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37.1.a. Bamberg: Albrecht Pfister, 14. 2. 1461

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 4/1

Inhalt:
Ulrich Boner, ›Der Edelstein‹

Druck b1 [pfeiffer Dr] (Bestandsklasse IIa)

Beschreibung:

4o, [88] Blätter (ungezählt, ungezählte Lagen: a–d10, e4, f10, g11, h–i10, k3), einspaltig, 25 Zeilen (ohne Versabsätze gedruckt).

1+101 Holzschnitte (Blattangaben siehe S. 200–205), jedes Bild ist aus zwei Holzschnitten zusammengesetzt, ein Versatzholzschnitt (ca. 81 × 30 mm) ist 101mal wiederholt (wobei gegen Fouquet [1972, S. 17] wohl auch nur ein einziger Druckstock vorlag; vgl. Häussermann [2003] S. 97 Anm. 6), unter den Textholzschnitten (ca. 80 × 114 mm) keine Wiederholung. Die Holzschnittkombinationen erreichen nahezu Satzspiegelbreite, sie sind in der Regel vor Fabelbeginn, bei Platzmangel und bei mehreren Bildern zu einer Fabel auch zwischen den Text eingefügt. Bild- oder Textüberschriften fehlen. Nicht illustriert ist die Fabel Nr. 19 (Alt gewordener Löwe). Jeweils zwei Bilder zu den Fabeln Nr. 25 (Königswahl der Frösche), 43 (Maus und ihre Kinder), 47 (Löwe und Hirte), 51 (Pferd und Esel), 57 (Frau und Dieb), 61 (Jude und Schenk), Nr. 62 (Amtmann und Ritter), 72 (Frau und zwei Kaufleute), 85 (Ritter als Mönch), 94 (Der Nigromant), fünf Bilder zu Fabel Nr. 52 (Mann, Sohn und Esel). Irrtümlich verwechselt wurden die Holzschnitte auf Blatt 60v und 61r (Zwei Gesellen und Bär/Frau und zwei Kaufleute). – Eine handschriftliche Vorlage ist nicht auszumachen; zu möglichen Berührungen mit handschriftlichen Textzeugen des ›Edelstein‹ siehe unter Nr. 37.1.20. und Nr. 37.1.22.; ganz individuelle Motivvarianten hat der Druck etwa zu Nr. 31 (Alter Hund): der Herr als gesichtsloser Kahlkopf (36v), zu Nr. 58 (Drei Römische Witwen): der (erste) Heiratskandidat als Jüngling im Strahlenkranz (49r), u. ö.

Pfisters Druck gilt als das älteste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch in deutscher Sprache mit Holzschnittillustrationen. Der Druck erfolgte in drei Arbeitsgängen (Text – Bildholzschnitt – Versatzholzschnitt). Besondere Aufmerksamkeit widmet die druck- und literaturhistorische Forschung dem innovativen Versatzholzschnitt und seiner appellativen Funktion als Verbildlichung einer immer wieder gleichen, doch bezogen auf die jeweilige Fabel und ihre Lehre immer wieder neuen Vermittlungssituation: Dargestellt ist ein Mann in langem Gewand und Gugel als Kopfbedeckung, dessen Blick auf die Fabelszene des nebenstehenden Holzschnitts gerichtet ist, auf die er zudem mit dem Zeigefinger der rechten Hand weist (zusammenfassend und mit Erörterung älterer Forschungspositionen Häussermann [2003] und Wagner [2003]); deutlich unterschieden ist diese Erzähler- bzw. Vermittlerfigur von der Darstellung des Autors zum Epilog 88r: sitzender Gelehrter mit Buch (als Chiffre für Schriftwissen) unter dem rechten Arm und vorgestreckter linker Hand, umrahmt von einem langen, unbeschriebenen Schriftband (Verweis auf mündliche Vermittlung), wobei auch hier nicht eindeutig zu präzisieren ist, ob mit der Figur der sich im Epilog selbst nennende Verfasser Bonerius gemeint ist oder der legendäre Gattungsstifter Esopus.

Einziges erhaltenes Exemplar: Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, 16.1 Eth. 2o (ehemals zusammengebunden mit zwei weiteren Pfister-Drucken: ›Biblia pauperum‹, deutsch, um 1462/63 [GW 4325, s. Nr. 16.0.a.] und Johannes von Tepl, ›Der Ackermann aus Böhmen‹, deutsch, um 1470/71 [GW 195]). Vor 1652 durch Herzog August d. J. erworben (u. U. über seinen Bücheragenten Georg Forstenheuser in Nürnberg); 1807 nach Paris deportiert, dort neu beschnitten und gebunden; 1815 zurückgeführt; 1972 restauriert und faksimiliert, seither ungebunden.

Faksimile:

Fouquet (1972).

Literatur:

Hain 3578; GW 4839; ISTC ib009774500. – Pfeiffer (1844) S. 187; Schramm 1 (1922) S. 1–4, Abb. 8–22, 24–68, 71–111; Blaser (1949) S. 11; Wolfgang Milde: Incunabula Incunabulorum. Früheste Werke der Buchdruckerkunst. Mainz – Bamberg – Straßburg 1454–1469. Peine 1972, S. 50 mit Abb.; Milde (1976) mit Abb.; Fabula docet (1983) Kat. Nr. 27, S. 110 f., Abb. S. 109 (18r). 86 und Titelbild (87r); Peil (1985) S. 152, Abb. 10 (50v); Bodemann/Dicke (1988) S. 435 u. ö.; Horst Wenzel: Autorenbilder. Zur Ausdifferenzierung von Autorenfunktionen in mittelalterlichen Miniaturen. In: Elizabeth Andersen u. a. (Hrsg.): Autor und Autorschaft im Mittelalter. Kolloquium Meissen 1995. Tübingen 1998, S. 1–28, hier S. 10 f. mit Abb.; Wolfgang Borm: Incunabula Guelferbytana. Blockbücher und Wiegendrucke der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Ein Bestandsverzeichnis. Wiesbaden 1990 (Repertorien zur Erforschung der frühen Neuzeit 10), Nr. 568; Michael Curschmann: Wort – Schrift – Bild. Zum Verhältnis von volkssprachigem Schrifttum und bildender Kunst vom 12. bis zum 16. Jahrhundert. In: Walter Haug (Hrsg.): Mittelalter und frühe Neuzeit. Übergänge, Umbrüche und Neuansätze. Tübingen 1999 (Fortuna vitrea 16 ), S. 378–470, hier S. 454 mit Abb.; Obermaier (2002) S. 65 mit Abb.; Häussermann (2003) mit Abb.; Wagner (2003) S. 392. 405–414 u. ö. mit Abb.; Häussermann (2008) S. 131 und S. 54–64. 90–100. 110–112 pass. mit zahlreichen Abb.

Weitere Materialien im Internet:

GW

Taf. XXIIa: 19r. Ulrich Boner, ›Der Edelstein‹: Ein Storch verspeist Frösche / Erzählerbild (Fabel 25 Königswahl der Frösche).

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Taf. XXIIa.