26B.1.8. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3044
Bearbeitet von Kristina Domanski
KdiH-Band 3
Um 1475.
Konstanz (?).
Bis Mitte des 17. Jahrhunderts in der Benediktinerabtei Ochsenhausen in Oberschwaben (Holzschnitt, signiert H. L. = Hans Lützelburger, mit Wappen der Abtei Ochsenhausen im vorderen Innendeckel), danach Benediktinerkloster Lambach in Oberösterreich, Ende des 18. Jahrhunderts in die kaiserliche Bibliothek.
1a. | 1r–10r |
Zeichnungen des Kirchenschatzes der Benediktinerabtei Ochsenhausen unter Abt Christoph Spieß (1593–1605) angefertigt, (248r: disze hie obstehende Stückh send bey Regierung Herrn Abt Christophs gemacht worden)
11r–25v leer |
2. | 26r–244r |
Ulrich Richental, ›Chronik des Konstanzer Konzils‹
Handschrift W 26r–158r Text- und Bildteil, 159r–244r Teilnehmerlisten mit Wappen. |
1b. | 245r–248r |
weitere Zeichnungen des Kirchenschatzes der Benediktinerabtei Ochsenhausen
249r–253v leer |
Papier, [1] + 253 Blätter (von ehemals mindestens 275, jüngere Foliierung oben rechts berücksichtigt die Blattverluste nicht, es fehlen sieben Blätter nach Blatt 12, mehrere Blätter nach Blatt 14, nach Blatt 36, 48, 57, 60, 74, 76, 91, 101, 120, 123, 163, 169, 174 und 249 je ein Blatt, überwiegend mit Illustrationen, die Blätter 1–10 und 245–253 später beigebunden), 395 × 280–285 mm, Bastarda, ein Schreiber, einspaltig, 42–46 Zeilen, Initialen nur 26r in Rot ausgeführt, danach zwei- bis vierzeilige Freiräume an den Abschnittsanfängen.
alemannisch.
92 Bildseiten mit kolorierten Federzeichnung erhalten (30v, 31r–31v, 32r, 34v, 35r, 35v, 37r, 39r, 39v–40r, 44r, 44v–45r, 45v–46r, 48v, 57r–57v, 58r, 60v, 61r, 61v–62r, 65r, 65v, 71r–71v, 72r, 74v–76v, 81r, 81v, 82r, 84r, 86r–86v, 91v, 95v, 96v, 100v–101r, 101v, 102r, 102v, 103r, 103v, 104r [2], 106v, 108v, 109r, 109v, 111r, 112r, 112v, 116r–116v, 121r, 121v–122r, 122v–123r, 123v, 124r, 124v–125r, 125v, 126r, 126v, 127r, 127v–128r, 128v, 129r, 129v, 130r, 130v–131r, 131v–132r, 132v–133r, 144v, 146r, 147r, 147v–148r, 148v–149r), ein leer gebliebenes, halbseitiges, gerahmtes Bildfeld (83v). In den Text integrierte Wappendarstellungen: Wappen der sieben Kurfürsten (27r–28r), Wappen dreier Konstanzer Bürgermeister (37v), dreiseitige Wappentafel der Kardinäle und Patriarchen mit 33 Wappen (114v–115v), vierseitige Wappentafel der Papstwähler außer den Kardinälen mit 30 Wappen (117v–119r), zehnseitige Wappentafel mit 177 Wappen von Erzbischöfen und Bischöfen (138r–142r), knapp 450 Wappen in den Teilnehmerlisten 159r–244v, nur bis 175r ausgeführt, einige herausgeschnitten (164, 173). Textillustrationen einem Zeichner oder einer Werkstatt schwäbischer Herkunft zuzuschreiben.
Aufgrund der Blattverluste nach 36, 48, 57, 60, 74, 76, 91, 101, 120 und 123 sind einige Illustrationen nicht oder nur zur Hälfte vorhanden. Aus dem gleichen Grund ist eine über mehrere Seiten reichende Bildfolge nur für die Fronleichnamsprozession (74v–76v) erhalten, allerdings fehlen hier zwei Blätter. Überwiegend ganzseitige Illustrationen, gewöhnlich mit einfacher, mit dünner Feder gezogener Linie gerahmt. Bei doppelseitig angelegten Illustrationen sind die gegenüberliegenden Bildfelder einzeln gerahmt, so z. B. 61v–62r, 127v–128r und 147v–148r. In der Serie der Papstweihen (125v–130r) alle Illustrationen einzeln gerahmt, nur einige durch Rundbogen oder Arkaden einsehbar (125v, 126r). Bei den wenigen halb- oder dreiviertelseitigen Illustrationen (34v, 35r, 35v, 37r, 39r, 44r, 48v, 65v, 81r, 91v, 95v, 103v, 106v) zuweilen der Rahmen oben offen gelassen (37r, 44r, 48v), einige Illustrationen in Register untergliedert (81v, 86r, 86v). Auffällig ist, daß eine Reihe der doppelseitigen Illustrationen nicht wie in den übrigen Handschriften auf gegenüberliegenden Seiten, sondern auf die Recto- und Versoseite eines Blattes angeordnet wurden (31r–31v, 57r–57v, 71r–71v, 86r–86v, 116r–116v), eventuell aufgrund mangelnder Koordination zwischen Schreiber und Malern.
Bereits
Für Physiognomien wird besonders zu Beginn der Handschrift rote Tinte in feiner Strichelung eingesetzt. Daneben fällt die präzise, detailfreudige und perspektivisch schlüssige Wiedergabe von Architekturen und Innenräumen (z. B. 39v–40r, 125v oder 130r) oder innerstädtischen Räumen (91v, 112r oder 112v) auf, das Landschaftsterrain, das in kleinformatigen Illustrationen als Bühne dient, wird gleichfalls perspektivisch angelegt (etwa 34v, 39r, 48v).
Die auf stilistischen Vergleichen gründenden Datierungsvorschläge für die Handschrift schwanken: Während
Der Bildzyklus der Wiener Handschrift weist trotz der Fehlstellen einige Illustrationen auf, die in keiner der anderen Handschriften überliefert sind: 44r Ratsstube am See, 109v eine zweite Belehnung von Ungarn, 111r Sigismund begrüßt Ailly mit dem Ars, 112r Streit zwischen den Herzögen Heinrich und Ludwig von Bayern, 112v Friedensstiftung durch den König, 146r Turnier mit Beteiligung des Königs. Die Handschrift besaß ursprünglich wohl die umfangreichste Bildfolge; vergleichende Bildthementabellen bei
Die größte Übereinstimmung weist der Bildzyklus im Hinblick auf die Auswahl und Ikonographie mit der Konstanzer (Nr. 26B.1.3) und mit der nur fragmentarisch erhaltenen ehemals St. Petersburger Handschrift auf (Nr. 26B.1.5., bereits
Hauptsächlich verschiedene Rot- und Grüntöne, sowohl lavierend als auch deckend aufgetragen, dazu wenig Ocker für Holzteile sowie Blau.
Abb. 197: 39v. Eröffnung des Konzils.
Abb. 198: 40r. Eröffnung des Konzils.