KdiH

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39.20.9. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 10816

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Datierung unklar; nach der älteren Forschung um 1507 (Egg [1961] S. 52), nach Boeheim (1892/1894) S. 305 um 1518 ergänzt und zusammengebunden aus 1508–1510 entstandenen Blättern aus der Werkstatt Kölderers, dabei vor 1550 mit weiterem jüngerem Material ergänzt; dem Wasserzeichen Traube mit Buchstaben DR ähnlich Briquet 13154 (Lyon 1533 u. a., übereinstimmend mit Teilen von Cod. 10815) nach, wäre auch an eine durchgehende Spätdatierung um 1535, vielleicht sogar nach Kölderer zu denken.

Lokalisierung:

Innsbruck (Unterkircher [1957] S. 139).

Besitzgeschichte:

Sekundäre Besitzereinträge Ir Maximilian I. und Erzherzog Sigismund (von der Hand Lambecks?), IIr verweist ebenfalls auf die Anlage unter Maximilian I. und weitere Ergänzungen durch Sigismund (DAS NEW ZEWGHAVS (von späterer Hand daneben: ietz aber haist es daß alt) ZV WIEN. (von späterer Hand fortgesetzt:) mit allem kriegzeug zum thail von ertzhertzog Sigmondt zu Osterreich, zum thail auch von kunig Maximilian laßen machen. Darunter von der Hand des Wiener Hofbibliothekars Hugo Blothius mit Datum Dezember 1590: Puto autem hunc Maximilianum fuisse Imperatorem eius nominis primum, et armamentarium quod hic novum dicitur, nun vetus poße vocari, nullo enim modo simile est ei, quod hoc nostro tempore Viennae conspicitur. Privatbesitz Kaiser Maximilians zunächst in Innsbruck, Wien oder Wiener Neustadt (Stummvoll [1968] S. 50), trotz der Ergänzungen im Auftrag Erzherzog Sigismunds nicht nach Ambras gelangt, sondern in Wien verblieben und dort seit dem Handschriftenverzeichnis des Hugo Blothius von 1576 im Besitz der Hofbibliothek nachweisbar (Menhardt [1957] S. 56: Geschücz-Abconterfeittung der Römisch Khayserlichen Mayestät Maximilians, so Jre Mayestät verordnet hat. In Regal in Roth Carmesin Eingebunden, Blothius-Nummer W 5290 im hinteren Spiegel).

Inhalt:
1r–115r Zeughausinventar Kaiser Maximilians I.

1r Österreichisch-spanisches Wappen; 2v/3r Blick in das Zeughaus durch den Torweg; 4r Zeughaus von Außen; 5r, 6r Schwere Legestücke konigin und schon katel mit Zubehör; 7r, 8r Scharfmetzen; 9r–18r Mittlere Schlangenbüchsen; 19r Streitwagen mit drei Schlangenbüchsen; 20r–22r Schirmbüchsen, auf Lafetten, Einzelrohre und mit Schirm (hölzerne Schutzkonstruktion, zum Schuß hochziehbar); 23r Quadranten; 24r Büchse in fahrbarer Schutzhütte; 25r–28r Feldschlangen; 29r, 30r Waagen und Gewichte; 31r–33r Hagelbüchsen; 34r–38r Zubehör: Züge, Fußeisen, Sättel; 39r, 40r Handbüchsen; 41r–47r Zubehör: Feuerkugeln, Munition, Werkzeug; 48r–50r Hakenbüchsen und Hellebarden; 51r Landsknechte beim Kampf mit Hellebarden; 52r–56r Zubehör: Werkzeug, Munitionskisten und -wägen; 57r–66r Verschiedene Büchsen, teils Mehrfachgeschütze in fahrbaren oder festen Lafetten; 67r–73r Mörser, eingeschoben Zug und Zubehör; 74r, 75r Mehrfachgeschütze, Orgelgeschütze; 76r, 77r Mörser; 78r–91r Zubehör: Schneeschuhe, Munition, Eisenzeug, Kränze, Pulverflaschen, Ladeschaufeln, Truhen, Modeln, Sturmleitern, Brechzeug; 92r Ummauertes Feldlager mit Zelten; 93r Zubehör: Sturmhauben, Werkzeug, Einzelteile von Wägen, Tartschen; 100r Zelte; 101r Gepanzerter Reiter; 102r–111r Hellebarden, Spieße, Armbrüste; 112r–115r Verschiedene Büchsen, Sonderkonstruktionen

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 3 + 115 Blätter (zwei Vorsatzblätter modern foliiert I–II, ältere Tintenfoliierung 1–115 mit gelegentlich noch sichtbarer und um zwei Nummern zurückfallender älterer Foliierung, ein nicht foliiertes Nachsatzblatt), 427 × 287 mm, Textura von einer Hand in einspaltigen, ein- bis sechszeiligen Beischriften.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

Insgesamt 114 aquarellierte Federzeichnungen (teils aus mehreren inhaltlich zusammengehörigen Einzelzeichnungen auf einem Blatt), jeweils mit Ausnahme von 2v nur auf den Rectoseiten 1–115; Herkunft nicht ganz geklärt, nach Boeheim sind anhand von Veränderungen in den Landsknechttrachten nur die Zeichnungen bis ca. 81r von Jörg Kölderer und Werkstatt ca. 1508–1517 (signiert 3r, 4r, 19r I. K.), die weiteren Blätter nach Boeheim (1892/1894) S. 300 f. 304 f. später bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts; nach Unterkircher (1957) S. 139 möglicherweise eine gleichzeitige Kopie der Innsbrucker Arbeiten Kölderers; nach Scheichl (1992) S. 22 aus der Werkstatt Kölderers von wenigstens drei nur in den figürlichen Szenen grob scheidbaren Händen; bei Spätdatierung um 1535 oder später wäre auch an eine spätere präzise Kopie von Arbeiten Kölderers zu denken, evtl. auch Kopie aus Teilen von Wien, KK 5075 ([siehe Nr. 39.20.6.], dort jedoch ohne die Zeughausinnenansicht).

Format und Anordnung:

Alle Zeichnungen jeweils auf eigener Seite (nur recto), wechselnd im Hoch- oder Querformat, Größen wechselnd von 130 × 130 mm bis 427 × 287 mm, doppelseitig nur 2v/3r, ein- bis sechszeilige Beischriften mit kurzen Angaben zu Typ, Herkunft, ggf. Wiedergabe von Gußinschriften oder kurzen gereimten Beschreibungen (z. B. 11r konig maximilian hat vnns erschaffen / wann wir schreyen so thut es krachenn), Malanweisung nur 4r sol über dem Dach des Zeughauses.

Bildaufbau und -ausführung:

Präzise Federvorzeichnungen, die Gerätschaften und Waffen meist in einfacher Seitenansicht oder leicht überhöhter Perspektive, von komplexerer Perspektivität nur der Einblick in den Innenhof des Wiener Zeughauses 2v/3r durch den Torbogen des Einganges mit einigen im Innenhof postierten Geschützen sowie die Außenansicht (4r) und das Feldlager (98r); die übrigen Zeichnungen ohne Hintergründe mit frei im Raum postierten Gegenständen, Andeutung von Standflächen nur durch regelmäßig leicht lavierend gesetzten geringen Schattenwurf; Vorzeichnungen nahezu durchgehend ohne Schraffuren, regelmäßig angedeutete Holzmaserung, kaum Binnenzeichnung mit Ausnahme der besonders sorgfältig wiedergegebenen Gußzier samt Inschriften besonders herausragender Geschütze; mit kräftigen, teils deckenden Farben koloriert unter Schattierungen und Lichtersetzung.

Bildthemen:

Inventar eines Zeughauses mit deutlicher Tendenz zur »Fixierung des Wissenswerten zwecks Intensivierung fürstlicher Herrschaft und deren überhöhender Repräsentation vor Mit- und Nachwelt« (Müller [1987] Sp. 231); aufgrund der heterogenen Entstehungsbedingungen der Handschrift, die offensichtlich diverse Materialien zusammen mit anderen Restbeständen von Werkstattarbeiten verband, wurden einzelne Stücke regelmäßig auch anderen Zeugbeständen zugeschrieben, Unterkircher (1957) S. 139 verzeichnete die ganze Handschrift als Innsbrucker Inventar, Egg (1961) S. 52 spricht ebenfalls für Innsbruck, wobei die Betitelung Wiener Zeughaus einer fälschlichen Bindung der Restbestände um 1590 zuzuweisen sei; evtl. Kopie aus Wien, KK 5075, das ebenfalls mit Wiener Zeugbeständen eröffnet.

Farben:

Rot, Gelb, Grün, Rosé, Blau, Braun, Schwarz, Ocker.

Literatur:

Tabulae 6 (1873) S. 242; Unterkircher (1957) S. 139. – Boeheim (1892/1894) S. 296–305, Abb. 57 (4r). 58 (24r). 59 (23r). 60 (23r). 61 (56r). 63 (69r). 64 (74r). 65 (81r); Habsburger Cimelien (1909) S. 13; Unterkircher (1959) S. 221; Egg (1961) S. 51 f. Abb. 24 (2v/3r); Österreich Tirol (1963) S. 68, Farbabb. nach S. 64 (2v/3r); Egg (1969) S. 121 f., Abb. Taf. VII (2v/3r); Otto Mazal: Himmels- und Weltenbilder. Kleinodien österreichischer Buchmalerei aus der österreichischen Nationalbibliothek. Wien 1973, S. 157 f., Abb. Taf 43 (86r); Unterkircher (1984) S. 3374 f., Abb. S. 3412 (57r). S. 3413 (51r); Müller (1987) Sp. 229–231; Scheichl (1992) S. 22.

Taf. XXXIb: 73r. Inventar des Wiener Zeughauses Kaiser Maximilians I.: Mörser.

Abb. 194: 109r. Inventar des Innsbrucker Zeughauses Kaiser Maximilians I.: Armbrustschütze mit Zubehör zu Armbrüsten, Stapel mit Bolzen sowie Kiste und Faß mit vorgefertigten Bolzenspitzen.

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Taf. XXXIb.