KdiH

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39.20.5. Wien, Kunsthistorisches Museum, KK 5074

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Ca. 1512–1517; nach nach Boeheim (1892/1894) S. 390f. 1515–1519 entstanden, nach Egg (1961) S. 52 ungefähr 1512 unter Anleitung Freislebens.

Lokalisierung:

Innsbruck.

Besitzgeschichte:

Privatbesitz Maximilians I., abgesehen von dürren Notizen in den Gedenkbüchern seit 1509 zur Anfertigung der Handschriften innerhalb der Büchersammlung Maximilians nicht exakt zu lokalisieren, aber wohl in Innsbruck aufbewahrt (erstmals erwähnt im Verlassenschaftsinventar von 1596), von Innsbruck nach Ambras gelangt, nach dem Aussterben der Tiroler Linie 1665 beim Abtransport der übrigen Ambraser Codices verheimlicht, daher zunächst in Ambras verblieben und erst 1806 zum Schutz vor den anrückenden Franzosen nach Wien gebracht, dort in die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums anstatt in die Hofbibliothek eingegliedert.

Inhalt:
1r–280r Bartholomäus Freisleben, Zeugbücher Maximilians: ZEVG D. G. TYROL (Einbandvorderdeckel, Einband Erzherzog Sigismund)
lose Beilagen: Zwei Blätter Anweisungen und Nachfragen Maximilians zu Zeugbeständen, siehe Boeheim (1892/1894) S. 115v

1r Beginn Zeughaus Innsbruck; 1v–15r Große Legestücke; 18r–26r Scharfmetzen; 27v–34r Basilisken, Mörser; 35v–37r Kartaunen; 39v–40v Viertelbüchsen; 42v–45r Singerinnen; 47v–53v Schlangen; 56v–59v Falkonette; 62v–64r Mörser und Haubitzen; 71r–83r Hakenbüchsen, Handbüchsen; 85v–88v Falkonette; 91v–98v Kammerschlangen mit Einzelteilen; 101v–126r Streitwägen, Blide, Sturmbrücke, Materialien, Hellebarden, Spieße, Gußformen, Kugeln, Materialien, Zaumzeug, Waagen, Gewichte, Sättel, Modeln., Lederschiff, Brechzeug, Züge, Pfeil und Bogen; 127r–128r Große Bastei; 128v–134v Armbrust mit Zubehör, Pulverflaschen, Züge, Tartschen; 136r–141r Lager, Zelte, fahrbare Pulverstampfe, Streitwagen, Panzerreiter, Pulverfässer, Beschluß Zeughaus Innsbruck

142r Beginn Zeughaus Sigmundskron; 142v–147r Große Legestücke; 148r–156r Scharfmetzen; 158v–161r Basilisken; 163r– 165r Mörser; 167v–174v Kartaunen, Singerinnen; 176r–177r Viertelbüchsen; 178v–185v Notschlangen; 187v–193v Feldschlangen; 195v–202v Falkonette; 204v–212r Mörser, Haubitzen; 214v–230r Hakenbüchsen, Handbüchsen, Hellebarden, Spieße; 232v–240r Materialien: Hölzer, Metalle, Pulver, Kugeln, Beschluß Zeughaus Sigmundskron

245r Beginn Zeughaus Italia (Verona); 245v–260v Mörser, Kartaune, Tarrasbüchsen, Falkonette, Schlangen; 262v–264r Mörser; 265v–267v Haubitzen; 269v–276r Hakenbüchsen, Handbüchsen; 276v–280r Kugeln, Pulver, Beschluß Zeughaus Italia

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier (Blatt I) und Pergament, 282 Blätter (Papiervorsatz modern mit Blei foliiert I, dann ältere Bleistiftfoliierung unten rechts 1–280, ältere Tintenfoliierung teils noch zur Gänze sichtbar, meist jedoch durch Beschnitt weggefallen), 425 × 285 mm, Textura von einer Hand, ein- bis achtzeilige Beischriften und gereimte Erklärungen, durchgehend mit Initialen und teils bewohntem Rankenwerk verziert, Titelanweisungen an den Schreiber teils am oberen Rand noch sichtbar.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

Insgesamt 303 Seiten mit Federzeichnungen mit Aquarell und Deckfarben, meist eine Zeichnung pro Blatt, teils mehrere Geschütze auf einem Blatt, bei Materialien und Zubehör bis zu 20 Einzelzeichnungen auf einem Blatt; hinzu kommen zahlreiche Initialen mit Rankenwerk und Drolerien im Stil der flämischen und deutschen Renaissancemalerei; zur Verteilung von Initialschmuck und Zeichnungen detailliert Boeheim (1892/1894) S. 123–201; die Zuweisung zum Innsbrucker Briefmaler Wolfgang Reisacher nach Vorbildern von Jörg Kölderer nach Boeheim (1892/1894) S. 390 wird heute nicht mehr aufrecht erhalten (so noch Unterkircher [1959] S. 221); die Arbeiten gehen nach Egg (1961) S. 52 unmittelbar auf Kölderer zurück, der einen größeren Mitarbeiterstamm beschäftigte, darunter auch einen weiteren Meister, der für die Ausführung des Ornamentalschmucks verantwortlich war; eine vorsichtige Neuorientierung versuchte Scheichl (1992) S. 57–59, die vorsichtig einer Zuweisung an Kölderer widerspricht und die Arbeiten eher in einer qualitätvollen süddeutschen Werkstatt beheimatet sieht, in der wenigstens zwei Meister zu erkennen seien, von denen einer durchgehend für die zum Teil bewohnten Ranken zuständig war und auch einige detaillierte Binnenzeichnungen auf den Geschützen geschaffen hat; da jener sonst in Kölderers Werkstatt nicht nachzuweisen sei, bringt sie anhand stilistischer Kriterien vorsichtig Georg Lemberger und Abhängigkeiten von der Altdorfer-Schule ins Spiel (die allerdings Beziehungen zu Kölderer besaß).

Format und Anordnung:

Alle Zeichnungen auf eigener Seite, fast durchgehend mit Verso gegenüber liegender Beschriftung, nur selten kleinere, meist einzeilige Beschriftungen auf den Zeichnungsseiten, Größen wechselnd von 60 × 40 mm bis überwiegend ganzseitig 425 × 285 mm, doppelseitig nur 27v/28r, 28v/29r, 111v/112r, 127v/128r, 136v/137r, 158v/159r, 159v/160r, 160v/161r, 228v/229r.

Bildaufbau und -ausführung:

Alle Geräte in perspektivisch einfacher Darstellung, entweder einfache Seitenansicht oder leicht überhöhte Perspektive, präzise Federzeichnungen mit wenigen Binnenzeichnungen (diese vor allem bei Gußzier von Geschützen, dann jedoch von hoher Qualität), alle Zeichnungen ohne Hintergründe, Rasengrund oder Horizontlinien, Boden nur durch leichten Schattenwurf angedeutet, regelmäßig Maserung von Holzteilen ausgeführt, sonst kaum Schraffuren; Personendarstellungen mit fein modellierten Gesichtern, dynamischen Posen und reicher geschlitzter Tracht; Kolorierung häufig deckend, dabei in den Mischungen abschattierend und mit deutlicher Lichtersetzung, reichlicher Einsatz von Golderhöhung; insgesamt dürften nur relativ wenige Stücke (insbesondere solche mit auffälliger Gußzier) nach der Natur aufgenommen worden sein, anhand der standardisierten Abfolge der Beschreibung der Zeugbestände ist leicht nachzuverfolgen, daß die Abbildungen von Feuerwerksmörsern, Werkzeugen, Geräten, Falkonetten etc. weitgehend auf unspezifische Vorlagen zurückgehen.

Bildthemen:

Zeugbestände Innsbruck, Sigmundskron und Verona.

Farben:

Gelb, Braun, Grün, Rot, Blau, Schwarz, Violett, diverse Mischungen, Deckweiß, Malsilber, Pinselgold, Blattgold.

Literatur:

Primisser (1972) S. 282 f.; Boeheim (1892/1894) S. 123–201; Thomas/Gamber (1976) S. 213. – Boeheim (1892/1894) S. 123–201, Taf. VIII (1r). Abb. 13 (5r). 14 (9v). Taf. IX (11r). 15 (19r). 16 (22v). Taf. X (27v/28r). 17 (30r). 18 (36r). 19 (40r). 20 (43r). 21 (45r). 22 (48r). 23 (52r). 24 (64r). 25 (80r). 26 (81v). 27 (86r). 28 (91v). 29 (95r). 30 (102r). 31 (102v). 32 (103r). 33 (107r). 34 (109r). 35 (110v/111r). 36 (112r). 37 (116v). 38 (120v). 39 (121r). 40 (125r). 41 (127r). 42 (127v/128r). 43 (128v). 44 (132r). 45 (132r). 46 (133r). 47 (133v). 49 (137v). 50 (138v). 51 (139r). 52 (144v). Taf. XI (145r). 53 (145v). 54 (226r). 55 (227r); Unterkircher (1959) S. 221, Abb. Taf 84 (Einband); Egg (1961) S. 52, Abb. 2 (2r). 4 (3r). 9 (8r). 14 (30r). 15 (5r). 18 (7r). 20 (49r). 25 (68r). 31 (147r). 32 (191r). 33 (259r). 35 (43r). 37 (145r). 38 (45r). 39 (27r). 40 (144r). 41 (143r). 42 (9r). 43 (11r). Egg (1969) S. 122; Müller (1987) Sp. 229–231; Scheichl (1992) S. 57–59; Kunst um 1492 (1992) S. 293 f., Abb. 110 27v/28r); Innsbrucker Bronzeguß (1996) S. 69, Abb. S. 69 (2r).

Abb. 191: 127v/128r. Bartholomäus Freisleben, Zeugbücher Maximilians: Große Bastei.