KdiH

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83.0.7. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2953

Bearbeitet von Nicola Zotz

KdiH-Band 8

Datierung:

1410–1450 (Faszikel 2: um 1430).

Lokalisierung:

Salzburg.

Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 51.6a.2. (Datenbank-Nachtrag); vgl. auch Nr. 85.11.1.

Inhalt: Sammelhandschrift, darin:
5. 124r–139r ›Engel und Waldbruder‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, II + 290 Blätter, 205 × 138 mm, sieben Faszikel, 13 Schreiber, Faszikel 2 (Bl. 82–152): Kursive, Hand III: 83r–139v, einspaltig, 20–24, meist 22 Zeilen, Rubriken, zwei bis drei Zeilen hohe rote Lombarden, rote Strichel.

Schreibsprache:

Text 5: östliches Schwäbisch (Schönbach [1901] S. 26).

II. Bildausstattung:

18 kolorierte Federzeichnungen zu Text 5.

Format und Anordnung:

Halbseitige, ungerahmte Zeichnungen. Der Platz dafür wurde entweder oben oder unten auf der Seite freigelassen (nur auf 130v Text über und unter dem Bild). Die Bilder sind recht gleichmäßig über die Erzählung verteilt (meist wechseln zwei Bildseiten mit einer reinen Textseite ab, nur am Ende, 137r–138v, folgen vier Textseiten aufeinander), was wohl weniger einem Layout-Konzept geschuldet ist als dem Wunsch, die Erzählstruktur abzubilden, indem die markanten Begegnungen und Geschehnisse ins Bild gefasst werden.

Bildaufbau und -ausführung:

Ungelenke, mitunter (125v, 135v) unfertig wirkende Zeichnungen auf dem bloßen Papiergrund. Figuren in sich unproportional, Gesichter uniform (trauriger Ausdruck durch herabhängende Mundwinkel) mit rot getupften Wangen und Mündern. Architekturelemente ohne Perspektive (Dächer, Tisch, Brücke in die Fläche geklappt; unverständlich die Konstruktion der Treppe auf 132r), Baum und Gras nur dort angedeutet, wo sie zum Verständnis der Szene wichtig sind. Nachlässige, flächige Kolorierung vor allem von Kleidung und Dächern.

Bildthemen:

So unachtsam die Ausführung, so klug ist die Auswahl der illustrierten Szenen. Das erste Bild (124v) stellt die Protagonisten vor, den Einsiedler in seiner Klause und den Engel, der sich nähert. Der Engel verbrennt die Klause (125v), und gemeinsam treten sie, als Mönche verkleidet, eine Reise mit vier Stationen an, auf denen der Engel jeweils scheinbar Böses tut, um dem Einsiedler am Ende zu erläutern, dass alle vermeintlich schlechten Taten letztlich einem höheren Guten dienten. Die erste Station spielt bei einem gottesfürchtigen Ehepaar, das die Reisenden freundlich aufnimmt, deren dreijähriges Kind der Engel am nächsten Morgen aber in einem Kessel mit siedendem Wasser tötet (Bildthemen: Ankunft, Gastmahl, Kind im Kessel, Abreise: 126r, 126v, 127v, 128r). Die zweite Station führt sie ebenfalls zu einem gastfreundlichen Wirt, dem der Engel einen kostbaren Becher stiehlt (Bildthemen: Ankunft, Zubettgehen mit dem gestohlenen Becher, der Engel zeigt dem Einsiedler den Becher: 129r, 129v, 130v). Bei der dritten Station geraten sie an einen unfreundlichen Gastgeber, der sie unter der Treppe schlafen lässt und dem der Engel zum Abschied den Becher schenkt (Bildthemen: Ankunft, Aufenthalt unter der Treppe, Becherübergabe: 131r, 132r, 132v). Bei der vierten Station übernachten sie bei einem gottesfürchtigen Ehepaar, dessen hilfsbereiten Schreiber der Engel am nächsten Tag in einen Bach stürzt und tötet (Bildthemen: Ankunft, Gastmahl, der Schreiber geleitet die Reisenden, der Engel stürzt den Schreiber von der Brücke ins Wasser: 133v, 134r, 135r, 135v). Nun erst gibt sich der Engel dem entsetzten Einsiedler zu erkennen und klärt ihn auf (Bildthema: Gespräch unter einem Baum: 136v). Das getötete Kind wurde von seinen Eltern so sehr geliebt, dass sie den Gottesdienst vernachlässigten; der Becher war der einzig unrechtmäßige Besitz des guten Wirtes, besser aufgehoben beim schlechten Wirt, der ohnehin verdammt war; und der Schreiber sei im Begriff gewesen, Ehebruch mit der Wirtin zu begehen, wovor ihn der frühe Tod bewahrt habe. All diese Erläuterungen werden nicht illustriert. Das Schlussbild zeigt den Einsiedler zurück in seiner Klause, die in Wirklichkeit nicht verbrannt war (139r).

Der Zeichner, vermutlich der Schreiber selbst, kannte den Text sehr gut und nahm etliche Details in die Bilder auf. So trägt der Engel auf 124v die Kutten über dem Arm, mit denen er und der Einsiedler sich verkleiden werden (er trueg vber die achsel sein zwo gross chuten herein, 124v–125r), beim Zubettgehen auf 129v geleitet die Gäste jemand mit einer Fackel (man fúrt die gest slaffen man zunt ain liech daz schon prán, 130r), und der aufgeputzte Schreiber ist auf der Zeichnung auf 133v mit modischen Beinlingen und Schwert ausgestattet (der Schreiber tritt auf jn reinischen gewant und trägt ein Newfassens swert, 134r). Die Illustrationen sind stets in unmittelbarer Nähe der Textstellen angebracht, auf die sie sich beziehen. Die Gewänder der handelnden Personen sind meist (aber nicht immer) ähnlich gestaltet, so dass man sie über die Bilder hinweg wiedererkennt. Drei Mal ist der Engel nicht in der grauen Mönchskutte, sondern als rotgewandeter, geflügelter Engel dargestellt, und zwar jeweils bei der Ausführung der vermeintlich bösen Tat (Ausnahme: beim Brückensturz).

Farben:

Grün, Rot, Grau, Braungelb, Blaugrau.

Digitalisat:

Die Bildseiten sind über folgende Maske suchbar: https://www.bildarchivaustria.at/Pages/Search/QuickSearch.aspx

Literatur:

Menhardt 1 (1960) S. 659–662. – Schönbach (1901) (Edition nach der Handschrift); Messerli (2011) S. 176f., Abb. 1–4 (124v, 126v, 127v, 132r) ; Eichenberger (2015) S. 507–512, Abb. 17–19 (127v, 132r, 134r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 195: 124v. Der Engel kommt verkleidet zum Einsiedler.

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Abb. 195.