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68. Die Königin von Frankreich

Bearbeitet von Martin Roland

KdiH-Band 7

Bildzeugnisse zu dieser Stoffgruppe sind insgesamt selten, trotzdem aber erstaunlich disparat. Der größere Teil der Bildquellen ist zudem unabhängig von Texten überliefert. In den Fassungen der zu Grunde liegenden Chansons de geste – ›Chanson le la reine Sebile‹, ›Macaire‹ (vgl. zusammenfassend und mit Quellen Tiemann [1977] und Morgan [2001], siehe unten Literatur) – spielt die Handlung am Hof Karls des Großen. Bildzeugnisse in Handschriften haben sich nicht erhalten. Eine Szene jedoch, der Hund des von Macaire getöteten Begleiters der verstoßenen Königin findet den Mörder seines Herrn und es kommt zu einem gerichtlichen Kampf zwischen Hund und Mörder, sei, so berichtet Gaston Phoebus im 15. Kapitel seines Jagdbuches, »en France paint en moult de lieux«. Davon ist offenbar nichts erhalten. Gut bezeugt ist lediglich die 1572 bezahlte, also definitiv nicht mittelalterliche Darstellung auf einem der offenen Kamine im unter Karl V. von Frankreich errichteten Saal von Schloss Montargis (Guillaume/Fuhring [2010] S. 319). Die Handlung wird dabei in die Zeit Karls V. und nach Montargis verlegt.

Zu einer von Elisabeth von Nassau-Saarbrücken angefertigten/beauftragten Übertragung eines dieser Chanson de geste in deutsche Prosa war ein Bildzyklus geplant, der jedoch nicht ausgeführt wurde (siehe Stoffgruppe 69.).

Übertragungen sind auch auf der iberischen Halbinsel und in England nachweisbar, ob diese von Illustrationen begleitet sind, muss noch ermittelt werden. Auf spanischer Grundlage baut eine niederländische Fassung auf, die ca. 1538 in Antwerpen bei Vosterman gedruckt wurde und 16 Holzschnitte enthält: ›Historie van der coninghinnen Sibilla‹ (einziges Exemplar in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, CP.2.B.74: Digitalisat: http://data.onb.ac.at/rec/AC10318152).

Im deutschen Sprachraum wird der Stoff zuerst durch das inhaltlich stark adaptierte Märe des Schondoch bekannt (Stoffgruppe 68.1.), der – um 1420 – auch die älteste erhaltene Bildquelle angehört. Mit diesen Miniaturen (Nr. 68.1.1.) eng verwandt ist ein Zyklus von Wandmalereien in Coredo (Trentino; ausführlich bei Stoffgruppe 68.1.). Auf Schondochs Fassung beruhen weiters eine schlesische Prosabearbeitung von 1465, die ohne Illustrationen blieb (Sibylle Jefferis, in: 2VL 11 [2004], Sp. 869f.), und das ›Lied von der Königin von Frankreich‹ (siehe 68.2.), das den Erzählstoff höchst erfolgreich in den illustrierten Frühdruck einführt.

Spätere Bildzeugnisse weisen zwar kaum spezifische formale Übereinstimmungen auf (gegen Jefferis [2008], siehe Stoffgruppe 68.2.), die Episode mit dem Erkennen durch die Handarbeitsprodukte der Königin erweist aber auch bei diesen Darstellungen Schondoch als Quelle: Betty Kurth hat ein Fragment eines wohl 1472 datierten Teppichs publiziert (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Gew. 678). Einzig der ebenfalls schräg gestellte Verkaufsladen kann als Gemeinsamkeit angeführt werden (vgl. Kurth [1915] Abb. 2). Unabhängig davon verarbeitet ein Teppich von 1554 Szenen des Märe (Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe, Inv.-Nr. 1956.149 ST. 45).

Literatur zu den Illustrationen:

Betty Kurth: Mittelhochdeutsche Dichtungen auf Wirkteppichen des XV. Jahrhunderts. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des a. h. Kaiserhauses 32 (1915), S. 233–253, bes. S. 245–248 (zum Teppich in Nürnberg). – Hermann Tiemann: Der Roman von der Königin Sibille in drei Prosafassungen des 14. und 15. Jahrhunderts. Hamburg 1977 (Veröffentlichungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 10). – Gaston Leloup: Le chien de Montagris, de la légende au faux littéraire. Bulletin de la Société d’Emulation de l’Arrondissement de Montargis 44,3 (Dez. 1978), S. 39–46. – Hanns Fischer: Studien zur deutschen Märendichtung. 2. von Johannes Janota durchgesehene und erweiterte Auflage. Tübingen 1983, S. 143 Anm. 15, 168f., 239–241, 243f. – Anna Rapp Buri / Monika Stucky-Schürer: »zahm und wild«. Basler und Straßburger Bildteppiche des 15. Jahrhunderts. Mainz 1990, S. 354–358, Nr. 112 (zum Teppich in Nürnberg). – Christina Cantzler: Bildteppiche der Spätgotik am Mittelrhein 1400–1500. Tübingen 1990, S. 232–234, Nr. 50, Abb. 59–61 (zum Teppich in Hamburg). – Udo Arnold: Schondoch. In: 2VL 8 (1992), Sp. 820–823. – Leslie Zarker Morgan: The Reine Sibille / Macario Story and the Charlemagne Cycle Throughout Europe: A Re-examination of the Franco-Italian Macario. Italica 78 (2001), S. 1–17. – Norbert H. Ott: Literatur in Bildern. Eine Vorbemerkung und sieben Stichworte. In: Literatur und Wandmalerei 1. Erscheinungsformen höfischer Kultur und ihre Träger im Mittelalter. Hrsg. von Eckart Conrad Lutz / Johanna Thali / René Wetzel. Tübingen 2002, S. 153–197, bes. S. 156, 167f. – Jean Guillaume / Peter Fuhring: Jacques Androuet du Cerceau. Un des plus grands architectes qui se soient jamais trouvé en France. Paris 2010, S. 319 (zu Montargis). – Nicole Eichenberger: Geistliches Erzählen. Zur deutschsprachigen religiösen Kleinepik des Mittelalters. Berlin u. a. 2015 (Hermaea N. F. 136), S. 333–341, 523–526.