KdiH

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63.3.4. Klosterneuburg, Stiftsbibliothek, Cod. 1253

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1448/49 (Teil 1) / Mitte 15. Jahrhundert (Teil 2).

Lokalisierung:

Niederösterreich?

Besitzgeschichte:

Vermutlich erst nach 1852 aus unbekanntem Besitz in die Stiftsbibliothek gelangt (Kapeller [2015] S. 10).

Inhalt:
1. 1r–118r Jacobus de Theramo, ›Belial‹, deutsch
1r–112v Text, 113r–118r Register
2. 119r–145r ›Konstanzer Weltchronik‹
3. 145v–164r ›Antichrist-Bildertext‹
145v–159v Vom Antichrist
159v–162v Die Fünfzehn Zeichen vor dem Jüngsten Gericht
163r–164r Vom Jüngsten Gericht
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 165 + II* Blätter (moderne Foliierung, die das unbeschriebene Blatt zwischen 118 und 119 überspringt [118a]; ein Blatt fehlt zwischen 164 und 165, mehrere teilweise aus- oder angerissene Blätter 153, 160, 161, 162, 164; unbeschrieben: 118v, 118ar–v, 165r–v), 220–225 × 145 mm; vermutlich noch im 15. Jahrhundert aus zwei Teilen zusammengefügt. Teil 1 (1–118, Wasserzeichen siehe manuscripta.at 292): einspaltig, 27–33 Zeilen, ein Schreiber (Kolophon mit Tagesdatierung feria quinta ante festum sancti Michaelis [3. Oktober] denocte circa horam vndecimam, jedoch ohne Jahreszahl 112v), Bastarda, rote Überschriften, Strichel, Caputzeichen, Lombarden über zwei bis drei Zeilen und Unterstreichungen; Teil 2 (119–165, Wasserzeichen siehe oben): einspaltig, 35–38 Zeilen, ein Schreiber, Bastarda, rote Initialen über zwei bis drei Zeilen sowie einzeilige Lombarden (deren Zuschreibung an den Klosterneuburger Florator [Alois Haidinger: Studien zur Buchmalerei in Klosterneuburg und Wien vom späten 14. Jahrhundert bis um 1450. Diss. (masch.) Wien 1980, S. 92f.] wird von Kapeller [2015, S. 11] relativiert).

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Zahlreiche kolorierte Federzeichnungen zu Text 2, 66 von ehemals 69 Federzeichnungen zu Text 3, ganz oder fast ganz ausgerissen sind 160v unten, 162r unten, 162v unten. Bis 154v koloriert, danach nur noch schwach angetuscht. Ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Zum Antichrist in horizontal halbierter Seitenteilung je zwei ungerahmte Streifenbilder in Schriftspiegelbreite im Anschluss an den Bezugstext, das erste Bild (Jakob weissagt seinem Sohn Dan die Zukunft) allerdings versehentlich bereits vor Textbeginn im Anschluss an die vorausgehende ›Konstanzer Weltchronik‹ (145r, der eigentlich für dieses erste Bild vorgesehene Freiraum 146r bleibt leer); zu vergleichen ist hier New York, Spencer Ms. 100 (Nr. 63.3.6.), wo S. 33 ebenfalls im Anschluss an die ›Konstanzer Weltchronik‹ die ganz ähnlich der Jakobsdarstellung S. 34 aufgebaute Darstellung eines Mannes auf dem Sterbebett zu sehen ist, dort jedoch auch als Sterbebild Papst Urbans V. interpretiert werden kann, siehe Hamburger, in: Splendor of the Word (2005) S. 376–381. Zu den Fünfzehn Zeichen jeweils auf der rechten, in ihrer Höhe gedrittelten Seitenhälfte stets drei ungerahmte Bilder untereinander, dem stets links daneben stehenden Text zugeordnet. Zum Jüngsten Gericht eine ganzseitige ungerahmte Darstellung 164r, nach Abschluss des Textes 163v durch Schreiberspruch und Kolophon.

Bildaufbau und -ausführung:

Ohne Einfassung, auch das Schriftspiegelformat wird nur annähernd als »gedachte« seitliche Begrenzung aufgefasst. Menschliche Figuren freistehend ohne Boden, gedrungen und unproportioniert, Physiognomien meist stereotyp, zuweilen unfreiwillig komisch (147r oben: Antichrist). Durchgehend mit sparsamen Pinselstrichen in sehr durchscheinender beigegrauer Farbe laviert, wobei die Lavurstreifen vor allem bei menschlichen Figuren auch außerhalb der Konturlinie verlaufen, was eine schattenhafte Wirkung erzeugt. Anfangs zusätzlich flächig mit Wasserfarben unsauber koloriert, wobei vor allem bei grüner Kolorierung abschließend Linien mit kreidig wirkenden Farbstrichen nochmals nachgezogen wurden. Ab 155r ausschließlich mit beigegrauer Lavierung. Zeichnung einer wenig geschulten Hand.

Wagner (2016) vermutet in der Klosterneuburger Handschrift (oder einer Abschrift) die Vorlage für Berlin, Ms. germ. fol. 733 (Nr. 63.3.1.); zumindest eine unmittelbare Abhängigkeit dürfte aus qualitativen Gründen unwahrscheinlich sein. Cod. 1253 zeigt allerdings sehr enge Verwandtschaft mit Berlin, Ms. germ. fol. 733 und München, Cgm 426 (Nr. 63.3.5.), u. a. in der Kennzeichnung der Libyer und der die Mohren begleitenden Gefolgsmänner Gogs und Magogs als Wundervölker, wechselnde Bezüge gibt es jedoch auch zu anderen Überlieferungszeugen der Textkombination ›Konstanzer Weltchronik‹/›Antichrist-Bildertext‹ (siehe Bildthemen).

Bildthemen:

Siehe Bildthementabelle Einleitung der Untergruppe 63.3. Cod. 1253 teilt thematische Varianten insbesondere mit der New Yorker Handschrift (Beispiele siehe Nr. 63.3.6.); weitere Übereinstimmungen z. B. bei der Geburt des Antichrist: In beiden Handschriften ist eine Hebamme zu sehen, die in Analogie zur Bildlichkeit christlicher Apokryphen den Neugeborenen in einem Zuber wäscht (Klosterneuburg, 146r; New York, S. 35a); bei der Ankunft in Kapharnaum wird der Antichrist von einer Frau statt von einem Mann begrüßt (Klosterneuburg, 147v; New York, S. 36a). Es gibt jedoch auch Bezüge zu anderen Handschriften. Zum 9. Zeichen auf 161v ohne Textbezug eine Frau mit ausgebreiteten Armen (wie Berlin, Ms. germ. fol. 1714 [Nr. 63.3.2.]; New York, S. 50a: leeres grünes Terrain); das Weltgericht auf 164r besonders vielfigurig gestaltet (ähnlich München, Cgm 426 [Nr. 63.3.5.] und Berlin, Ms. germ. fol. 733 [Nr. 63.3.1.]): In der Mandorla thronend der Auferstandene mit zwei vom Gesicht ausgehenden Schwertern, links und rechts je ein Engel mit Leidenswerkzeug und ein weiterer mit gebogener Posaune, darunter knien links und rechts Maria und Johannes. Unten die Apostelreihe, in zwei Sechsergruppen einander zugewandt sitzend. Ganz unten vier geöffnete Gräber mit Auferstehenden.

Farben:

Olivgrün, Graubraun, Ocker, Beigegrau, Schwarz.

Literatur:

Hermann Pfeiffer / Berthold Černík: Catalogus codicum manu scriptorum, qui in bibliotheca Canonicorum Regularium S. Augustini Claustroneoburgi asservantur [handschriftl.]. [o.J., Anfang 20. Jh.], hier Bd. 6, S. 1072–1074. – Norbert H. Ott: Rechtspraxis und Heilsgeschichte. Zu Überlieferung, Ikonographie und Gebrauchssituation des deutschen ›Belial‹. München 1983 (MTU 80), S. 307f.; Gerhardt/Palmer (2000) K 16 d; Edith Kapeller: Codex 1253 der Stiftsbibliothek Klosterneuburg und Codex 365 (rot) der Stiftsbibliothek Göttweig. Zwei »Belial«-Handschriften des 15. Jahrhunderts und ihr Bezug zum Weltende. [Masterarbeit, masch.] Wien 2015; Wagner (2016) S. 32–36, Abb. 3 (162v).

Anmerkungen:

Zu Text 2 siehe Stoffgruppe 135.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XVb: 150r. Antichrist lässt Ritter aus dem Ei schlüpfen, Burg an einem Faden hängen, Hirsch aus dem Stein springen / Antichrist lässt Juden mit Glaubenszeichen versehen.

Abb. 63: 164r. Jüngstes Gericht.

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Taf. XVb.
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Abb. 63.