KdiH

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26B.1.6. Praha, Národní Knihovna České republiky (Nationalbibliothek der Tschechischen Republik), XVI.A.17

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 3

Datierung:

1464.

Lokalisierung:

Konstanz.

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz Gebhard Dachers (5*v: Dis Buͦch ist Gebhart Dachers von Costentz und seitt von dem concilium Es danne zuͦ Costentz gewessen ist, als danne Uͦlrich Richental ain burger von Costentz zuͦ den selben zitten gar aigenlich, was darinne beschechen ist, verschriben und la[u]ssen maulen haͮtt und ich Gebhart Dacher das ernüwert hab anno MCCCCLXIIII ja[r]), 2*r–5*r sowie 6*v: weitere Besitzeinträge für die Zeit zwischen 1582 und 1615 (Wacker [2002] S. IX; Kautzsch [1894b] S. 446), seit 1669 in der Kapitelbibliothek des Veitsdomes, Prag (Schenkungsvermerk 5*r), von dort in die Nationalbibliothek.

Inhalt:
Ir–CCLXXXIv (= 1r–281v) Ulrich Richental, ›Chronik des Konstanzer Konzils‹, Bearbeitung Gebhard Dachers

Handschrift Pr

Ira–CVIIIIvb Text, darin LXXXXIIIIra–CVIIIIvb Teilnehmerlisten, CXrv leer, CXIr Text, CXIv–CLXIIIIr Illustrationen, CLXXVr–CCIIIr Teilnehmerlisten, CCIIIv–CCLXXIIIv Wappenteil, CCLXXIIIIr–CCLXXXv Teilnehmerlisten, CCLXXXIrv leer

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, ursprünglich 281 Blätter (plus 1*–6* vorn sowie vier leere, ungezählte Blätter hinten, originale Foliierung Gebhard Dachers mit roter Tinte rechts oben [I–CCLXXXI], im Folgenden aus Gründen der Lesbarkeit in arabischen Ziffern wiedergegeben, Blätter mit den Nummern 165 bis 174 fehlen, an dieser Stelle vier leere, nicht foliierte Blätter, Blattverluste: 30, 113, 114, 125, 161–163, Blatt 124 seitenverkehrt eingebunden, eingelegte Blätter mit Erläuterungen von Gebhard Dacher vor 144, 146, 150, 151, 156, 158), 310 × 220 mm, Bastarda, zweispaltig, 28–32 Zeilen, ein Schreiber (Fischel [1964] S. 44), die Rubrizierung möglicherweise von einer zweiten Hand, derjenigen Gebhard Dachers (Kautzsch [1894b] S. 446): Blattzahlen, Bildverweise (später nachgetragen bis 104r), Überschriften und zweizeilige Initialen an den Abschnittsanfängen sowie Bildbeischriften in Rot.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

92 Seiten mit Illustrationen zum Text in Pinselzeichnung, mit Deckfarben koloriert (31r, 111v–112r, 112v, 115r, 115v–116r, 116v, 117r, 117v, 118r, 118v, 119r, 119v, 120r, 120v, 121r, 121v, 122r, 112v, 123r, 123v, 124r, 124v, 126r, 126v, 127r, 127v, 128r, 128v–129r, 129v, 130r, 130v–131r, 131v–132r, 133r, 133v–134r, 134v–135r, 135v–136r, 136v–137r, 137v–138r, 138v–139r, 139v, 140r, 140v, 141r, 141v–142r, 142v–143r, 143v, 144r, 144v–145r, 145v–146r, 146v–147r, 148v–149r, 149v–150r, 150v, 151r, 151v–152r, 152v–153r, 153v–154r, 154v–155r, 155v–156r, 156v–157r, 157v–158r, 158v, 159v–160r, 160v, 164r), drei weitere Illustrationen zu Beginn des Wappenteils (203v, 204v, 205r), vereinzelt größere Freiräume, bzw. leere Seiten (105v, 110rv, 132v, 148r, 183v, 211rv, 242v, 268v, 269rv, 270r, 276v) eventuell für Illustrationen oder Wappentafeln vorgesehen, 5*v Wappen Gebhard Dachers und seiner Ehefrau Ursula Ächtpigin in Blau und Silber, innerhalb des Textes insgesamt neun Wappen: sechs der Bürgermeister von Konstanz (12v, 47r, 54r [2], 78v [2]), drei von Erzbischöfen (101r, 102r, 102v), 205r–273v Wappenteil mit 780 Wappen.

Format und Anordnung:

Die Handschrift ist untergliedert in einen Text- und einen Bildteil (111v–164r). Einzig die Illustration zum Turnier des Grafen Friedrichs von Österreich mit dem Grafen Cilly wurde in den Textteil integriert (31r), von ihr ist allerdings nur die rechte Bildhälfte erhalten, da Blatt 30 fehlt. Ob die im Bildteil freigelassenen Seiten für weitere Illustrationen gedacht waren, ist nicht zu entscheiden (132v, 148r). Von den meist seitenfüllenden und ungerahmten Illustrationen wurden 26 als Doppelseite angelegt. Einige der zweiteiligen Bilder sind durch einen rahmenden Bogen verbunden (111v–112r, 142v–143r) oder von einem Architekturrahmen eingefaßt (143v, 144r). Nur ausnahmsweise werden Illustrationen in mehrere Register unterteilt (z. B. 155v–156r). Im Gegenteil: Themenkomplexe, die in anderen Exemplaren – z. B. der Konstanzer und der Wiener Handschrift (Nr. 26B.1.3. und Nr. 26B.1.8.) – in mehreren Registern angeordnet sind, werden hier mehrfach als Folge ganzseitiger Bilder präsentiert: die Fronleichnamsprozession (116v–122r), der Prozeß gegen Jan Hus und Hieronymus von Prag (122v–124r), das Fest der Wechsler von Florenz (128r–129r), das Begräbnis für den Kardinal von Bari (153v–155r).

Bildaufbau und -ausführung:

Die Handschrift stammt aus der Schreibstube Gebhard Dachers und ist mit den für seine Arbeiten typischen Pinselzeichnungen ausgestattet, die mit kräftigen, in mehreren Schichten aufgetragenen Deckfarben koloriert wurden (vgl. auch Nr. 26B.1.2., Nr. 26B.1.7. sowie Gebhard Dachers ›Konstanzer Chronik‹ Nr. 26A.9.1.). Kennzeichnend sind breite, flüssig gezeichnete Konturen mit schwarzem Pinsel und sehr sparsame Binnenzeichnung, nur bei Gewändern wird der Faltenwurf mit langen, geraden Parallelen angegeben. Es überwiegen vielfigurige Bilder, die oft nicht nur ganzseitig, sondern auch seitenfüllend angelegt sind. Die stark schematisierten Figuren mit kugeligen Köpfen und rundlichen Gesichtern nehmen oft die halbe Seitenhöhe oder mehr ein. Besonders bei Innenraumdarstellungen fällt die detaillierte Ausgestaltung der Flächen – bei Architektur durch Mauerwerk, Fliesen, Verglasung o. ä., bei Textilien wie Paramenten, Pferdedecken durch Ornamente oder Stoffmuster, so daß insgesamt der Eindruck eines starken Bedürfnisses nach flächenfüllender Gestaltung entsteht. Dabei ist die Raumdarstellung zwar nicht zentralperspektivisch angelegt, wirkt aber in sich schlüssig. In den seitengroßen, perspektivisch angeordneten Gruppen der Umzüge wie etwa der Fronleichnamsprozession ( 116v–122r) sieht Lilli Fischel (1959, S. 331 f.; 1964, S. 44 f.) einen deutlichen Reflex der Urschrift Ulrich Richentals, der sich auch in der Beibehaltung besonders altertümlicher Kostüme zeige.

Bildthemen:

Die Abfolge der Illustrationen wurde im Vergleich mit den anderen Handschriften stark verändert, einschneidender auch als in der im Bildprogramm verwandten New Yorker Handschrift (Nr. 26B.1.4.). So sind etwa die Illustrationen zum Begräbnis des Kardinals Landulf von Bari, dem Einzug König Sigismunds ins Münster, der Weihnachtsmesse, der Kerzenweihe und ihrer Verteilung sowie der Episode zur Goldenen Rose ans Ende der Bildfolge hinter die Darstellungen zur griechischen Messe gestellt. Vergleichende Bildthementabellen bei Kautzsch (1894b) S. 492–495; Wacker (2002) Anhang I; Buck (2004) S. 438–443; Auflistung der dargestellten Themen bei Wacker (2002) S. X f. Wie Wacker (2002, S. 226–231) hervorhebt, erfolgt durch die Umstellung eine Zuordnung der Ereignisse vom Pontifikat Johannes’ XXIII. zum Konzilspapst Martins V. Dessen Machtposition werde zudem durch die Darstellungen zur päpstlichen Pfründenverleihung (148v–149r) und der Krönung Sigismunds durch den Papst (149v–150r), die sonst nur im New Yorker Manuskript vorkommen (Nr. 26B.1.4.), besonders betont, während die Bedeutung König Sigismunds und mit ihr die der weltlichen Gewalt zurückgenommen werde. Eine explizite konziliaristische Tendenz sei nicht festzustellen, da z. B. die Illustration zur ersten Konzilssitzung im Münster fehle. Dagegen werden bei den Illustrationen zu den Prozessen gegen Jan Hus und Hieronymus von Prag die Angeklagten durch die Beigabe von Teufelsgestalten dämonisiert und ihnen die Ordnung stiftenden Gewalten gegenübergestellt, somit eine deutlich antihussitische Haltung artikuliert. Eine besondere Hervorhebung des Wappenteils ist ebenso wie in der zweiten illustrierten Konzilshandschrift aus Dachers Werkstatt zu beobachten (Nr. 26B.1.2.). Zusätzlich zum Bildprogramm der übrigen Handschriften sind drei Darstellungen zu Beginn des Wappenteils eingefügt: eine halbseitige Darstellung des knienden Papstes Johannes XXIII., die Hand zum Segen erhoben (203v), zwei ganzseitigen Illustrationen des thronenden Sigismund, einmal als Kaiser mit Herrschaftsinsignien, umgeben von den Wappen seiner Länder (204v), einmal ohne Insignien, stattdessen mit der für ihn typischen Pelzkappe, mit gesiegelter Urkunde in seiner Funktion als Richter (205r). Im Wappenteil finden sich wie im Exemplar aus St. Georgen (Nr. 26B.1.2.) zahlreiche Wappen orientalischer Herrscher (z. B. 243r–246v), der Hl. Drei Könige (248r), der Neun Helden (250v), aber auch ausgewählter Päpste (251r–252v). Die Imitation prachtvoller höfischer Manuskripte durch die Ausstattung und das Bildprogramm lassen nach Gisela Wacker als Adressaten den Adel aus dem Konstanzer Umkreis oder das aufstrebende Bürgertum vermuten.

Farben:

Bevorzugt gedeckte Mischtöne in Braunrosa, Rot, dazu Olivgrün, Blau, Grau, Gelb Schwarz.

Literatur:

Joseph A. Hanslik: Geschichte und Beschreibung der Prager Universitätsbibliothek. Prag 1851, S. 611; Dolch (1909) S. 123 f., Nr. 217. – Kautzsch (1894b) S. 446 f. 455–457. 476. 479 f.; Lehmann-Haupt (1929) S. 94 f.; Fischel (1959) S. 322 und passim, Taf. 3 (130v–131r); Fischel (1964) S. 43–45. 66 f., Farbtaf. III (130v), Abb. 19–21 (112v, 124r, 115v–116r); Zsigmond (1987) Kat. Nr. Zs 29, S. 42 f. mit Abb. (204v, 205r); Saurma-Jeltsch (1990) S. 52 Anm. 108; Konrad (1997) S. 116–120; Buchmalerei im Bodenseeraum (1997) Kat. KO 52 (Bernd Konrad), S. 297 f. mit Abb. (124r Ausschnitt); Buck (1998) S. 86–89; Schenk (2000) S. 87, Abb. 1. 2 (155v–156r, 156v–157r); Wacker (2002) S. 226–231, S. IX–XI, Abb. 10. 11. 31. 36. 38. 47. 49. 56. 73. 74. 76. 92. 106. 110. 117. 124. 151. 153 (153v–154r, 154v–155r, 117r, 115v–116r, 159v, 135v–136r, 31r, 130v–131r, 133r, 128r, 122r, 116v, 161v, 137r, 124r, 123v, 145r, 122v); Buck (2004) S. 411–443; Konrad (2005) o. S., Kat.Nr. 11 mit Farbabb. (126r); Wolff (2008) S. 66–68.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXVIa: 150r. Krönung Sigismunds zum König durch Papst Martin V.

Abb. 194: 15r. Bischof von Mainz vor dem König / Erhebung Adolfs II. von Kleve zum Herzog.

Abb. 195: 124v. Ulrich Richental, ›Chronik des Konstanzer Konzils‹: Verbrennung des Jan Hus.

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Taf. XXVIa.
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Abb. 194.
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Abb. 195.