26B.1.2. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 63
Bearbeitet von Kristina Domanski
KdiH-Band 3
Um 1470 (vor 1472).
Konstanz, Schreibstube Gebhard Dachers († 1471).
Im 18. Jahrhundert im Benediktinerkloster St. Georgen (Villingen), seit der Säkularisation 1806 im Besitz der badischen Großherzöge.
IIra–CCLXVIIIvb | ||
(= 2ra–268vb), ara–cra |
Ulrich Richental, ›Chronik des Konstanzer Konzils‹, Bearbeitung Gebhard Dachers
Handschrift G IIr–LXXXIr Textteil, LXXXVr–CCLXIVv Wappentafeln und Teilnehmerlisten |
Papier, X + 223 Blätter von ursprünglich 268 erhalten (die Blätter 1–219 mit originaler Foliierung in römischen Zahlen oben rechts in roter [II–CCLXIIII] und schwarzer Tinte [CCLXVII, CCLXVIII], zum Teil weggeschnitten, Blatt 220–223 zugleich oben rechts mit a–d bezeichnet, dabei Blatt a verbunden, da mit der Foliierung LXXXIII[!] versehen, die neue Blattzählung [1–223] unten rechts mit Bleistift ohne Berücksichtigung der fehlenden Blätter I, V, XI, XIV, XV, XVI, XXII, XXXV, XXXVII, XLIII, XLVIII, XLIX, L, LI, LII, LIV, LV, LVIII, LIX, LX, LXII, LXVII, LXIX, LXX, LXXI, LXXXIV, LXXXXI oder LXXXII, C, CI, CII, CVI, CVII, CVIII, CXII, CXXVI, CXXVII, CXXVIII, CXXXIV, CXXXV, CXXXVI, CXXXVIII oder CXXXIX, CXL, CLVI, CLVII, CLXXIII, CLXXIV, CCLXXXIX, CCLXV, CCLXVI), benutzt wird im Folgenden die originale Foliierung, aus Gründen der Lesbarkeit jedoch in arabischen statt in römischen Ziffern. Blattränder stark beschnitten, zerstört, ergänzt auf 295 × 215 mm, Bastarda, zweispaltig, 42 Zeilen, mindestens zwei Schreiber, CCLIV–CCLXIV geschrieben von Gebhard Dacher, der die Handschrift rubrizierte und foliierte (Blatt c [alt] bzw. 222 [modern]: Gebhartt Dacher), rote Bildtituli, zweizeilige rote und blaue Initialen an den Abschnittsanfängen.
alemannisch-schwäbisch.
12 Seiten mit Textillustrationen erhalten (4r, 4v, 9r, 9v, 27r, 27v, 33v–34r, 34v, 61r, 78v–79r), ausgeführt als Pinselzeichnungen, mit Deckfarben koloriert. Diverse leere Seiten und Blätter, darunter möglicherweise Freiräume für weitere Illustrationen (17v, 32r, 42v, 74v, 75v, 82r/v, 85r/v, 90r/v, 111r, 117v, 137r/v, 145v–146v, 150v–151v, 153v–154v, 165v–168v, 170r/v, 187r/v, 200r/v, 230r–231v, 237r–238v, 242r/v, 245r/v, 249v–250v, 252v–253v, 261r). Einige Wappen und Wappentafeln im Text; drei Konstanzer Bürgermeister: 12v (1) und 29v (2), Kardinäle: 23v (1), 24r (2), 38r (1), 38v (1), 40r (1). Ferner 44r–45v 24 Wappen von Konzilsteilnehmern verschiedener Nationen, 61v fünf Wappen von Bischöfen. Ab Blatt 85r Wappentafeln und Teilnehmerlisten, darunter 85r–89v Wappen von 32 Kardinälen, vier Patriarchen und Papst Gregor XII. (letzteres ganzseitig), 91r die ersten Wappen in der Welt, 93v die Wappen der Neun Helden, 97r die Wappen der Heiligen Drei Könige, 110v Wappen orientalischer Könige, 118r–174r Wappen der geistlichen Teilnehmer, 175v–264v Wappen und Teilnehmerlisten der weltlichen Fürsten. Einzelne Wappen nicht ausgeführt (141v, 158r/v, 258r). – Insgesamt über 1000 Wappen durchweg sorgfältig mit Deckfarben koloriert.
Aufgrund der Blattverluste ist die Bildausstattung der Handschrift nur teilweise erhalten, bei einigen, doppelseitig angelegten Illustrationen fehlt die Hälfte (4v, 34v, 61r, eventuell auch 27v). Überwiegend ungerahmt (4r, 9r, 9v, 27r, 27v), einige mit einfacher Tintenlinie als Rahmung, hauptsächlich für die doppelseitigen Darstellungen (33v–34r, 34v, 78v–79r), einige Innenraumdarstellungen mit Gesprenge (4v) oder Arkadenbogen (61r) gerahmt.
Die mit Deckfarben kolorierten Pinselzeichnungen sind charakteristisch für die Handschriften aus Dachers Schreibstube (siehe Nr. 26B.1.6., Nr. 26B.1.7., vgl. auch Gebhard Dacher, ›Konstanzer Chronik‹: Nr. 26A.9.): Eine markante schwungvolle Pinselkontur in stark wechselnder Stärke für die Umrisse, verbunden mit einer breiten Palette klarer, kräftiger Deckfarben, die in mehreren Schichten aufgetragen werden. Bildraum besonders bei Innenräumen oft dicht gefüllt und koloriert (z. B. 33v–34r), aufgrund der Technik Gesichter und Figuren stark schematisiert. Modellierung der Plastizität gelingt durch Weißhöhungen oder unterschiedliche Intensität und Schattierung der Farbtöne, die zum Teil laviert aufgetragen werden. Die sorgfältige Kolorierung mit Deckfarben findet sich auch bei den Wappen. Die Qualität der Handschrift wird kontrovers beurteilt:
Aufgrund der Blatt- und Bildverluste ist das ursprüngliche Bildprogramm nur teilweise zu rekonstruieren, doch werden verschiedene Eingriffe Dachers deutlich: Eine Reduktion der Bildfolge, Veränderungen in der Reihenfolge der Illustrationen und eine Erweiterung des Wappenteils, vergleichende Bildthementabellen bei
Taf. XXVa: 4r. Der den Päpsten vorangetragene Schirm.
Abb. 191: 93v. Wappen der Neun Helden.