37.1.12. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Ettenheimmünster 30
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 4/1
Zweite Hälfte 15. Jahrhundert (mehrere P-Wasserzeichen um 1470–80).
Südwestdeutschland; nach Schreibsprache ggf. schwäbisch-alemannischer Grenzraum (nördlich des Bodensees?).
Herkunft unbekannt, im 16. Jahrhundert in der Hand eines Besitzers, der im Vorderdeckel kurze Koch-, Rebbau- und Schlachthinweise eintrug. Später in der Bibliothek des Benediktinerklosters Ettenheimmünster (Ortenaukreis); nach der Säkularisation 1803 in die damalige Badische Hofbibliothek gelangt.
1. | 1r–108v |
Ulrich Boner, ›Der Edelstein‹
Hs. K1 (Bestandsklasse II), Prologbeginn fehlt |
2. | 109r–126v |
Freidanks ›Bescheidenheit‹
Hs. g, |
Papier, I + 126 Blätter (I = vorderes Spiegelblatt, bei der Restaurierung 1999 abgelöst; Blattverluste: zwei Blätter vor Blatt 1, drei Blätter nach Blatt 126), ca. 285 × 215 mm, einspaltig, Verse abgesetzt; zwei Schreiber, Schreiber I: 4r–86v, unruhige, gedrungene Bastarda, durchschnittlich 32–36 Zeilen, Verseingänge rot gestrichelt, rote Lombarden über drei bis vier Zeilen; II: 1r–3v, 87r–126v sowie Überschriften im Bereich von Schreiber I, klare, aufrechte Bastarda, 26–28 Zeilen, Verseingänge rot gestrichelt, Lombarden über drei Zeilen. Schreiber II ersetzte wohl den von Schreiber I bereits niedergeschriebenen Textbeginn (ggf. beginnend mit Fabel Nr. 2) komplett durch eine neue Abschrift (beginnend mit Prolog) und tauschte dafür das ursprüngliche erste Blatt der Handschrift durch einen neuen Ternio aus, von dem lediglich das ehemals als Spiegel aufgeklebte Blatt I sowie die Blätter 1–3 erhalten sind (Rekonstruktion nach
alemannisch, Schreiber I mit deutlich schwäbischen Merkmalen.
Zu Text 1 88 von ursprünglich 89 (Blattverlust vor 1) Bildfreiräumen (Blattangaben siehe S. 200–205), Illustrationen vorgesehen, nicht ausgeführt.
halbseitige Freiräume jeweils vor Fabelbeginn, zwischen der Fabelüberschrift (z. B. das erst capittel seit von vnerkantniß oder das lxxvij von eim pfawen der gar vbermutig was) und dem ´Text; gelegentlich ist am Seitenende der Freiraum so knapp bemessen, daß selbst bei Nutzung des kompletten Randstegs nur ein Bild von geringer Höhe (18v) oder gar kein Bild (52v, hier fehlt auch die Überschrift) hätte ausgeführt werden können; sehr gelegentlich wird aus Platzgründen der Bildraum deshalb im Text freigehalten (30r, 34v), wobei die Fabelüberschrift auch hier im Bildraum, d. h. im Text steht.
Zu jeder Fabel konsequent genau ein Bild – mit einer einzigen Ausnahme: Zur Fabel vom Mann, seinem Sohn und dem Esel, die außer in der Basler und der Berner Handschrift (Nr. 37.1.2., Nr. 37.1.3.) stets mit einer aus bis zu fünf Darstellungen bestehenden Bildsequenz illustriert ist, entwickelt der Schreiber eine eigene Gliederung, um das Prinzip der 1 : 1-Bebilderung beibehalten zu können: Er teilt die Fabel einfach in zwei Fabeln mit separaten Überschriften auf, wobei nun beide »Unterfabeln« mit jeweils einem Bildraum versehen sind (53v: Das L cappittel wie ein vatter vnd sin sun zu mercket furent der vatter sas vff dem esel vnd lies den sun gon; 54v: Das LI cappittel wie ein vatter vnd sin sun ein esel trugent).