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93.4. Marquard von Lindau, ›Auszug der Kinder Israel aus Ägypten‹

Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser

KdiH-Band 9

Marquards ›Auszug der Kinder Israel‹ ist eine allegorisch-mystische Auslegung der Flucht der Kinder Israel aus Ägypten und ihrer Wanderung durch Meer und Wüste in das Gelobte Land, die als Vergleich der menschlichen Flucht aus der Welt auf dem Weg zu Gott mit ihren Schwierigkeiten dient; zugleich aber legt das Werk in der Tradition von Richards von St. Viktor ›Benjamin minor‹ die Genealogie der Kinder Jakobs als Tugenden der Seele aus. Der breit überlieferte, als Lehrdialog zwischen einem Meister und einem Jünger angelegte Traktat (mindestens 77 Handschriften, dazu einige Drucke; vgl. Palmer [1983] S. 105−110 und Palmer [1985/87] Sp. 85f.) wurde häufig mit einem weiteren Werk Marquards, seiner ›Dekalogerklärung‹ (siehe unter Katechetische Literatur, Untergruppe 67.3.) kombiniert, die in einer ihrer Fassungen (B) wohl durch den Autor selbst zwischen die beiden Teile des ›Auszugs‹ integriert wurde.

Die Texte sind vielfach mit einfachen roten und blauen Fleuronné-Initialen (gelegentlich mit ausgesparten Ornamenten oder mit Drolerien) geschmückt (z. B. München, Cgm 461, 12v Initiale mit eingezeichnetem Gesicht; Cgm 5141 Zierinitialen mit kunstloser Füllung und Rahmung; München, Universitätsbibliothek, 4° Cod. ms. 482, 283r−343v grob verzierte Initialen, rote Traubengirlanden). In der Handschrift Straßburg, ms. 2933 (ehem. L. germ. 725.4o), elsässisch (geschrieben 1406? 1458?), mit beiden Texten (1r−109r) und danach weiteren Werken Marquards, ist im Vorderdeckel ein teilweise zerstörter farbiger Holzschnitt mit der Darstellung eines Gnadenstuhls eingeklebt (vgl. Greifenstein [1979] S. 11−13). Illustrationen mit Textbezug finden sich jedoch nur in zwei Handschriften: In der Dresdener Handschrift ist nur der ›Auszug‹ enthalten und nur mit einem Titelbild versehen, das den Auszug der Israeliten zeigt. In der Gießener Handschrift sind beide Texte illustriert, wobei die ›Dekalogerklärung‹ vorangestellt ist; auch der ›Auszug‹ wird hier mit mehreren Bildern begleitet, die den Gang der Ereignisse spiegeln. In einer dritten Handschrift mit beiden, ineinander gesetzten Texten (Karlsruhe, Cod. St. Blasien 11) sind Leerräume für Illustrationen dagegen nur für die ›Dekalogerklärung‹ vorgesehen.

Die reich illustrierte Historienbibel-Handschrift Solothurn, Cod. S II 43, enthält am Schluss (412va−450rb) auch Marquards ›Auszug‹, doch ist dort dieser Text nicht illustriert worden; siehe unter Historienbibeln, Nr. 59.2.6.

In der frühen Drucküberlieferung erscheinen ›Auszug‹ und ›Dekalogerklärung‹ voneinander getrennt. – Der ›Auszug der Kinder Israel‹ wurde jedoch dreimal zusammen mit Predigten und Traktaten Johannes Geilers von Kaysersberg gedruckt, in einem Sammelband (›Das Buch Granatapfel‹), wo er ohne Autornamen eingefügt und nicht von Geilers Schriften abgehoben wird. Marquards Werk wird hier in gleicher Weise wie die Werke Geilers mit einem Titelholzschnitt versehen; er zeigt den erfolgten Zug der Israeliten durch das Rote Meer und die Vernichtung von Pharaos Heer. Die Entwürfe zu den Holzschnitten des ältesten Drucks (Augsburg 1510) stammen von Hans Burgkmair; dieser Druck diente als Vorlage auch der Holzschnitte in den beiden Straßburger Drucken von 1511 und 1516, die von Hans Baldung Grien geschaffen wurden. − Zu Geiler vgl. auch Stoffgruppe 103. Predigten.

Zu einer Bilddarstellung in Zusammenhang eines Messtraktats, der auf einem weiteren Werk Marquards, seiner Messerklärung, basiert, vgl. unter Leben Jesu und Passion, Untergruppe 73.7. Nikolaus Schulmeister, ›Passionstraktat‹.

Editionen:

Eine moderne Ausgabe fehlt. – Textprobe des ›Auszugs‹ bei Stammler (1933) S. 22−24.