KdiH

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7.2.1. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 75.10 Aug. 2º

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

1468.

Lokalisierung:

Augsburg.

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz von Herzog August dem Jüngeren von Braunschweig (1579–1666).

Inhalt:
1. 1r Buchstabenorakel, deutsch
2. 2v–53vb Heinrich Steinhöwel, ›Apollonius von Tyrus‹
3. 55ra–71rb Heinrich Steinhöwel, ›Griseldis‹
4. 73ra–82vb Niklas von Wyle, ›Guiskard und Sigismunda‹
5. 84ra–107rb Johannes von Tepl, ›Der Ackermann aus Böhmen‹
I. Kodikologische Beschreibung:

siehe Nr. 1.0.5.

II. Bildausstattung:

Sechs kolorierte Federzeichnungen zu Text 2 (2v, 8ra, 19va, 27vb, 47va, 51rb), ein Zeichner, identisch mit dem Zeichner von Dresden M 59 (Nr. 2.2.1.), vier Leerräume zu Text 3, einer zu Text 5. Drei Schmuckinitialen an Kapitelanfängen: neunzeilige A-Initiale (3ra), sechszeilige D-Initiale (21va), sechszeilige A-Initiale (42ra).

Format und Anordnung:

2v ganzseitig als Kreisbild in rechteckigem Rahmen. Die übrigen fünf Zeichnungen spaltenbreit und hochrechteckig (90–110 × 50 mm), zwischen Überschrift und Kapitalanfang, in der Mitte oder am Fuß der Spalte, von dünner roter Pinsellinie gerahmt.

Bildaufbau und -ausführung:

Landschaft aus einfachen Elementen zusammengefügt, eigentümlich gestaltete Wege mit Federkringeln für Steine, die Wege ebenso wie die Meeresfläche mit scharfem niedrigen Rand in den Boden eingelassen, flache Baumkronen auf breiten Stämmen, die Menschen mit für diesen Zeichner typischer Gesichtsbildung: dick ausgemalte Knopfaugen, spitzwinklige Nase, zwei gerade Mundstriche; Standmotiv mit starkem Hüftschwung; wenig durchgebildete Hände, charakteristische Faltenbildung in der Armbeuge; Schattenpartien meist durch dunklere Farbbahnen wiedergegeben, ausgesparte Lichter, aufgehellter Himmel.

Hellmut Lehmann-Haupt und ihm folgend Karin Schneider (Ein Losbuch Konrad Bollstatters aus Cgm 312 der Bayerischen Staatsbibliothek München. Wiesbaden 1973, S. 69f.) haben der Werkstatt noch drei weitere, von Bollstatter geschriebene Handschriften zugewiesen: München Cgm 213 (siehe Nr. 26. Chroniken), Cgm 312 (siehe Nr. 80. Losbücher) und Berlin Mgf 722 (siehe Nr. 63. Jüngstes Gericht). Mit großer Wahrscheinlichkeit gehören auch Augsburg, Universitätsbibliothek Cod. III.1.8o 30 (siehe Nr. 44. Geistliche Lehren) und Prag, Nationalmuseum, Cod. XVI A 6 (siehe Nr. 16. Biblia pauperum) in die Gruppe, vielleicht auch das Turnierbuch von Marx Walther (Cgm 1930, 1. Hand; freundlicher Hinweis Karin Schneider). Schon Lehmann-Haupt hat aber festgestellt, daß der Illustrator des Wolfenbütteler Bollstatter-Codex auch die nicht von Bollstatter, sondern von einem anonymen Augsburger Schreiber geschriebene Twinger-Handschrift in Gotha (Chart. A 158, siehe Nr. 26. Chroniken) ausgemalt hat. (Von diesem Schreiber stammt nach Carl Wehmer [Gutenberg-Jb. 1933, S. 303 Abb. 14.15] ebenfalls Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2o Cod. 154 (siehe Nr. 51. Heiligenleben). Derselbe Zeichner hat außerdem die Dresdener Sammelhandschrift M 59 (Nr. 2.2.1.) mit Hartliebs ›Buch aller verbotenen Kunst‹ illustriert; die Malweise stimmt bis in Einzelheiten mit der der Wolfenbütteler und Gothaer Handschrift überein. Weitere Handschriften dürften im Lauf der Zeit noch hinzukommen. So wird man daran festhalten, daß dieser anscheinend sehr gefragte Illustrator nicht Bollstatter selbst war, wie immer wieder einmal vermutet wurde; er hätte wohl kaum Handschriften anderer Schreiber illustriert.

Bildthemen:

Als Titelminiatur bärtiger, gekrönter König (Alexander? Apollonius?) auf Lehnenthron in weiter Landschaft sitzend (2v); Apollonius vor König Antiochus (8ra); König Archistrates beim Ballspiel mit zwei Dienern (19va); das höllische Feuer verbrennt König Antiochus und seine Tochter im Schiff auf dem Meer (27vb); Apollonius erkennt seine Tochter Tarsia (47va); Cleopatra gibt sich im Tempel der Diana von Ephesus ihrem Gemahl Apollonius zu erkennen (51rb).

Farben:

Blau, Rot, Gelb, Grau, Bräunlich, Grünlich, Rosa.

Literatur:

Heinemann 6 (1898/1966) Nr. 2722. – Lehmann-Haupt (1929) S. 110. 121. 211, Abb. 53 (8r); Hess (1975) S. 41–44.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 138: 27v. Das höllische Feuer verbrennt König Antiochus und seine Tochter im Schiff auf dem Meer.

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Abb. 138.