26A.28.2. Gotha, Forschungsbibliothek, Chart. A 158
Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser
KdiH-Band 3
1467 (Jahresangabe 1v in der Umschrift des zentralen Christus-Medaillons).
Augsburg (vgl.
Der Schreiber ist im Umkreis Konrad Bollstatters zu suchen (vgl.
1. | 3ra–208ra | Jakob Twinger, ›Chronik‹, Kap. 1–2, bis 1400 Wahl König Ruperts (204vb); Auszug aus Kap. 5: 1396 Schlacht bei Nikopolis (bis 208ra) |
2. | 215ra–226ra | ›Gmünder Kaiserchronik‹, Kurzfassung A (bis 1376): coronica und herkommen der hertzogen von Schwaben |
3. | 228ra–276va | Jakob Twinger, ›Chronik‹, Kap. 3, bis zum Tod Papst Innozenz’ VII. 1406, hier fälschlich 1412 |
4. | 289ra–306vb | Jakob Twinger, ›Chronik‹, Kap. 4, Anfang, Kap. 5, Auszüge, mit annalistischen Konstanzer Zusätzen (1256–1388) |
Papier, II + 308 + III Blätter, 290 × 205 mm, Blatt 2 ein gesondert eingeheftetes Pergamentblatt mit einer Wappenseite (2r, siehe oben), moderne Bleistiftzählung, 1r, 208rb–214v, 226ra–227v, 276vb–288v, 307r–308v leer, zweispaltig, 29–36 Zeilen (215ra–226ra: 32–30 Zeilen), eine Hand, sorgfältige rundliche Bastarda, von der italienischen Rotunda beeinflußt, Augsburger Schreiber, von dessen Hand auch die Handschriften Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2o Cod. 154 (›Der Heiligen Leben‹, Sommerteil; siehe künftig Stoffgruppe 74. Legendare), die beiden Bibelhandschriften München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 204, 183va–403rb (Hand 2) und Cgm 205 (siehe Nr. 14.0.11.) sowie Cgm 4482 stammen (vgl.
ostschwäbisch.
Neben der Wappenseite (2r) sieben textbezogene Bildseiten (1v, 2v, 81r, 95r, 108r, 122r, 156r; zwei Bilder – auf Blatt 81r mit der Darstellung vom Urteil des Paris und auf 95r mit dem löwenköpfigen Bucephalos – gehen inhaltlich über den Text Twingers hinaus). 161v untere Hälfte des Schriftraums leer, vielleicht für ein Bild vorgesehen (Beginn des Abschnitts über Karl den Großen; vgl.
3r (der Textbeginn) mit elfzeiliger Schmuckinitiale G auf punziertem Goldgrund mit grün-hellrosa Leistenrahmen und aufwendigen mehrfarbigen Blatt- und Blütenranken auf den vier Seiten (am linken Rand eine einfachere Randleiste mit Blattbesatz); zwischen den Kolumnen Stabranke mit Blättern und Goldpunkten, unten in ein bärtiges Gesicht auslaufend, aus dessen Mund das untere Rankenwerk wächst. Einfache, kleinere Fleuronnée-Initialen mit Rankenausläufern 215ra (D, vierzeilig) und 228ra (U, sechszeilig).
Die erste Bildseite mit sieben kreisrunden Medaillons; die weiteren mit je hochrechteckigen Bildern, 2v ganzseitig ohne Text, 188 × 128 mm; sonst jeweils nach einer roten Kapitelüberschrift fast die ganze Seite einnehmend, je 165–180 135 mm.
Sechs Medaillons der ersten Illustration mit je einem Brustbild sind um das zentrale siebte geordnet. Die anderen Bilder in Schriftspiegelbreite sind durch einen schmalen roten Rahmen eingefaßt. Kolorierte Federzeichnungen mit durchscheinenden Farben, sicher, jedoch nicht sehr anspruchsvoll gezeichnet, wenig Strichelung (für Schattenpartien lockere Parallelschraffuren), dunklere Töne zur Modellierung, stereotype Gesichter, lebhafte Handgebärden. Auffallend die weitläufigen Landschaften als Hintergrund (Berge, Gewässer, Städte). Szenenbilder mit mehreren Personen, 81r gleichzeitige Darstellung zweier verschiedener Ereignisse im oberen und unteren Bildteil.
Bild 1 bietet ein Schema der sieben Weltzeitalter, die weiteren sind Szenenbilder mit mehreren Figuren, die sich jeweils einleitend auf den Text beziehen.
1v: Sieben Medaillons, davon sechs mit Brustbildern von Adam, Noah, Abraham (obere Reihe), Moses, David, Esdras (untere Reihe); das siebte mit dem Jesuskind als Ganzfigur mit Weltkugel (in der Mitte). Jeweils mit umlaufender Beschriftung in doppeltem Rahmen.
2v (vor Textbeginn): Thronender Christus mit Weltkugel, in einer Landschaft, umgeben von fünf anbetenden Engeln.
81r (Beginn der Geschichte des Trojanischen Krieges): zwei Register; unten: das Urteil des Paris, der als schlafender Ritter vor einem Brunnen dargestellt ist, dahinter sein angebundenes Pferd, ein Mann mit Haube berührt ihn mit einem Stab, in der Bildmitte drei nackte Göttinnen mit Kopfbedeckungen (die Geschichte ist jedoch im Text der Chronik gar nicht enthalten!) / oben: die Entführung der Helena nach Troja, rechts im Hintergrund eine Stadt, davor ein Hafen mit zwei vollbesetzten Schiffen mit gehißten Segeln.
95r (Beginn der Alexandergeschichte): Alexander zähmt Bucephalos (Pucifal), der das Aussehen eines Löwen hat und im Käfig dargestellt ist. Parallelen dieser auffallenden Darstellung in zwei aus Augsburg stammenden Textzeugen von Johannes Hartliebs ›Alexander‹: New York, The Morgan Library, MS M. 782 (Augsburg um 1460, siehe KdiH Nr. 3.3.4.), 161r, und der Druck Augsburg: Johann Bämler 1473 (KdiH Nr. 3.3.a.), 15r; vgl.
108r (Beginn des Kaiserkapitels): Römischer Kaiser, frontalsymmetrisch thronend in Landschaft, umgeben von drei Königen.
122r (Beginn des Leben Jesu / Papstkapitel): Weissagung der Geburt Jesu durch die Tiburtinische Sibylle vor Kaiser Octavianus, beide jeweils mit zwei Begleitern / Vision der Jungfrau mit dem Kind im Strahlenkranz am Himmel.
156r (Kreuzesholzlegende): der persische König Cosdras (nicht Kaiser Heraklius!), der in seiner Hybris Verehrung als Gottvater verlangt, frontalsymmetrisch auf Thron mit Baldachin, rechts daneben das aufgerichtete Kreuz (für den Sohn Gottes), links ein Hahn (anstatt der Taube des Hl. Geistes), vor ihm vier kniende Personen, darüber Sonne und Mond in den Bildecken.
Leuchtendes Rot, Hellrosa, Grün, Blau, Ocker, Gold, Silber.
Farbabbildung (Marburger Repertorien): 43r
Abb. 178: 81r. Entführung der Helena und Urteil des Paris.
Abb. 179: 122r. Weissagung der tiburtinischen Sibylle.