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83. Mären

Bearbeitet von Nicola Zotz

KdiH-Band 8

Mit dem bekanntlich umstrittenen Gattungsbegriff Märe werden paargereimte, kurzepische weltliche Erzählungen mit menschlichem Personal bezeichnet. Sie sind häufig gemeinsam mit anderen kleinepischen Texten wie Minnereden, Fabeln oder Erzählungen mit didaktischem oder geistlichem Inhalt überliefert, zu denen sich Querverbindungen ziehen lassen (vgl. etwa die Stoffgruppen 37. Fabeln, 44. Geistliche Lehren und Erbauungsbücher und 91. Minnereden).

Kleinepik ist fast immer in Sammelhandschriften zusammengestellt worden (vgl. hierzu zuletzt Dahm-Kruse [2018]; einziges, prominentes Beispiel eines selbständig überlieferten Märes ist Schondochs ›Königin von Frankreich‹, siehe Stoffgruppe 68.). Illustriert wurden kleinepische Texte nur in Ausnahmefällen: Von den durch Mihm (1967) zusammengestellten über hundert Märenhandschriften weisen nur sieben eine oder mehrere Illustrationen auf. Ein Grund mag darin liegen, dass Mären anders als Fabeln nicht in Zyklen überliefert sind. Dass feste Zusammenstellungen von Geschichten eher Bildprogramme aufweisen, zeigt auch ein Blick in die Romania, wo die den Mären verwandten Novellen in reich illustrierten Zyklen überliefert worden sind, vgl. Boccaccios ›Decameron‹, etwa die französische Übersetzung im berühmten Cod. Pal. lat. 1989 in Rom, oder die ›Cent nouvelles nouvelles‹, etwa MS Hunter 252 (U.4.10) in der Universitätsbibliothek Glasgow.

Die bekannteste deutsche illustrierte Kleinepiksammlung liegt im Innsbrucker Museum Ferdinandeum, FB 32001: Hier ist (fast) jedem der 57 enthaltenen Texte eine ihn charakterisierende Illustration beigegeben (Nr. 83.0.2.). Ein ähnliches Prinzip war wohl für die St. Galler Sammlung Cod. Sang. 643 vorgesehen, deren zu Beginn der Geschichten angebrachte Bildfreiräume aber nicht ausgefüllt wurden (Nr. 83.0.5.). Auch im Ambraser Heldenbuch, das überwiegend Romane und Heldenepen überliefert, sind bei der Kleinepik die Textanfänge markiert, hier durch Randdekorationen mit mehr oder weniger deutlichem Textbezug (Nr. 83.0.6.). Anders verhält es sich mit der Wiener Handschrift Cod. 2953, wo der Text ›Engel und Waldbruder‹ (ebenso wie die unmittelbar vorher überlieferte Christophorus-Legende, vgl. Nr. 51.6a.2.) mehrere Bilder bekommen hat, in denen die inhaltliche Struktur des Textes abgebildet ist (Nr. 83.0.7.). Dieses Illustrationsprinzip ist mit der Wiener Handschrift der ›Königin von Frankreich‹ vergleichbar (Nr. 68.1.1.), auch wenn die Bilder nicht deren hohe Qualität erreichen.

Im Rahmen dieser Stoffgruppe spielt ›Engel und Waldbruder‹ eine Sonderrolle, weil es sich um einen Text mit übermenschlichem Personal handelt, der – als Theodizee-Legende – erbaulichen Charakter hat und damit kein klassisches Märe ist. Vielmehr steht er in der Nähe der Texte, die das ›Oberrheinische Erbauungsbuch‹ versammelt, wie etwa der ›Teufelsbeichte‹ (siehe Untergruppe 44.1.).

In drei weiteren Handschriften haben die Bilder keine strukturierende Funktion: Der römische Cod. Reg. lat. 1423 enthält ein Autorbild zu Beginn der Sammlung (Nr. 83.0.4.), und die Freiburger Hs. 362 sowie das Münchner Hausbuch Michaels de Leone (Nr. 83.0.1. und Nr. 83.0.3.) weisen jeweils nur eine Randzeichnung mit Textbezug auf.

Siehe auch: