bildthemen und Bildstellenübersicht). Ein Zeichner.

Format und Anordnung:

schriftspiegelbreite Bildräume, die ausgeführten Illustrationen nehmen die Breite jedoch meist nur zu zwei Dritteln ein, gerahmt ca. 75–80 × ca. 170–195 mm (37r: 152 × 160 mm); dem Fabeltext und dessen Überschrift vorausgehend eingefügt.

Bildaufbau und -ausführung:

Federzeichnung mit bräunlicher Tinte, koloriert in wenigen Farben, Rot wird erst ab 11v verwendet. Eingefaßt in rotem Kastenrahmen (ca. 5 mm breit); nur gelegentlich überschreiten szenische Requisiten den Rahmen (22r der räderlose Kasten, den der Ochse zieht; 50r der Mastbaum des Floßes).

Flaches Bodenstück in braun schattiertem Grün, darüber Himmel durch am oberen Bildrand dichter werdende blaue Strichel angegeben; kein Hintergrund; Landschaft wird lediglich durch beigefügte Einzelbäume angedeutet. Tierzeichnungen unsicher, gelegentlich korrigiert (19r, 22r); menschliche Figuren stehen sich statisch im Halbprofil gegenüber, kleine Köpfe, wenig ausgeprägte Physiognomien, kinnlange lockige Haartrachten, Kleidung mit hülsenförmigen Längsfalten.

Bildthemen:

Lediglich aneinanderreihend stellen die Illustrationen die Fabelprotagonisten vor, Handlungsszenen sind bewußt auf eine stereotyp wiederkehrende Dialogformel oder nur auf ein Nebeneinander der Protagonisten reduziert, wobei die Konstellation der Akteure dem Text manchmal nicht oder ungenau gerecht wird: 8v (zu I,5: Rabe und Fuchs, der sich tot stellt) liegt der Fuchs nicht wie tot da, sondern schaut aus seinem Bau hinauf zum Raben; 26r (zu I,17: Sonne und Merkur) steht der Sonne nicht ein einzelner Stern, sondern stehen ihr gleich vier in Größe kaum unterschiedene Gestirne gegenüber. Zur Vorrede statt der sonst üblichen bzw. vorgesehenen Darstellung der Laster das Bild einer gekrönten Fürstin mit Zepter und Halbmond in Händen, zu Füßen eine Kugel (Fortuna, vgl. Einhorn [1975] S. 408); nicht geklärt sind die weiteren Motive des Bildes: Fortuna sitzt auf einer Achse mit zwei Rädern, rechts und links hockt (entfernt Stifterdarstellungen ähnlich) ein Paar, der Mann mit Spindel (?, oder Brot?) in der Hand, die Frau mit betend erhobenen Händen (2v). Singulär ist auch das Eingangsbild 2r: Einem Schreiber am Schreibpult tritt ein Jüngling mit einem dicken Folianten gegenüber; dem Muster »Jüngling und Gelehrter« folgen Darstellungen zu Fabeln, deren abstrakte Protagonisten personifiziert werden: Körper (II,2: 44r), Wille (II,8: 52v), Begierde (II,10: 56r) sind wie der besitzgierige Mann (III,4: 97v) als Jüngling in kurzem Wams dargestellt, dem jeweils ein durch langes Gewand und Hut als Gelehrter gekennzeichneter Mann (Vernunft [II,8], Verständigkeit [II,10], Glück [II,4]) bzw. ein unbekleideter Mann (Seele [II,2]) gegenübersteht.

Farben:

Grün, Rosa/Violettrot, Blau, Gelb, Braun, Grau/Schwarz), ab 11v zusätzlich Rot.

Literatur:

Degering 1 (1925) S. 69. – Graesse (1880) S. 286; Wegener (1928) S. 100; Lelij (1930) S. XXVIII; Scharf (1935a) S. 10–12; Einhorn (1975) S. 393. 399–407 u. ö., Abb. 16 (2v). 25 (12v). 30 (39r); Bodemann (1988) S. 55 f. u. ö.; Becker/Brandis (1988) S. 194 f., Nr. 91, Abb. S. 195 (37r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXV: 50r. Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch: Ein Mann und ein nackter Affe klettern am Schiffsmast hoch, ein Rabe fliegt hinzu (Fabel II,6. Affe am Schiffsmast und Rabe/ Affe auf dem Thron und Fuchs).

Abb. 102: 56r. Ulrich von Pottenstein, Cyrillusfabeln, deutsch: Junger Mann und Gelehrter im Gespräch (Fabel II,10. Herrschsüchtige Begierde und Verständigkeit).

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Taf. XXV.
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Abb. 102.